# taz.de -- Brutale Kindervideos auf Youtube: Monster zersägt Comicfigur
       
       > Youtube-Trash-Videos locken massenhaft Kinder – und zeigen stilisierte
       > Gewalt. Google sieht das nicht als Problem.
       
 (IMG) Bild: Hier sind Peppa Wutz und ihre Freunde noch fröhlich…
       
       BERLIN taz | Ein Clown schleicht sich ins Zimmer. Im Bett liegt die
       Comicfigur Hulk. Der Clown holt mit einer Nachttischlampe aus und schlägt
       auf Hulk ein. Szenenwechsel: Eine Frau geht durch ein Wohnzimmer. Im
       Hintergrund sieht man ein schwarzes Monster durch den Flur laufen. Die Frau
       geht in die Küche und wäscht sich die Hände. Von hinten nähert sich das
       Monster und zielt mit einer Sprühflasche auf die Frau. Ein Blitz erscheint
       an ihren Kopf. Sie sinkt zusammen und schlägt hart auf dem Boden auf. Diese
       Ausschnitte stammen aus [1][einem animierten Video auf Youtube], dessen
       Titel die Begriffe „Bildung“ und „Lernvideo“ enthält. Der Kanal, der das
       Video hochgeladen hat, heißt „Animals For Kids“ und hat über 141 Millionen
       Videoaufrufe.
       
       Solche Videos sind kein Einzelfall, wie der britische Künstler und Autor
       James Bridle [2][kürzlich dargelegt hat]. Da ist zum Beispiel das Schwein
       Peppa Wutz aus der gleichnamigen britischen Kinderserie. In einem Filmchen
       verletzt ein Monster die Zeichentrickfigur mit einer Säge, ein
       Rettungswagen muss kommen. In einer anderen Sequenz schießen Comicfiguren
       mit Automatikgewehren auf herannahende Haifische, die dadurch ihre Farbe
       wechseln, welche dann praktischerweise angesagt wird. Lernen durch
       Schießen? Das ist pädagogisch fragwürdig.
       
       Derartig verstörende Videos finde sich zuhauf auf der Videoplattform
       Youtube, die zu Google gehört. Mit ihren Titeln, Charakteren und der
       Musikauswahl richten sie sich an Kinder. Der Inhalt allerdings ist oft
       Trash, manchmal brutal.
       
       Was die Kanäle, die solche Videos anbieten, gemein haben, sind hohe
       Klickzahlen und wenig Informationen über die Produzenten. Die Anbieter
       verdienen Geld über Werbung, die vor und neben ihren Videos gezeigt wird.
       
       ## Youtube reagiert ausweichend
       
       Google-Pressesprecher Henning Dorstewitz reagiert auf Fragen der taz zu dem
       Thema ausweichend und verweist auf die im letzten Jahr geänderten
       Werberichtlinien. Demnach werde beispielsweise bei „unangemessene[r]
       Verwendung von Figuren der Familienunterhaltung“ das Anzeigen von Werbung
       unterbunden. In der Realität funktioniert das aber nur bedingt. Denn
       weiterhin wird vor einigen der Videos Werbung gezeigt, auch Videos ohne
       Werbung sind deshalb ja nicht aus der Welt.
       
       Weitere Merkmale der Kanäle sind die große Anzahl von Videos und die hohe
       Frequenz ihrer Veröffentlichung. Videokünstler Andreas Fischer, der auf die
       Automatisierung von Bewegtbildproduktion spezialisiert ist, geht deshalb
       davon aus, dass die Filme in Billiglohnländern und unter der Verwendung
       einiger weniger Vorlagen erstellt werden und sagt: „Die Produktion dieser
       Videos voll zu automatisieren halte ich für unrealistisch, aber ich vermute
       eine Kombination aus Handarbeit und Automatisierung.“
       
       Um die eigene Plattform kindgerechter zu gestalten, hat Youtube die App
       „Youtube Kids“ entwickelt. Darin sollen nur kinderfreundliche Videos
       angezeigt und Eltern mehr Einstellungsmöglichkeiten an die Hand gegeben
       werden. Ein kürzlich [3][in der New York Times erschienener Bericht] zeigt
       jedoch, dass auch dort unpassende Videos die Filter passieren. Andreas
       Fischer, der selbst Vater von zwei kleinen Kindern ist, hat deshalb seine
       eigene Konsequenz gezogen: Seine Kinder dürfen Youtube-Videos nur unter
       Aufsicht schauen.
       
       13 Nov 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=uXjJdv5fj5k&feature=youtu.be
 (DIR) [2] https://medium.com/@jamesbridle/something-is-wrong-on-the-internet-c39c471271d2
 (DIR) [3] https://www.nytimes.com/2017/11/04/business/media/youtube-kids-paw-patrol.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Schönfelder
       
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