# taz.de -- Champions League in Leipzig: Is da was?
       
       > In Leipzig findet zum ersten Mal ein Champions-League-Spiel statt. Doch
       > Begeisterung mag vor dem Spiel gegen Monaco nicht aufkommen.
       
 (IMG) Bild: Neue Bühne: Timo Werner darf jetzt auch Europapokal spielen
       
       LEIPZIG taz | Sie sind wie immer zu spät. Die vom Verein veranschlagten
       Zeiten, zu denen RB seine öffentlichen Einheiten beginnt, stimmen schon
       eine Weile nicht mehr. Egal, an Lappalien muss man sich nicht wirklich
       gewöhnen, die nimmt man einfach hin.
       
       Zwanzig Minuten später scheuchen Ordner die zwanzig Zuschauer davon.
       Geheimtraining. In zwei Tagen ist schließlich Champions League. Stimmt ja,
       Monaco kommt Mittwoch zu Besuch (20.45 Uhr, exklusiv bei Sky), erstes
       Gruppenspiel sowie erstes Europapokalspiel in der Vereinsgeschichte.
       
       Und auch für Leipzig ist es ein Debüt, das erste Champions-League-Spiel
       überhaupt. Die Stadt hat ihre letzte europäische Partie vor 29 Jahren
       erlebt. Vor dem Fall der Mauer. Gegner war der SSC Neapel. Diego Maradona
       war in der Stadt, um gegen den 1. FC Lokomotive zu spielen.
       
       Ist also nicht alltäglich, was RB und Leipzig bevorsteht. Nur merkt man das
       in diesen Tagen keinem so richtig an. Dem Verein nicht, den Menschen auch
       nicht. Die Vertriebenen trotteten genügsam davon, RB trainierte in
       Seelenruhe und der Verein postete gleichzeitig auf seiner Webseite noch
       einmal ein Plakat vom Spiel gegen den französischen Meister. Oben stand:
       „Expedition Europa“. Unten: „fürstlicher Empfang.“ Dazwischen waren fünf
       RB-Spieler zu sehen, nette Burschen, keine Kampfansage also. Adel
       verpflichtet? Neben den Post hatte der Klub geschrieben: „Nur noch wenige
       Restkarten“.
       
       Das freilich war leicht untertrieben und spiegelte eine rätselhafte
       Trägheit in der Stadt wider. Als käme ein Verein wie Augsburg oder Mainz zu
       Besuch. Schon okay, aber muss man da unbedingt hin? 42.000 Zuschauer passen
       in die Arena, das ist deutscher Durchschnitt. 3.000 Sitze im Gästerang sind
       blockiert. Bleiben 39.000. Tausend davon waren am Montag noch nicht
       verkauft.
       
       Das müsste man sich an anderen Fußballstandorten mal vorstellen. Normal
       wäre das nicht. Aber was ist schon normal an den beiden Ufern des
       Elsterflutbeckens, wo sich Stadion und Akademie des ehrgeizigen Klubs
       gegenüberstehen?
       
       Mit einer beachtlichen Unaufgeregtheit geht der Vorjahresaufsteiger und
       sein Publikum in das erste von Minimum sechs Champions-League-Spielen. Als
       wär’s Routine. Unmittelbar nach der Auslosung, die den Debütanten eine
       Gruppe mit Monaco, Porto und Beşiktaş Istanbul einbrachte, trug der
       Vereinsvorsitzende Oliver Mintzlaff seine Einschätzung vor.
       
       Er konnte eine gewisse Wehmut nach Partien in England oder Spanien nicht
       verhehlen: „Wir sind nicht unglücklich über die Gruppe!“ Wirklich nicht?
       Anderntags kommentierte Sportdirektor Ralf Rangnick die Kontrahenten: „Wir
       haben gesagt, dass es wichtig wäre, logistisch gute Gegner zu kriegen.“
       Also nicht Moskau oder Qarabağ. „Wir sind zufrieden.“ Und Trainer Ralph
       Hasenhüttl? Sagte: „Wenn ich ehrlich bin, interessiert mich die Champions
       League gerade nicht so sehr.“
       
       Das war zwei Tage vor der Partie gegen Freiburg. RB gewann die Partie mit
       4:1, Fehlstart, nach dem 0:2 auf Schalke zum Liga-Auftakt, abgewendet. Zwei
       Wochen darauf ging’s nach Hamburg, wieder gewonnen (2:0). Jetzt also: AS
       Monaco! Erstmals ließ Hasenhüttl sich auf Fragen nach dem Premierengegner
       in der Champions League ein. Ob er ihn kenne? „Nein“, sagte der
       Österreicher, er habe noch keine Minute gesehen. „Daran sieht man, dass wir
       immer nur an die nächste Partie denken.“
       
       So kann man das halten, Vereine mit Selbstbewusstsein beschäftigen sich mit
       Gegnern per se erst, wenn es wirklich nottut. Doch dass ein Funke in die
       ohnehin so nüchterne Stadt mit dieser Haltung offenkundig nicht
       übergesprungen ist, wird den Klub womöglich noch beschäftigen, wenn die
       Partie längst vorüber ist.
       
       Vielleicht aber braucht auch das in Leipzig eben einfach seine Zeit. Die
       Hymne der Champions League könnte beide, Stadt und Klub, aus dem
       Gefühlsstau reißen. Wer weiß. Einer jedenfalls ahnte, dass das am Mittwoch
       vieles werden kann – Sieg vielleicht, historischer Flutlichtabend – aber
       keinesfalls etwas Alltägliches: Diego Demme. Der Mittelfeldspieler meinte:
       „Wenn ich die ersten Töne höre, bekomme ich bestimmt ’ne Gänsepelle.“
       
       12 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Henkel
       
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