# taz.de -- 1.-Mai-Eklat in Südafrika: Mandela ist tot, der ANC stirbt
       
       > Von der Kritik zur offenen Konfrontation: Gewerkschafter und Linke wenden
       > sich von der regierenden ehemaligen Befreiungsbewegung ab.
       
 (IMG) Bild: Die Mitglieder der neugegründeten Gewerkschaft SAFTU geben sich besonders kämpferisch
       
       BLOEMFONTEIN taz | Seit Ende der Apartheid war die Allianz zwischen der
       Befreiungsbewegung ANC (Afrikanischer Nationalkongress), dem
       Gewerkschaftsdachverband (Cosatu) und der Kommunistischen Partei (SACP) der
       Sockel der politischen Stabilität Südafrikas. Seit Präsident Jacob Zuma
       immer unbeliebter wird, bröckelt diese Allianz – und seit dem Maifeiertag
       scheint sie endgültig zerbrochen zu sein.
       
       Die zentrale Cosatu-Großkundgebung zum 1. Mai, die in der Stadt
       Bloemfontein stattfand – dem historischen Geburtsort des ANC –, musste
       vorzeitig abgebrochen werden, nachdem der als Hauptredner vorgesehene
       Staatschef ausgebuht wurde und das Podium wortlos wieder verließ. Zuvor
       hatte es tätliche Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern Zumas
       gegeben.
       
       Auch bei Gewerkschaftskundgebungen in Durban und Polokwane wurden
       ANC-Redner von den Zuhörern feindlich empfangen. Cosatu hat sich vor Kurzem
       dem Ruf angeschlossen, dass Zuma zurücktreten solle. Diese Forderung hat
       seit einer kontroversen Regierungsumbildung Ende März an Fahrt aufgenommen
       und treibt immer neue Demonstrationen in Südafrika an.
       
       „Der ANC ist stur. Sehr stur sogar“, sagt ein Funktionär der Gewerkschaft
       des öffentlichen Dienstes Nehawu in Bloemfontein. „Wir haben ihnen vorab
       gesagt, dass wir keine Rede von Zuma wollen. Aber wegen der Arroganz Zumas
       und des ANC ist die Kundgebung zusammengebrochen.“
       
       ## Kompromisslos gegen Präsident Zuma
       
       Ein Vertreter der Kommunisten wird noch deutlicher. „Cosatu hat erklärt,
       dass Zuma nicht fähig ist, das Land zu führen, aber der ANC schmuggelt Zuma
       durch die Hintertür ein, um vor uns eine Rede zu halten. Das können wir
       nicht zulassen.“
       
       Diese kompromisslose Haltung hängt auch mit der Sorge zusammen, dass das
       Establishment von Cosatu sowie der als Minister für höhere Bildung
       amtierende SACP-Führer Blade Nzimande ihre Macht verlieren könnten. Bereits
       seit Jahren wirbt die linke ANC-Abspaltung EFF (Economic Freedom Fighters)
       um die schwarze Arbeiterklasse. Und vor wenigen Wochen wurde ein neuer
       linker Gewerkschaftsdachverband ins Leben gerufen: Saftu (Südafrikanischer
       Gewerkschaftsverband) mit 24 Mitgliedsorganisationen, an erster Stelle die
       mächtige Metallergewerkschaft Numsa. Geführt wird Saftu von Zwelinzima
       Vavi, der vor zwei Jahren wegen Kritik an Zuma abgesetzte ehemalige
       Cosatu-Generalsekretär.
       
       Vavi nutzte den 1. Mai, um seinen neuen Dachverband vorzustellen. Auf einer
       Kundgebung in Durban warf er Zuma und Nzimande vor, das Volk verraten zu
       haben. „Sie kämpfen nicht für die Interessen unseres Volkes, sondern für
       persönliche Interessen“, rief er. „Ruhet in Frieden, ANC und SACP! Endlich
       sieht unser Volk, wer ihr wirklich seid.“
       
       Vavi malte ein düsteres Bild Südafrikas 23 Jahre nach Ende der weißen
       Minderheitsherrschaft: ein Land mit neun Millionen Arbeitslosen und 14
       Millionen Hungrigen, in dem fast das gesamte Land im Besitz von Weißen ist.
       Er forderte die Verstaatlichung aller Bergbaureserven, kostenlose Bildung
       auf allen Ebenen und eine Anhebung des Mindestlohns von 3.500 auf 12.500
       Rand (845 Euro).
       
       Im Falle eines Rücktritts von Zuma würde der ANC zunächst weiter nach
       rechts rücken, fürchtet die neue Opposition. Aussichtsreichster
       Nachfolgekandidat ist Cyril Ramaphosa, einer der reichsten schwarzen
       Geschäftsleute Südafrikas.
       
       4 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Savious Kwinika
       
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