# taz.de -- Wende in Saudi-Arabien: Frauen dürfen bald Autofahren
       
       > Überall auf der Welt ist es selbstverständlich und auch in Saudi-Arabien
       > sollen Frauen Autofahren dürfen. Allerdings erst ab Juni 2018.
       
 (IMG) Bild: Frauen überall auf der Welt haben lange für das Recht saudischer Frauen gekämpft
       
       RIAD afp | Historische Entscheidung in Saudi-Arabien: Als letztes Land der
       Welt erlaubt das wahhabitische Königreich Frauen das Autofahren. „Wir haben
       es geschafft“, jubelte die [1][saudiarabische Menschenrechtsaktivistin
       Manal al-Scharif] im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sie hatte 2011 die
       Protestbewegung gegen das Fahrverbot für Frauen, „Women2Drive“, ins Leben
       gerufen. Völlig überraschend ordnete König Salman nun per Dekret an,
       Führerscheine auch an Frauen auszugeben. Der Schritt wurde im In- und
       Ausland begrüßt.
       
       Ab Juni kommenden Jahres dürfen Frauen dem Dekret zufolge am Steuer sitzen,
       wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Dienstagabend meldete. Bis
       dahin soll alles auf die Millionen neuen Teilnehmerinnen im Straßenverkehr
       vorbereitet sein. Menschenrechtsaktivisten hatten seit mehr als drei
       Jahrzehnten gegen das Fahrverbot für Frauen gekämpft, das als Symbol der
       Unterdrückung galt.
       
       Viele Frauen im Land konnten die Neuigkeit zunächst nicht fassen: „Das
       glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe“, sagte Schatha Dusri,
       eine Angestellte der Ölfirma Aramco im ost-saudiarabischen Dahran. Eine
       Frau [2][twitterte ein Foto] von drei Frauen in einem Cabriolet auf
       Einkaufstour. „Bald auch wir“, schrieb sie dazu.
       
       Andere spotteten über ultrakonservative Geistliche, die sich so lange Zeit
       erfolgreich gegen ein Ende des Banns gewehrt hatten – unter anderem mit dem
       Argument, Frauen am Steuer förderten die sexuelle Freizügigkeit oder
       beschädigten ihre Eierstöcke.
       
       ## Reformen für die Zeit nach dem Öl-Boom
       
       Die nun erfolgte Entscheidung ist Teil eines gigantischen Reformprojektes:
       Im Rahmen von „Vision 2030“ will Riad seine Wirtschaft und Gesellschaft
       umfassend modernisieren. Treibende Kraft hinter dem Projekt ist der
       32-jährige [3][Kronprinz Mohammed bin Salman]. Er will die absolutistische
       Monarchie, in der mehr als die Hälfte der Einwohner jünger als 25 sind, auf
       die Zeit vorbereiten, in der die Öleinnahmen nicht mehr so fließen wie
       bisher.
       
       In dem streng islamisch konservativen Land unterliegen Frauen zahlreichen
       Beschränkungen: Noch immer muss ein männlicher Vormund – meistens der
       Vater, Ehemann oder Bruder – erlauben, dass eine Frau studieren oder reisen
       darf. Frauen müssen entweder für viel Geld einen Privatchauffeur nehmen.
       Oder ihr Mann muss sie fahren. Selbst fahren zu können, würde zudem Frauen
       viele Arbeitsmöglichkeiten eröffnen. Unklar war zunächst, ob die Frauen
       auch für den Erwerb des Führerscheins die Erlaubnis ihres Vormunds
       brauchen.
       
       Zuletzt gab es bereits einige behutsame Lockerungen: Erst am vergangenen
       Wochenende begingen Männer wie Frauen den Nationalfeiertag erstmals
       gemeinsam tanzend auf der Straße. Frauen wurde außerdem zum ersten Mal
       Zutritt zu einem Sportstadion gewährt, wo sie in Begleitung ihrer Familien
       die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag verfolgen konnten. Im Juli
       erlaubte das Bildungsministerium die Teilnahme von Mädchen am
       Sportunterricht staatlicher Schulen.
       
       Im Ausland wurde das Ende des Fahrverbots für Frauen durchweg begrüßt.
       US-Präsident Donald Trump sprach von einem „positiven Schritt zur Förderung
       der Rechte und Möglichkeiten von Frauen“ in Saudi-Arabien.
       UN-Generalsekretär Antonio Guterres lobte den „Schritt in die richtige
       Richtung“. Amnesty International feierte den „Mut der Aktivistinnen“, deren
       jahrelanger Kampf das Umdenken erst ermöglicht habe.
       
       Einige Experten sprechen aber auch von einem PR-Coup. Sie werfen Riad vor,
       mit den revolutionären Ausweitungen von Frauenrechten nur vom scharfen
       Vorgehen der Regierung gegen Kritiker ablenken zu wollen. Im September
       waren mehr als 20 Menschen festgenommen worden, unter ihnen einflussreiche
       Kleriker und Aktivisten.
       
       27 Sep 2017
       
       ## LINKS
       
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