# taz.de -- Confed-Cup in Russland: Kritische Berichte verboten
       
       > Kreml und Fifa wollen, dass Journalisten beim Confed-Cup in Russland
       > ausschließlich vom Turnier berichten. Beim DFB regt sich Kritik.
       
 (IMG) Bild: Hand in Hand: Wladimir Putin und Gianni Infantino
       
       BERLIN/MOSKAU taz/dpa | Schöne bunte Fußballwelt: Beim Confederations Cup
       in diesem Sommer ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft will Russland
       in bestem Licht erscheinen. Berichte über [1][eventuelle Proteste] oder
       [2][Menschenrechtsverletzungen] würden da nur stören. Akkreditierte
       Journalisten sollen deshalb nur auf den grünen Rasen schauen – so verlangen
       es die Richtlinien in den Akrreditierungsunterlagen.
       
       Nun ist Russland wegen möglicher Einschränkungen bei den
       Medien-Akkreditierungen jedoch in die Kritik geraten. „Es wäre ein
       wichtiges Signal für die WM 2018, wenn schon beim Vorbereitungsturnier das
       russische Organisationskomitee deutlich macht, dass es keine
       Einschränkungen der Pressefreiheit gibt“, sagte [3][DFB-Präsident Reinhard
       Grindel der Bild-Zeitung]. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)
       kündigte an, dass er sich bei der Fifa-Councilsitzung am 9. Mai in Bahrain
       dafür einsetze, dass die Journalisten beim Confed Cup frei berichten
       können.
       
       In den Akkreditierungsbedingungen wird darauf hingewiesen, dass
       Journalisten ausschließlich über das Turnier und „damit verbundene
       Ereignisse berichten“ und nur „auf dem Gebiet der Spielorte und
       nahegelegener Sehenswürdigkeit tätig sein“ dürfen. Solche Einschränkungen
       hatte es bei früheren Turnieren nicht gegeben.
       
       Der Fußball-Weltverband Fifa brauchte am Dienstag eine Weile um sich zu
       sortieren. Am Nachmittag kam dann ein eher schwammiges Statement aus
       Zürich: „Journalisten, die eine Fifa-Akkreditierung für den Fifa
       Konföderationen-Pokal erhalten, können an den Spielorten und in den
       umliegenden Gebieten ohne jede Einschränkung frei arbeiten“, hieß es.
       
       In der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ nimmt
       Russland Platz 148 ein. Für die Arbeit in Russland können ausländische
       Journalisten aber auch eine Akkreditierung beim Außenministerium in Moskau
       beantragen.
       
       ## „Bedingungen einer Diktatur“
       
       Unterdessen hat [4][der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) die Fifa am
       Dienstag heftig kritisiert]: Er forderte den Weltfußballverband auf, die
       Akkreditierungsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten zum
       Confederations-Cup in Russland „radikal zu überarbeiten“. „Das sind die
       Bedingungen einer Diktatur, die Angst davor hat, dass in den Medien
       kritische Berichte über das politische, wirtschaftliche und soziale Umfeld
       der Spiele erscheinen könnten“, heißt es in einem Brief des DJV an
       Fifa-Chef Gianni Infantino.
       
       Das Fußballturnier findet vom 17. Juni bis 2. Juli statt und gilt als
       Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2018. Auch die deutsche
       Fußball-Nationalmannschaft nimmt daran teil. [5][Die Bild-Zeitung kündigte
       an], „keine Reporter zum Confed-Cup zu schicken, solange dieser Zensur
       gilt“.
       
       Politiker mehrer Parteien äußerten sich am Dienstag: Unionsfraktionschef
       Volker Kauder (CDU) kritisierte die möglichen Einschränkungen für Medien
       scharf. „Es muss klipp und klar sein: Sportberichterstattung und Geld
       verdienen kann nicht auf dem Rücken der Pressefreiheit erkauft werden“,
       sagte Kauder vor einer Sitzung der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag.
       
       SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann nahm via Bild-Zeitung Bundeskanzlerin
       Angela Merkel in die Pflicht: „Presse- und Meinungsfreiheit muss über
       Grenzen und Themen hinweg gelten – auch bei der Sportberichterstattung. Das
       sollte Frau Merkel dem russischen Präsidenten klar machen.“ Ähnlich äußerte
       sich Katrin Göring-Eckardt, die Fraktionsvorsitzende der Grünen:
       „Deutschland kann es nicht einfach hinnehmen, wenn Putin die Pressefreiheit
       mit Füßen tritt.“
       
       Und die Russen? Witali Mutko, seineszeichens Vizeregierungschef und
       Fußballverbandsboss in Personalunion, kann kein Problem erkennen.
       „Journalisten wird beim Confederations Cup nicht verboten, über irgendetwas
       zu schreiben. Sie können schreiben, worüber sie wollen“, sagte er in St.
       Petersburg der Agentur Tass zufolge. Eine Rücknahme der umstrittenen
       Akkreditierungsregeln stellte er aber nicht in Aussicht.
       
       25 Apr 2017
       
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 (DIR) [4] https://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-download/pressemitteilungen/detail/article/djv-schreibt-an-infantino.html
 (DIR) [5] http://www.bild.de/news/standards/bild-kommentar/bild-boykottiert-putins-turnier-51431116.bild.html
       
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