# taz.de -- Abkommen in Lateinamerika: Mehr Schutz für UmweltaktivistInnen
       
       > Etwa 120 UmweltschützerInnen wurden 2017 in Süd- und Mittelamerika
       > ermordet. Ein regionales Abkommen soll für mehr Sicherheit sorgen.
       
 (IMG) Bild: Vor zwei Jahren wurde die honduranische Umweltaktivistin Berta Cáceres ermordet
       
       Umweltaktivistinnen und -aktivisten Lateinamerikas sollen in der Zukunft
       besseren Schutz genießen. 24 Länder im Süden des Kontinents und in der
       Karibik haben jetzt ein regionales Abkommen unterzeichnet, das das in der
       Erklärung von Rio über Umwelt und Entwicklung verankerte Prinzip der
       Umweltdemokratie verbindlich macht.
       
       Der als LAC-P10 am Sonntag bekannt gewordene Vertrag garantiert auch das
       Recht auf eine gesunde Umwelt und verpflichtet die Staaten, die
       unterzeichnet haben, Institutionen zu schaffen, die über die Einhaltung der
       Regeln wachen sollen.
       
       Im vergangenen Jahr wurden in Lateinamerika etwa 120 Umweltschützer
       getötet. Das Abkommen wurde exakt zwei Jahre [1][nach der Ermordung der
       honduranischen Umweltaktivistin Berta Cáceres unterzeichnet.] Sie hatte
       sich mit ihrer Organisation COPINH gegen ein Wasserkraftwerk eingesetzt, an
       dem auch eine Siemens-Tochter beteiligt war. Der Stausee bedroht die
       Lebensgrundlage mehrerer indigener Gemeinden.
       
       An der Verschwörung gegen die Kämpferin waren neben Angestellten der
       Kraftwerksbetreiber und Profikillern auch aktive Militärs beteiligt. Die
       Polizei hatte anfangs entgegen allen Indizien gegen Kollegen des Mordopfers
       ermittelt. [2][In Brasilien wurden in den letzten beiden Jahren besonders
       viele Umweltaktivisten ermordet, allein 2016 waren es 49.]
       
       Ein Schritt in die richtige Richtung 
       
       Die Umweltstiftung Fundação Grupo Esquel Brasil zeigte sich in einem ersten
       Statement erfreut: „Ein rechtlich bindendes Abkommen ist entscheidend
       dafür, dass wir unser Land und unsere Umweltverteidiger beschützen können.
       Sie werden jetzt besseren Zugang zu den in der Konvention verbrieften
       Rechten haben.“ Das Abkommen „kann Brasilien helfen, den Trend
       rückschrittlicher Umweltgesetze wieder umzudrehen“.
       
       Carole Excell, die Direktorin für Umweltdemokratie des World Resources
       Institute, feierte das neue Protokoll als „historisches Instrument zum
       Schutz des Rückgrats des Umweltschutzes“. Costa Ricas Präsident Luis
       Guillermo Solís, der Gastgeber der Konferenz, beschrieb das Abkommen als
       „Wendepunkt“ im Kampf gegen Armut, Ungleichheit und Hass.
       
       Eine Konsequenz gibt es zunächst einmal aber nicht. Das Abkommen tritt
       nämlich erst in Kraft, sobald es von 8 der 24 Staaten ratifiziert worden
       ist. Das kann also noch dauern, zumal in einigen Ländern, die den
       Verhandlungsprozess vorangetrieben haben, weit rechts stehende Regierungen
       an die Macht gekommen sind. Das trifft auf Chile zu und könnte demnächst
       auch Costa Rica bevorstehen.
       
       Für die Stichwahl des Präsidenten am 1. April hat der konservative
       Evangelikale Fabricio Alvarado beste Aussichten. Selbst wenn LAC-P10 bald
       in Kraft tritt, müssen in den Unterzeichnerstaaten die entsprechenden
       Gesetze angepasst oder erlassen werden. Und wie die Umweltschützer effektiv
       gegen Gewalt geschützt werden können, steht noch in den Sternen.
       
       7 Mar 2018
       
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