# taz.de -- Unwetter in Griechenland: Die Flut ist noch nicht überstanden
       
       > Noch bis Sonntag soll es heftig regnen. Die Staatsanwaltschaft will
       > untersuchen, wie es zu so starken Schäden und 17 Toten kommen konnte.
       
 (IMG) Bild: In der Gemeinde Mandra haben die Wassermassen heftige Zerstörungen angerichtet
       
       ATHEN taz | Die Fahnen in Griechenland hängen auf Halbmast. Die starke
       Flut, welche seit Mittwoch den westlichen Teil der Region Attika
       beherrscht, hat Verheerendes angerichtet. Besonders die Gemeinden Mandra,
       Nea Peramos und Megara sind betroffen.
       
       „Es ist tragisch“, sagt die 36-jährige Katerina Kanaki, die in Mandra lebt.
       „Unser Haus ist teilweise zerstört worden.“ Der Sachschaden sei enorm.
       „Mein Auto wurde von der Flut einfach fortgespült.“ Die Frau ist noch immer
       fassungslos. Aber sie und ihre Familie sind am Leben. Das sei das
       Wichtigste.
       
       Mindestens 17 Menschen sind bisher in den Wassermassen ums Leben gekommen.
       Die meisten wurden tot aus ihren Wohnungen geborgen, in die sich die Flut
       einen Weg bahnen konnte. Einige der Toten wurden von der Küstenwache im
       offenen Meer entdeckt. Schlamm und Wassermassen rissen sie mit ins Meer.
       Sechs Menschen gelten noch als vermisst, darunter sind auch Kinder. 12
       Personen wurden durch die Wucht der Flut teilweise schwer verletzt.
       
       ## Zahlreiche Menschen sind obdachlos
       
       Weiterhin sind Rettungskräfte aus ganz Griechenland im Einsatz. Darüber
       hinaus sollen Polizisten besonders in den Abendstunden verhindern, dass es
       in den verlassenen Wohnungen, Häusern und Geschäften zu Plünderungen kommt.
       
       Zahlreiche Menschen der Region sind nun obdachlos. „Das komplette Haus
       meiner Nachbarin ist von den Wassermassen zerstört worden. Sie wohnt
       vorläufig bei mir“, berichtet Katerina Kanaki. Die Nachbarin stehe unter
       Schock.
       
       Ministerpräsident Tsipras hat angekündigt, man werde Räumlichkeiten der
       Armee öffnen, um den obdachlosen Menschen eine vorübergehende Unterkunft zu
       geben. Sobald wie möglich sollen Maßnahmen getroffen werden, um die
       geschädigten Haushalte und Unternehmen zu unterstützen. Ioanna Kriekouki,
       Bürgermeisterin von Mandra, sprach im staatlichen Fernsehsender ERT von
       einem „Desaster biblischen Ausmaßes“.
       
       Mittlerweile hat sich die griechische Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Sie
       will der Ursache der Katastrophe nachgehen und mögliche Verantwortliche
       nennen. Dabei geht es auch um Verstöße gegen die Stadtplanung. „Es ist hier
       doch seit Jahrzehnten bekannt, dass Häuser auf zugeschütteten Flussströmen
       gebaut wurden“, sagt Katerina Kanaki. Das seien meist größere Häuser mit
       Swimmingpools. „Wohlhabende eben“, fügt die Frau mit einem bitteren Lachen
       hinzu. Doch die Häuser wurden vom Staat toleriert.
       
       ## Kaum Überschwemmungsschutz
       
       Der Bau dieser Häuser sei eine der Hauptursachen für die plötzlichen
       Wassermassen auf den Straßen, berichten auch die griechischen Medien. Das
       Regenwasser, das aus den umliegenden Bergen herabfließt, konnte nicht mehr
       auf natürlichem Weg ins Meer gelangen. Nun bahnte es sich seinen Weg durch
       die Straßen. Auch der teils nicht vorhandene oder ungenügende
       Überschwemmungsschutz begünstigte die Katastrophe. Denn der natürliche
       Schutzwall durch die Wälder ist durch zahlreiche Waldbrände nicht mehr
       intakt. Für ausreichende ergänzende Schutzmaßnahmen ist nicht gesorgt
       worden.
       
       Kurz nach Bekanntwerden der Katastrophe zeigte sich EU-Kommissionspräsident
       Jean-Claude Juncker im Namen der gesamten EU-Kommission solidarisch mit
       Griechenland. Juncker sprach von einer „Tragödie in einem unserer
       Mitgliedsländer“. Er sicherte Griechenland Unterstützung „auf jede
       erdenkliche Weise zu“. Die EU-Nothilfe stehe den Behörden zur Verfügung.
       
       Das Unwetter ist noch nicht überstanden. Meteorologen sagen bis Sonntag
       weitere schwere Regenfälle voraus.
       
       17 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Theodora Mavropoulos
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Sturm
 (DIR) Familiennachzug
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Flüchtlingspolitik der EU: Die Hungernden von Athen
       
       Flüchtlinge in Griechenland haben bis Dienstag mit einem Hungerstreik
       protestiert – gegen die Verzögerung des Familiennachzugs.