# taz.de -- Die Wahrheit: Die Pein der Hoppelitis
       
       > Es ist eine seltene, aber dennoch weit verbreitete Volkskrankheit: Vor
       > Ostern grassiert wieder die Angst vor Hasen.
       
 (IMG) Bild: Konfrontationstherapie mit Pelztieren: Überladene Ablenkung fördert das Verhältnis Mensch-Tier
       
       Das Frühjahr bedeutet nicht nur für Allergiker eine harte Prüfung, sondern
       befeuert auch eine der tierischen Urängste des Menschen: Die
       Leporidaephobie ist die Angst vor Hasen. Ob es beim Hasen nun die
       furchterregenden Schneidezähne sind oder das unkontrollierte Gehoppel ist
       oder die Vorherrschaft über den Garten, wo er einmal im Jahr seine Eier
       ablegt, ist nicht geklärt. Belegt aber ist die Angst des Menschen,
       versehentlich auf eines dieser Eier zu treten, denn das bedeutet
       viereinhalb Jahre Not und Pein – am Stück. Niemand hat dieses Thema besser
       behandelt als der japanische Kultregisseur Mikado Hasegawa in seinem
       Gruselschocker „Hashido – Wenn Hasen rasen“, bekannt auch als
       „Mümmelmania“.
       
       Streng genommen verhält es sich gerade andersherum, eher ist ja die
       Ängstlichkeit des Hasen sprichwörtlich. Erst im 18. Jahrhundert
       entwickelte sich aus der Redewendung „einen Hasenfuß mit sich führen“ die
       Variante „ein Hasenfuß sein“, was natürlich bedeutet: feige. Womit man der
       Feige unrecht tut, denn unter allen Maulbeergewächsen zeichnet sie sich
       fürderhin durch ihren Mut aus.
       
       Aber wozu führten Menschen zu damaliger Zeit einen Hasenfuß mit sich? Die
       Pfote galt als Glücksbringer, und bei Rockmusikern war es lange ein
       beliebter Brauch, eine Hasenpfote im Schritt der engen Hosen zu deponieren,
       um mehr Glück bei den Mädchen zu haben. Experten erkennen hier
       Zusammenhänge mit der Fruchtbarkeit. Bemerkenswert: Der alpine Volksmund
       bezeichnet Pistengirls gern als „Hasen“.
       
       Die Angst vor Hasen weist keinerlei Gemeinsamkeiten auf mit der legendären
       Angst des Kaninchens vor der Schlange. Überhaupt verwechseln viele beide
       Arten: Kaninchen kommen nackt und blind nach kurzer Tragezeit zur Welt,
       neugeborene Hasen sind länger unterwegs und schlüpfen wie aus dem Ei
       gepellt und starren einen mit offenen Augen an. Hasen sind Veganer,
       bekennende Nichtraucher und Nestflüchter. Ein ungarisches Sprichwort
       sagt: „Als Gott die Hasen machte, machte er auch die Büsche.“
       
       ## Hasenbeine lang ziehen
       
       Hasen haben mehrere Haken: Sie wecken bei vielen Menschen den Jagdinstinkt,
       nur zu gern will er ihnen eins hinter die Löffel geben oder die Hasenbeine
       lang ziehen. Als Braten ist er begehrt und der Appetit auf Hasenüsse, die
       er großzügig rund ums Nest zu verteilen pflegt, machen ihn zum
       Nahrungskonkurrenten.
       
       Die Ausdauer (Duracellitis) ist dem Jäger ein Rätsel, das nagende
       Unbehagen, die Geschwindigkeit – das Hasenpanier – bedeutet eine
       Herausforderung. Obendrein verbindet der Mensch mit dem Hasen die Angst,
       mit den ganzen Metaphern und Sprichwörtern durcheinanderzukommen und so
       einen Narren aus sich zu machen: Steht wirklich in der Bibel „Du sollst
       keine anderen Hasen neben mir haben“?
       
       Machen wir uns nichts vor: Die Angst vor Hasen entbehrt jeder Grundlage, es
       ist gerade in diesen Tagen an uns, baldmöglichst diese Hasenscharte
       auszuwetzen, denn genau da liegt der Hase begraben.
       
       11 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas C. Breuer
       
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