# taz.de -- Dortmund siegt im DFB-Pokalfinale: Ganz große Harmonie
       
       > Borussia Dortmund gewinnt das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt.
       > Das ist womöglich ein geglücktes Abschiedsgeschenk von Trainer Tuchel.
       
 (IMG) Bild: Feierrunde: Borussia Dortmund nach dem gewonnenen Pokalfinale im Berliner Olympiastadion
       
       BERLIN taz | Am Ende dieses heißen Sommertags bespritzten sich die
       Dortmunder Pokalsieger mit Wasser, ihr Trainer Thomas Tuchel sprach wenig
       später im stickigen Pressesaal des Berliner Olympiastadion von Weihnachten:
       „Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber ich freue mich an Weihnachten
       am meisten darüber, wenn alle glücklich sind. Mir geht es immer am besten,
       wenn alle glücklich sind.“ So ging es ihm wohl auch an diesem Abend, er
       genoss vor allem das Glück seiner Spieler.
       
       Mit diesem brüsken jahreszeitlichen Sprung wollte er wohl auch zeigen, wie
       harmonisch es um die Beziehung zwischen Team und Trainer bestellt ist.
       Tuchel ist daran auch wegen einiger in Umlauf gebrachten Gerüchte sehr viel
       gelegen. Das gegen Frankfurt gewonnene Endspiel war aus Tuchels Sicht der
       finale Beweis dafür, wie gut das Klima zwischen ihm und den Dortmunder
       Profis ist. „Wir haben eine ganz besondere Saison noch einmal gekrönt. Das
       ist nur möglich, wenn die Mannschaft dem Trainer vertraut und umgekehrt.“
       Tatsächlich war es kurios, wie der frisch gekürte Pokalsiegertrainer auch
       kurz nach dem großen Erfolg um sein Ansehen und seine Zukunft in Dortmund
       kämpfte. Für ihn ist klar: Er will dort weiter arbeiten.
       
       In dieser Woche wird zeigen, ob die Kluft, die zwischen ihm und
       Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dem Mordanschlag auf den
       Dortmunder Mannschaftsbus entstanden ist, noch zu überbrücken ist. Große
       Erwartungen an die Gespräche im Verein, so Tuchel, habe er nicht.
       „Mindestens ergebnisoffen“, so schätzt er die Verhandlungen um seine
       Chancen auf Weiterbeschäftigung ein. Da klingt schon Abschied durch.
       
       Vielleicht hat es Tuchel zuletzt mit seinen rosaroten
       Zustandsbeschreibungen ein wenig übertrieben. Am Samstag jedenfalls hatte
       Kapitän Marcel Schmelzer keine Lust mehr, sich in Zurückhaltung zu üben.
       Als einer der letzten Dortmunder Profis verließ er um Mitternacht das
       Stadion. Und er äußerte sich erstaunlich offensiv zu der
       Personalentscheidung seines Trainers, Nuri Sahin für das Finale aus dem
       Kader zu streichen: „Mich hat das sehr geschockt, weil ich es einfach nicht
       verstehe.“ Sahin habe bereits bewiesen, dass er bestens den im defensiven
       Mittelfeld ausgefallenen Julian Weigl ersetzen könne. Tuchel hatte seine
       Maßnahme mit der Kopfballstärke der Frankfurter und ihrer Vorliebe für
       lange Bälle begründet. Dass er Sahin nicht einmal einen Platz auf der Bank
       reservierte, zeugt aber durchaus von seiner Kompromisslosigkeit.
       
       ## Tuchel traf die richtige taktische Entscheidung
       
       Nun könnte man nach drei missglückten Finalteilnahmen in Serie diesen
       Pokalsieg als geglücktes Abschiedsgeschenk Tuchels betrachten. Nachdem sich
       die Dortmunder nach einer hervorragenden Anfangsviertelstunde und dem
       Führungstor von Ousmane Dembélé aus unerfindlichen Gründen das Spiel von
       den Frankfurtern aus der Hand nehmen ließen und in der Halbzeitpause
       Schmelzer und Marco Reus verletzt ausgetauscht wurden, traf Tuchel die
       notwendigen richtigen personellen und taktischen Entscheidungen.
       
       Matthias Ginter etwa, der im defensiven Mittelfeld wenig überzeugen konnte,
       wurde in die Abwehr versetzt. Und auch andere Disbalancen im
       Abwehrverhalten, die Eintracht Frankfurt in der ersten Hälfte den Ausgleich
       durch Ante Rebic als auch einen Pfostenschuss durch Haris Seferovic
       ermöglicht hatten, konnten beseitigt werden.
       
       Die Dortmunder kontrollierten die Partie immer besser. Und doch hätte das
       Elfmetertor von Pierre-Emerick Aubameyang beinahe nicht zum Sieg gereicht.
       Sokratis hätte in der 89. Minute beinahe zum Eigentor getroffen. Selbst
       Tuchel sagte: „Ich dachte, der wäre drin.“ Dieses Auf und Ab, diese
       Mischung aus genialen Momenten und tölpelhaften Fahrlässigkeiten, diese
       Fähigkeit, sich jederzeit wieder selbst um den Erfolg bringen zu können,
       spiegelte komprimiert noch einmal den Verlauf der ganzen Saison dieser
       entwicklungsfähigen Mannschaft wieder. Der Pokalsieg könnte also ein
       schönes und versöhnliches Abschiedsgeschenk von Thomas Tuchel sein, aber es
       wird immer der Eindruck bleiben, dass er in großer Eile am Ende nicht ganz
       fertig geworden ist.
       
       28 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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