# taz.de -- Scandlines droht der Verkauf: Fähren for sale
       
       > Der Finanzinvestor 3i will angeblich die deutsch-dänische Fährlinie
       > loswerden. Grund sei die befürchtete Konkurrenz durch den geplanten
       > Fehmarnbelt-Tunnel.
       
 (IMG) Bild: Scandlines Hybridfähre „Deutschland“ auf dem Weg von Dänemark nach Deutschland
       
       HAMBURG taz | Der Fährreederei Scandlines droht der Verkauf. Der
       Alleineigentümer, der britische Finanzinvestor 3i, wolle das auf der Ostsee
       aktive Unternehmen veräußern, berichtete jetzt die britische Zeitung Sunday
       Times. Ein Grund solle die befürchtete Konkurrenz auf der Vogelfluglinie
       durch einen künftigen Fehmarnbelt-Tunnel sein. Angeblich ist eine Summe von
       700 Millionen Euro im Gespräch, so die Sunday Times.
       
       Zurückhaltend kommentiert die Sprecherin von Scandlines, Anette Ustrup
       Svendsen, dieses Gerücht. „Grundsätzlich stehen wir immer zum Verkauf“,
       sagt sie. Darüber entscheide allein der Eigentümer. Eventuelles Interesse
       anderer Investoren an Scandlines sei aber ein „positives Signal, das wir
       ein interessantes Unternehmen sind und gute Arbeit leisten“, sagt Svendsen.
       Den in Rede stehenden Kaufpreis wollte sie nicht kommentieren.
       
       Scandlines betreibt drei Fährlinien zwischen Dänemark und Deutschland sowie
       Schweden. 2016 machte das Unternehmen einen Umsatz von 470 Millionen Euro.
       Es beschäftigt rund 1.500 MitarbeiterInnen je zur Hälfte in Dänemark sowie
       in Norddeutschland in Puttgarden auf Fehmarn (560), Rostock (175) und
       Hamburg (15).
       
       „Entspannt, aber aufmerksam“ beobachtet nach eigenen Worten Bernd
       Friedrichs, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats von Scandlines und
       DGB-Chef von Ostholstein, die Lage. „Wir Betriebsräte erfahren es immer als
       letzte“, klagt er jedoch über das Kommunikationsgebaren von 3i: „London
       sagt null.“
       
       Erstaunt ist Friedrich über den kolportierten Kaufpreis von nur 700
       Millionen Euro. 2007 war Scandlines für 1,56 Milliarden Euro von 3i,
       Allianz Capital und DSR übernommen worden. Vor einem halben Jahr war
       bereits über einen Verkauf für runde zwei Milliarden Euro spekuliert
       worden. Einen solch eklatanten Wertverlust kann sich der Betriebsratschef
       nicht erklären. Alle drei Fährlinien seien profitabel.
       
       Auch auf der Vogelfluglinie zwischen Puttgarden und Rødby könne das
       Unternehmen noch mindestens 15 Jahre „gutes Geld verdienen“. Eine
       Konkurrenz durch den von Dänemark geplanten Ostsee-Tunnel im Fehmarnbelt
       werden es frühestens 2030 geben – „wenn überhaupt“, sagt Friedrichs. Denn
       dass das Milliardenprojekt, für das es noch immer keine Planfeststellung
       und kein belastbares Finanzkonzept gibt, tatsächlich realisiert wird, sei
       weiterhin zweifelhaft.
       
       Der rund 18 Kilometer lange Straßen- und Schienentunnel zwischen
       Deutschland und Dänemark soll etwa 7,5 Milliarden Euro kosten. Zusammen mit
       den Anschlüssen an Land, zu denen auch ein Ersatz für die betagte
       Fehmarnsund-Brücke zwischen der Insel Fehmarn und dem
       schleswig-holsteinischen Festland gehört, dürfte die Summe von 11,5
       Milliarden Euro erreicht werden. Ursprünglich war von der halben Summe die
       Rede gewesen und von der Fertigstellung im Jahr 2021. Inzwischen ist klar,
       dass der Tunnel frühestens 2028 betriebsbereit sein kann, realistischer ist
       2030.
       
       Allerdings hat Scandlines mehrfach bekräftigt, trotz des Tunnels den
       Fährbetrieb nicht einzustellen. Ustrup Svendsen bestätigt das jetzt erneut:
       „Wir fahren weiter.“ Scandlines werde sich dem Wettbewerb stellen und ein
       gutes und leistungsfähiges Produkt auf dem Markt anbieten. Die Reederei
       will den Betrieb mit vier neuen und hochmodernen Null-Emissions-Fähren
       weiterführen. Die Prognosen über Verkehrszahlen und Mauteinnahmen für den
       Tunnel müssten darum gesenkt werden. Denn diese gehen davon aus, dass der
       Fährbetrieb eingestellt wird und damit rund 800 Arbeitsplätze bei
       Scandlines entfielen.
       
       ## Klage gegen EU-Zuschüsse
       
       Stattdessen klagt das Unternehmen vor dem Europäischen Gericht in Luxemburg
       gegen die beantragten EU-Zuschüsse für den Tunnel: Diese würden die
       staatliche Realisierungsgesellschaft Femern A/S mit Steuergeldern
       subventionieren im Preiskampf gegen ein gesundes Fährunternehmen – ein
       Verstoß gegen das EU-Wettbewerbsrecht.
       
       Allesamt gute Gründe also für eine zumindest solide wirtschaftliche
       Perspektive, die gegen einen Wertverfall des Unternehmens sprächen, findet
       Betriebsratschef Friedrichs.
       
       Sorgen bereitet ihm eher die Vorstellung, Scandlines könnte an eine
       konkurrierende Reederei verkauft werden. „3i braucht unser Know-how“, sagt
       Friedrichs. Eine andere Reederei hingegen dürfte auf Einsparungen und
       Synergieeffekte in der Verwaltung, beim Marketing und der Ticketbuchung
       setzen. Das würde wohl Arbeitsplätze kosten, befürchtet Friedrichs. Denkbar
       sei aber auch, „dass alles beim Alten bleibt“.
       
       8 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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