# taz.de -- Ernährungspolitik in Berlin: „Essen ist politisch“
       
       > Der Berliner Senat will BürgerInnen stärker in die Ernährungspolitik
       > einbeziehen. Der Grünen-Abgeordnete Turgut Altuğ erklärt, wie und warum.
       
 (IMG) Bild: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, vorne Mitte) bei der Grünen Woche 2017
       
       taz am wochenende: Herr Altuğ, warum engagieren sich die Berliner Grünen
       für das Thema Ernährung? 
       
       Turgut Altuğ: Für uns Grüne und mich persönlich hat das Thema Ernährung
       einen sehr hohen Stellenwert. Essen ist politisch: Mit Messer und Gabel
       kann jede und jeder jeden Tag ein Zeichen gegen Tierquälerei, Gentechnik,
       den Klimawandel und Glyphosat und Co. setzen.
       
       Was steht im Koalitionsvertrag? Was hat sich der rot-rot-grüne Senat
       vorgenommen? 
       
       Zum einen soll der Anteil an Bio- und veganem oder vegetarischem Essen in
       Kindertagesstätten, Schulen und Kantinen in den öffentlichen Einrichtungen
       bis 2021 deutlich erhöht werden. Zum anderen soll die
       Lebensmittelverschwendung ebenso deutlich vermindert werden. Es wird die
       Einführung eines Smiley-Systems bei der Lebensmittelhygiene angestrebt und
       eine Ernährungsstrategie entwickelt.
       
       Was wird durch den im Dezember verabschiedeten Doppelhaushalt 2018/19 des
       Landes Berlin möglich? 
       
       Mit diesem Haushalt setzen wir weite Teile des Koalitionsvertrags um. Wir
       werden mit einem Modellprojekt „Bio-Essen“ zeigen, wie der Anteil an Bio-,
       regionalem und vegan-vegetarischem Essen in den öffentlichen Kantinen
       erhöht werden kann. Nach dem Vorbild des House of Food in Kopenhagen wird
       auch in Berlin ein ähnliches Projekt realisiert. Wir fördern die
       Zivilgesellschaft deutlich stärker als die vorigen Regierungen, etwa im
       Rahmen der Projekte.
       
       Was sind das für Projekte? 
       
       Wir fördern zum Beispiel den Berliner Imkerverband mit 50.000 Euro, unter
       anderem, damit er ein Seuchenmobil gegen Krankheiten der Berliner
       Bienenvölker aufbauen kann. Oder den Verein Nahrhaft e. V., der an einer
       Marzahner Oberschule einen Schulgarten angelegt hat und mit den
       SchülerInnen auch Ausflüge ins Umland macht, damit sie lernen, wo ihre
       Milch und andere Lebensmittel herkommen. Zudem stellen wir den Bezirken
       mehr Gelder zur Verfügung, um die Lebensmittelkontrollen zu verbessern.
       
       Steht Berlin damit ernährungspolitisch an der Spitze der Bewegung? 
       
       Die von uns geplante Ernährungsstrategie ist sicherlich einzigartig.
       Allerdings können wir auch noch viel lernen an internationalen und auch
       nationalen Beispielen wie etwa Kopenhagen oder München, wo der Anteil an
       Bio-, regionalem und vegan-vegetarischem Essen in öffentlichen
       Einrichtungen bereits deutlich höher ist als in Berlin.
       
       Noch viel mehr über die Ernährungspolitik des rot-rot-grünen Berliner
       Senats in der gedruckten taz.berlin am Wochenende.
       
       12 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manfred Ronzheimer
       
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