# taz.de -- „Tatort“ aus dem Schwarzwald: Bio, Blut, Boden – und Ziebartschnaps
       
       > Eine ländliche Ökoidylle mischt sich mit rechtem Gedankengut. Der zweite
       > Fall des neuen SWR-Duos ist genauso großartig wie der erste.
       
 (IMG) Bild: Kommissarin Tobler (Eva Löbau) und Kollege Friedemann (Hans-Jochen Wagner) ermitteln
       
       Es herbstet, die Ziebärtle müssen geernet werden. Kommissar Friedemann Berg
       denkt an die knorrigen Bäume voller kleiner Pflaumen auf dem alten
       Schwarzwaldhof seines Vaters und weiß nicht recht, wie: Die Erntehelfer aus
       Rumänien haben sich nicht gemeldet. Es drängt. „Überall werden die Höfe
       aufgegeben“, sagt der Feierabendlandwirt Berg, „was da an Wissen verloren
       geht, an Kultur!“
       
       Berg (Hans-Jochen Wagner) ist mit seiner Kollegin Franziska Tobler (Eva
       Löbau) unterwegs zum Bauernhof der Böttgers, ein Kinderfreund von ihm: „Was
       die da machen, das ist wirklich bio“, sagt er, „alte, heimische Sorten,
       möglichst viel Handarbeit.“ Nun ist die schwangere Teenagertochter der
       Böttgers gestorben, unbehandelte Diabetes, irgendwas ist seltsam, die
       Ermittler sollen dem nachgehen.
       
       In „Sonnenwende“, dem zweiten Fall des neuen SWR-Duos, der – auch wegen
       Löbau und Wagner – ebenso großartig ist wie der erste, nun also wieder ein
       Hof, wieder eine enge Familie. Doch diesmal sind es keine Städter, die sich
       aufs Land verabschiedet haben.
       
       Drehbuchautor Patrick Brunken (von ihm war auch der Ludwigshafener
       „Tatort“-Abschied „Kopper“) und Regisseur Umut Dağ (sein „Das deutsche
       Kind“ lief gerade erst in der ARD) haben eine Geschichte um knorrige
       Schwarzwälder in Wollpullis gestrickt, die schon immer da waren: Vater,
       Mutter, Handvoll Kinder, Schwiegersohn in spe.
       
       Bauern, die ihre Kinder Sonnhild und Mechthild nennen 
       
       Und zwar eine Story über die unheimliche Gratwanderung zwischen ländlicher
       Biotümelei und Blut-und-Boden-Verbundenheit. Nach dem Franken-„Tatort“ im
       April, der die rechtsnationale Haltung der sogenannten „Mitte der
       Bevölkerung“ so seltsam verdruckst zeigte, kommt diese Folge umso
       deutlicher daher.
       
       Mit Bauern, die ihre Kinder Sonnhild und Mechthild nennen, kein Handy,
       keinen Computer haben und Sätze sagen wie: „Land und Leute gehören
       zusammen“ und „Es ist eine Lebensaufgabe, heimische Arten zu schützen“.
       Deren Hausarzt der Meinung ist, innere Konflikte lösen Diabetes aus. Und
       die auf einer Sonnenwendfeier ihre Tochter zu Grabe tragen. Nur bizarr,
       dass die Kommissare da nicht hellhörig werden, na ja.
       
       Berg und Tobler bekommen erst Zweifel, als sie mitbekommen, dass der
       Staatsschutz samt V-Männern mitmischt und das tote Mädchen plante, dem
       engstirnigen Leben zu entfliehen.
       
       Es ist das Ungefähre zwischen Bio und Boden, das diesen „Tatort“ so
       sensationell zeitgenössisch macht. Darauf einen Ziebartschnaps.
       
       13 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Haeming
       
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