# taz.de -- Merkel-muss-weg-Demo: Spaß, Protest und Rechtsextreme
       
       > Am Wochenende ist viel los: Die rechte „Merkel muss weg“-Demo wagt sich
       > bis an den Rand von Kreuzberg. Und dann gibt es noch den „Zug der Liebe“.
       
 (IMG) Bild: Protest gegen Merkel-muss-weg-Demo im März
       
       Manchmal macht es Spaß, in Berlin gegen Nazis auf die Straße zu gehen: Vor
       zwei Wochen etwa, als bei strahlendem Sonnenschein Tausende
       Gegendemonstranten erfolgreich einen Aufmarsch der Identitären Bewegung
       (IB) blockierten und dabei zwischen Weddinger Anwohnern, Antifa-Kids und
       Sitzblockierern ein ganz eigenes Kiezgefühl entstand.
       
       Die Proteste gegen die „Merkel muss weg“-Aufmärsche waren bisher meist
       weniger motivierend. Im März 2016 zog unter diesem Motto zum ersten Mal
       eine Mischung aus Pegida-Fans, Neonazis, Verschwörungstheoretikern und
       AfD-Anhängern durch Berlin. 2.500 waren es damals, ein Schock für die
       Stadt. Alle paar Monate versucht Enrico Stubbe, Marzahner Rechtsextremist
       und Organisator der Proteste, mit einem weiteren Aufmarsch an diesen Erfolg
       anzuknüpfen. Das gelang ihm zwar nie – die Teilnehmerzahlen gingen von Mal
       zu Mal zurück, insbesondere die weniger fest im Neonazispektrum
       verankerten Demonstranten brachen weg. Aufgeben will Stubbe aber nicht,
       und so müssen sich Antifaschisten am Samstag schon zum sechsten Mal mit
       einer „Merkel muss weg“-Demonstration auseinandersetzen.
       
       Die Teilnahme an den Gegenprotesten und auch die Aufmerksamkeit für diese
       war bisher eher gering – erst mal erstaunlich, angesichts der Tatsache,
       dass hier auch zuletzt noch mehrere hundert Neonazis durch die Stadt zogen.
       Dafür gibt es allerdings mehrere Gründe: Anders als in Kreuzberg oder im
       Wedding konnten die Proteste gegen die „Merkel muss weg“-Demo, die stets
       vom Hauptbahnhof durch Mitte zog, bisher nur wenig auf Unterstützung aus
       der Anwohnerschaft zählen. Und dass es sich bei einem guten Teil der
       Demonstranten wirklich um Neonazis und nicht nur rechte Merkel-Gegner
       handelt, ist anders als bei NPD-Demos oder auch der Identitären Bewegung
       nicht auf den ersten Blick zu erkennen.
       
       Am Samstag könnten die Dinge allerdings besser laufen als die letzten Male:
       Die Mobilisierung der Neonazis läuft so schlecht wie nie zuvor: Keine 800
       Menschen haben bei Facebook ihre Teilnahme erklärt. Und die Erfahrung der
       bisherigen Veranstaltungen zeigt, dass sich die virtuellen Teilnehmerzahlen
       in diesem sehr netzaffinen rechten Spektrum am Ende nicht ansatzweise auf
       die Straße übertragen lassen. Auch die Route könnte die Gegenproteste eher
       verstärken: Die Rechten wollen bis zum Checkpoint Charlie ziehen, so nah an
       Kreuzberg wagten sie sich bisher noch nie.
       
       Pläne für Gegenaktivitäten gibt es jedenfalls genug: Das Berliner Bündnis
       gegen Rechts ruft zu einer Demonstration auf, die um 13 Uhr am Rosenthaler
       Platz beginnen und von dort zum Hauptbahnhof führen soll, wo sich ab 15 Uhr
       die Rechtsextremen versammeln. Eine Anwohnerinitiative aus der Spandauer
       Vorstadt will mit mehreren Gegenkundgebungen verhindern, dass die
       Demonstration wie bei den beiden letzten Malen erneut durch ihre
       Nachbarschaft ziehen könnte. Und am Monbijouplatz protestiert ein
       Bündnis aus Kirchen und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
       
       Ebenfalls durch Berlin zieht an diesem Samstag der „Zug der Liebe“. Schon
       im letzten Jahr fielen die Technoparade und ein „Merkel muss weg“-Aufmarsch
       auf denselben Tag, damals hatte sich die Gegendemo das erste Stück der
       Route mit den Ravern geteilt. Diese direkte Kooperation gibt es diesmal
       nicht. Das habe aber rein praktische Gründe, sagt „Zu der
       Liebe“-Veranstalter Jens Schwan: Der Rosenthaler Platz sei für den Zug als
       Auftaktort nicht groß genug, stattdessen wolle man vom Mauerpark starten.
       Solidarisch mit den Gegenprotesten sei man aber in jedem Fall, auch wenn in
       diesem Jahr ein anderes Thema im Fokus der sich explizit als politisch
       verstehenden Parade stehe, nämlich die Pressefreiheit. Das sei nötig,
       angesichts der vielen etwa in der Türkei inhaftierten Journalisten, aber
       auch der rechten Stimmungsmache gegen Medien in Deutschland.
       
       Also doch noch ein Bezug zu den anderen Ereignissen des Tages:
       „Lügenpresse“-Rufe sind auch auf den „Merkel muss weg“-Demos sehr populär.
       
       30 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malene Gürgen
       
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