# taz.de -- Neue Abgasnorm für Dieselfahrzeuge: Noch kein sauberer Diesel zugelassen > Seit September gilt die neue Schadstoffnorm Euro 6d. Doch davon ist > bisher nichts zu merken. Noch nicht einmal Anträge wurden gestellt. (IMG) Bild: Von der neuen Schadstoffnorm ist noch nichts zu merken BERLIN taz | Wer als Diesel-Käufer wirklich vor künftigen Fahrverboten wegen überhöhten Stickoxid-Ausstoßes geschützt sein will, solle beim Kauf auf die neue Abgasnorm Euro 6d achten, so ist derzeit überall zu hören. Zu kaufen gibt es Fahrzeuge mit dieser Norm aber nicht – und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Denn obwohl Euro 6d seit Anfang September für neu entwickelte Diesel-Modelle vorgeschrieben ist, sind bisher noch nicht einmal entsprechende Typgenehmigungen beantragt worden. Das Bundesverkehrsministerium teilte am Montag mit, dass bis zum 6. September beim zuständigen Kraftfahrtbundesamt kein Antrag eingegangen sei. Über die Zeit danach oder über mögliche Anträge in anderen EU-Staaten lagen dem Ministerium nach eigenen Angaben keine Informationen vor. Damit bestätigte das Haus von CSU-Minister Alexander Dobrindt einen Vorwurf, den Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung erhoben hatte. Der Verzicht auf wirklich saubere Autos sei „leider typisch für die Autoindustrie“, sagte Krischer: „Viele Ankündigungen, viele Versprechen – aber am Ende bleibt wenig bis gar nichts übrig.“ Auch ein Sprecher des Umweltministeriums forderte die Hersteller zu mehr Tempo auf. Bei der Euro-6d-Norm werden die Abgaswerte etwa für Stickoxid im Gegensatz zum bisherigen Verfahren nicht nur im Prüfstand, sondern auch im realen Betrieb auf der Straße gemessen. Dort dürfen sie zwar zunächst gut doppelt so hoch liegen wie im Labor. Aber das wäre bereits ein großer Fortschritt – denn bisher überschreiten auch neue Diesel die Laborgrenzwerte auf der Straße in meist um das 5- bis 10-Fache. Verbindlich für alle Neuwagen wird die Euro-6d-Norm erst im September 2019, kritisierte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Der eigentliche Skandal ist, dass die dreckigen Diesel noch zwei Jahre lang weiter verkauft werden dürfen“, sagte er. 18 Sep 2017 ## AUTOREN (DIR) Malte Kreutzfeldt ## TAGS (DIR) VW-Abgas-Skandal (DIR) Auto-Lobby (DIR) Abgasskandal (DIR) Diesel (DIR) CO2 (DIR) VW-Abgas-Skandal (DIR) Diesel (DIR) Diesel (DIR) Lesestück Recherche und Reportage ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Kolumne Wir retten die Welt: Mit dem Diesel nach Canossa „Dieser Umweltredakteur ist eine Umweltsau“ wird die „Bild“ schreiben. Aber er bettelt nicht um Verständnis – die Umweltbilanz ist nicht so schlecht. (DIR) Autoverkäufer zum Abgasbetrug: „Alles Gehirnwäsche!“ Wir machen den Test: Was raten VerkäuferInnen potenziellen AutokäuferInnen? Und was halten sie vom Dieselskandal? (DIR) Automobilindustrie in Deutschland: Durchwursteln, wie immer Wer verstehen will, was alles an der Autoindustrie hängt, kann in Wolfsburg ins Stadion gehen. Der E-Motor hat es schwer. (DIR) Diesel-Gipfel des Berliner Senats: Mit Tempo 30 gegen Stickstoffidioxid Am heutigen Mittwoch will der Senat zusammen mit Verbänden und Unternehmen Lösungen gegen die hohe Luftbelastung suchen. (DIR) Kritik nach dem Dieselgipfel: „Kein einziges Problem gelöst“ Politik und Konzerne haben sich zusammengesetzt, um Millionen Diesel sauberer zu machen. Selbst aus der Großen Koalition gibt es Kritik. (DIR) Die Deutschen und das Auto: Die Sehnsucht nach dem Knall Erst Dieselskandal, jetzt Kartellverdacht: Das deutsche Auto ist unter Beschuss wie nie. Warum kommen wir dennoch nicht los?