# taz.de -- Arbeitszeit von LehrerInnen: Teilzeit auch am Nachmittag
       
       > Die Berliner Bildungsverwaltung setze ein Urteil zu Teilzeitarbeit nicht
       > um, kritisieren BeschäftigtenvertreterInnen. Dabei verlangt die
       > Verwaltung selbst Frauenförderung.
       
 (IMG) Bild: Teilzeitarbeit ist an Schulen nicht leicht umzusetzen
       
       Wer in Teilzeit arbeitet, tut dies meist aus einem guten Grund – etwa, weil
       kleine Kinder zu Hause warten. Nachmittägliche Konferenzen, die keine
       Rücksicht auf Kita-Schließzeiten nehmen, werden da schnell mal zum Problem.
       2015 urteilte das Bundesverwaltungsgericht deshalb im Hinblick auf
       LehrerInnen: Das Recht auf Teilzeit muss auch nach Unterrichtsschluss
       gelten.
       
       Doch die Senatsbildungsverwaltung setzt den richterlich verbrieften
       Rechtsanspruch weiterhin nur zögerlich in die Tat um – und diskriminiert so
       vor allem die weiblichen Lehrkräfte, die 84 Prozent der rund 8.000
       TeilzeitlehrerInnen im Land Berlin ausmachen. „Die konkreten Empfehlungen“
       zur Umsetzung des Teilzeiturteils blieben „vage und unter den Vorgaben des
       Frauenförderplans“, kritisierten Beschäftigtenvertreterinnen vergangene
       Woche in einer Mitteilung an ihre KollegInnen.
       
       ## Frauenförderplan ignoriert
       
       Bereits im März hatten die Frauenvertreterinnen in den Bezirken
       Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf in einem Offenen Brief
       bemängelt, dass man im Haus von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD)
       beinahe zwei Jahre nach dem Urteilsspruch noch immer keine Anweisungen
       ausgearbeitet habe, wie das Recht auf Teilzeit in den Lehrerzimmern denn
       eigentlich konkret umgesetzt werden soll.
       
       Nun liegt den Schulleitungen zwar inzwischen ein Papier „Empfehlungen für
       den Einsatz teilzeitbeschäftigter Lehrkräfte vor“. Doch diese bleiben im
       Detail hinter dem zurück, was der Frauenförderplan von Scheeres’ Verwaltung
       an „verbindlichen Maßnahmen“ für die berufliche Gleichstellung im
       Schuldienst einfordert: zum Beispiel bis zu zwei unterrichtsfreie Tage pro
       Woche – das Papier der Bildungsverwaltung sieht nur einen halben bis einen
       Tag vor. Auch „familienfreundliche Regelungen bei außerunterrichtlichen
       Veranstaltungen und Aktivitäten“ sieht der Frauenförderplan vor.
       
       Wie diese Familienfreundlichkeit allerdings konkret mit den
       „Notwendigkeiten des Schulbetriebs in Einklang“ zu bringen ist, sollen
       weiterhin allein die Schulleitungen entscheiden. Damit ziehe sich die
       Bildungsverwaltung aus der Verantwortung, kritisieren die
       Beschäftigtenvertreterinnen. Denn natürlich gibt es Dinge wie
       Klassenfahrten, Elternabende und Schulfeste, die sich nun mal schlecht als
       Teilzeitaktivitäten organisieren lassen.
       
       Als Kompensation, so die Forderung aus Tempelhof-Schöneberg, soll die
       Bildungsverwaltung reguläre „Ermäßigungsstunden“ für TeilzeitlehrerInnen
       festschreiben. Den Stundenausfall im Klassenzimmer sie dann allerdings mit
       mehr Stellen kompensieren. Doch qualifizierte Lehrkräfte sind rar, und
       Personal kostet Geld: Ein Grund, weshalb man diese „für alle gerechte
       Lösung“ wohl nicht wolle, heißt es.
       
       ## Kolat soll Druck machen
       
       Deshalb appelliert man nun an die Schulleitungen, diese
       „Ermäßigungsstunden“ bei der Bildungsverwaltung einzufordern: „Ohne Druck
       der Schulen wird sich nichts verändern.“ Eine andere, die Druck machen
       könnte, ist Dilek Kolat (SPD), die als Senatorin auch für Gleichstellung
       zuständig ist. Man lasse den Sachverhalt prüfen, lässt ihr Sprecher
       mitteilen: „Grundsätzlich ist hier aber die Schulverwaltung zuständig.“
       
       Doch dort hält man sich offenbar nicht unbedingt an „verbindliche
       Maßnahmen“ zur Frauenförderung, die man selbst beschlossen hatte. Die
       LehrerInnen müssen das Druck machen wohl selbst übernehmen.
       
       9 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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