# taz.de -- Kommentar Multiresistente Keime: Ab in den Stall
       
       > Die lebensbedrohlichen Keime vermehren sich erschreckend schnell. Die
       > Politik muss jetzt dringend bei der Tierhaltung ansetzen.
       
 (IMG) Bild: Laborarbeit: eine Indikator-Kulturplatte zum Nachweis von resistenten Bakterien
       
       Die klassische Medizin ist in Gefahr. Wer jetzt das Gesundheitsministerium
       übernimmt, muss sich darum kümmern. Er oder sie muss etwas dagegen tun,
       dass Menschen wegen eines Knochenbruchs ins Krankenhaus kommen, was
       eigentlich harmlos ist, dann aber plötzlich an einer Infektion sterben,
       weil gängige Antibiotika versagen. Er oder sie muss dafür über Ärzte und
       Krankenhäuser, über Desinfektionsmittel und Mundschutz hinaus denken und
       sich anlegen mit der Agrarindustrie.
       
       Das wird nicht leicht. Doch das Ausmaß, wie sich die lebensbedrohlichen
       Erreger vermehren, ist erschreckend. Zumindest darüber dürften sich alle
       einig sein, seit Forscher diese Woche [1][die Keime in Flüssen, Bächen und
       Badeseen gefunden haben]. Gesunden Menschen machen sie erst einmal zwar
       wenig zu schaffen. Das kann aber schnell anders werden. Die Bakterien
       lauern im Körper, werden gefährlich, wenn man schwach ist, etwa operiert
       wird.
       
       Schon heute sterben so allein in Deutschland jedes Jahr 15.000 Patienten.
       Im Jahr 2050 werden die Keime für den Menschen sogar tödlicher sein als
       Krebs, sagen Wissenschaftler voraus – wenn alles beim Alten bleibt, also
       bei der Überdosis an Antibiotika, die die Resistenzen provoziert.
       
       Da muss die neue Regierung ansetzen, genauer: bei der Tierhaltung.
       Tierärzte verabreichen heute ein Mehrfaches an Antibiotika als
       Humanmediziner ihren Patienten. Sie geben sogar Reserveantibiotika, die
       eigentlich nur für den Notfall beim Menschen vorgesehen sind. Das hat vor
       allem damit zu tun, dass Tiere häufig zu eng stehen, auch mal in ihrem
       Dreck. Mit der starken Einsatz von Antibiotika verbreiten sich aber auch
       die gefährlichen Keime, etwa mit dem Schweine- oder Hähnchenfleisch, auch
       über die Gülle.
       
       Das heißt: Wer im besten Sinne der Patienten Politik machen will, muss ab
       in den Stall, sich ums Tier kümmern. Anders gesagt: Gesundheitspolitiker
       müssen die industrielle Tierhaltung infrage stellen und mit ihrer Lobby
       streiten.
       
       7 Feb 2018
       
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