# taz.de -- Kommentar Brexit-Missverständnisse: Vom Kontinent abgeschnitten
       
       > Europa mokiert sich gerne über Großbritannien, das angeblich nicht weiß,
       > wie es den Brexit vollziehen will. Es ist das reinste Sommertheater.
       
 (IMG) Bild: Premierministerin May stellt klar: Mit dem Brexit endet die Personenfreizügigkeit
       
       Es gehört zum guten europäischen Ton im Sommer 2017, sich über den Brexit
       zu mokieren: Die Briten wüssten nicht, was sie wollen, ist oft zu hören,
       und Premierministerin Theresa May sei so geschwächt, dass es keinen klaren
       Kurs mehr gebe. In EU-Kreisen wird gerne behauptet, die Briten hätten keine
       klare Position, auch wenn sie eine haben.
       
       Die EU hat demgegenüber natürlich immer eine klare Position. Sie ist ja ein
       mächtiger, geschlossener Staatenbund, dessen 27 Mitglieder immer einer
       Meinung sind, und Großbritannien nur eine zerstrittene und verwirrte Insel
       – am Rande des Bürgerkriegs, wie man neulich in einer deutschen
       Tageszeitung für kluge Köpfe lesen durfte.
       
       Nun hat also ein May-Sprecher gesagt, dass mit dem Brexit auch die
       Personenfreizügigkeit ende. Dies wurde prompt als Neuigkeit vermeldet.
       Dabei ist es erstens eine Selbstverständlichkeit und zweitens schon sei
       Januar ausdrücklich britische Regierungspolitik. Übergangszeiten nach dem
       Brexit gehören ebenfalls dazu. Auch dies scheint in den sommerlichen
       Presseberichten, die jede Ministeräußerung aus London über Übergangszeiten
       zur Kehrtwende erklären, in Vergessenheit geraten zu sein.
       
       Natürlich gibt es in Großbritannien unterschiedliche Politiker mit
       unterschiedlichen Meinungen; dies soll zuweilen auch in anderen EU-Staaten
       vorkommen. Aber die britische Brexit-Position ist klar: Im März 2019 treten
       wir aus, Neuregelungen danach treten in Kraft, wenn sie fertig sind, und es
       wäre gut, darüber mal zu reden.
       
       Solange aber die EU lieber darüber redet, dass London sich nach dem
       EU-Austritt per Vorauszahlung am EU-Budget zu beteiligen hat und dass für
       britische Einwanderungsgesetze keine britischen Gerichte zuständig sein
       dürfen, sondern nur die der EU, so lange werden die Brexit-Verhandlungen
       vor allem aus Leerlauf bestehen. Und man wird weiter aus dem Kontinent auf
       London zeigen und sagen: Die wissen ja gar nicht, was sie wollen.
       
       1 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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