# taz.de -- DFB-Pokalfinale im Frauenfußball: Ein Highlight, aber kein Wembley
       
       > Das Finale um den DFB-Pokal der Frauen am Samstag soll Werbung für den
       > Sport sein. Der VfL Wolfsburg und Bayern München handeln danach.
       
 (IMG) Bild: Auch diesmal die Favoritinnen? Spielerinnen des VfL Wolfsburg beim Pokalfinale 2017
       
       Es ist jedes Mal eine Freude, dem Vorlauf zum alljährlichen DFB-Pokalfinale
       der Frauen beizuwohnen. Auf den Rasenflächen vor dem Kölner Stadion locken
       Angebote, auf Kleinspielfeldern kicken Jungs gegen Mädchen, auf den
       Hüpfburgen tollen die Minis herum. Alles wirkt friedlich und fröhlich,
       freundlich und familiär, was ganz im Sinne von Stadt und Veranstalter ist.
       
       Gleichwohl ist auf den Tribünen in Köln-Müngersdorf meist mehr Luft als auf
       den Vorplätzen. Für ein stimmiges (Fernseh-)Bild werden große
       Tribünenbereiche mit Planen verhangen. Seit der Abkopplung vom Männerfinale
       2010 liegt die durchschnittliche Besucherzahl fürs Frauenendspiel bei
       18.240. Die meisten strömten 2010 zu der Premiere FCR Duisburg – USV Jena
       (26.282), die wenigsten kamen drei Jahre später zur Paarung VfL Wolfsburg –
       Turbine Potsdam (14.269).
       
       Wenn sich nun mit Meister und Titelverteidiger VfL Wolfsburg und dem FC
       Bayern die beiden besten deutschen Teams duellieren (Samstag 15 Uhr/ARD),
       bewegt sich der Zuspruch im bisherigen Rahmen. Mit etwa 18.000 Besuchern
       rechnet der DFB, 15.500 Tickets hat er im Vorverkauf abgesetzt. Das ist
       viel, wenn man bedenkt, dass der aktuelle Schnitt in der Frauen-Bundesliga
       auf rund 800 abgesackt ist; gleichwohl wenig für eine Spielstätte, die mit
       ihren 50.000 Plätzen bei Heimspielen des 1. FC Köln beinahe ligaunabhängig
       ständig Vollauslastung vermeldet.
       
       Ralf Kellermann, Wolfsburgs Sportdirektor, empfiehlt den Blick ins Ausland.
       Speziell nach England, wo Frauenfußball professioneller ist. Dort schickte
       der Verband (FA) die Chelsea und Arsenal Ladies zum FA-Cup-Finale ins
       Wembley-Stadion. Die Resonanz übertraf in diesem Jahr alle Erwartungen:
       45.423 Zuschauer bedeuteten Rekord.
       
       „Wir können mit unserem Niveau argumentieren, aber allein solch ein
       Frauen-Endspiel in Wembley könnte doch zum Argument für die eine oder
       andere werden, nach England zu wechseln“, warnt Kellermann. Umso wichtiger,
       dass die beiden besten deutschen Vereine mit ihren vielen
       Nationalspielerinnen heute Werbung in eigener Sache betreiben.
       
       ## David-Goliath-Getue zwischen den Trainern
       
       Kurios wirkt im Vorlauf, wer denn Favorit und Außenseiter ist – oder ob
       sich die vom jeweiligen Dachverein geförderten Aushängeschilder der
       Frauensparte nicht auf Augenhöhe begegnen? „Wir sind der Herausforderer“,
       beteuert Bayern-Trainer Thomas Wörle. „Ich kann nur darüber schmunzeln,
       dass uns der FC Bayern als klaren Favorit bezeichnet“, entgegnet
       Kellermann. „Es ist aus Sicht von Thomas Wörle ja legitim, so Druck von
       seiner Mannschaft zu nehmen, aber ich nehme das nicht ernst.“ Der 36 Jahre
       alte Bayern-Coach hingegen glaubt: „Wir brauchen einen fast perfekten Tag.
       Wolfsburg hat ja in den letzten fünf Jahren fast alle Titel abgeräumt.“
       
       Gleichwohl ging die Meisterschaft 2015 und 2016 nach München. Und so tut
       sich Kellermann ausgesprochen schwer, das David-Goliath-Getue zu ertragen.
       „München holt jedes Jahr Nationalspielerinnen. Vergangenen Sommer kaufen
       sie Mandy Islacker aus einem laufenden Vertrag beim 1. FFC Frankfurt, im
       vergangenen Winter verpflichten sie Laura Georges, eine französische
       Nationalspielerin. Wer sich jedes Jahr derart verstärkt, kann nicht den VfL
       Wolfsburg auf den Favoritenschild heben.“
       
       Überhaupt gilt für den 49-Jährigen, der im Vorjahr mit dem Double das
       Traineramt an seinen aktuell nicht minder erfolgreichen Nachfolger Stephan
       Lerch übergeben hat: „Unsere Budgets nehmen sich nicht viel, und der FC
       Bayern hat definitiv die besseren infrastrukturellen Bedingungen. Dass wir
       eine Topmannschaft und eine Menge Erfahrung mit solchen Finals besitzen,
       versteht sich von selbst, aber es gibt keinen Grund, dass unser Gegner
       nicht genauso selbstbewusst auftritt.“ Sollten die kleinen Scharmützel im
       Kölner Vorspiel noch den einen oder anderen Zuschauer locken, wäre das gar
       nicht verkehrt.
       
       19 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Frauenfußball
 (DIR) DFB-Pokal
 (DIR) FC Bayern München
 (DIR) VfL Wolfsburg
 (DIR) Fußball
 (DIR) Frauenfußball
 (DIR) Frauenfußball
 (DIR) Schwerpunkt Sport trotz Corona
 (DIR) Frauenfußball
 (DIR) Fußball
 (DIR) Eintracht Frankfurt
 (DIR) Fifa
 (DIR) VfL Wolfsburg
 (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB)
 (DIR) Turbine Potsdam
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Frauen-Bundesliga im Fußball: Der Kick zum Geld
       
       Der FFC Frankfurt heißt bald Eintracht Frankfurt. Der Trend zu den
       Männerprofiklubs setzt sich fort. Vereine wie Turbine Potsdam sind
       skeptisch.
       
 (DIR) SC Freiburg-Managerin über Pokalfinale: „Ich bin nicht so pessimistisch“
       
       Der SC Freiburg ist im Endspiel in Köln. Managerin Bauer erklärt, wieso der
       Klub auf Jugendarbeit setzt und was daran nervt.
       
 (DIR) U20-WM im Frauenfußball: Chancenlos im Viertelfinale raus
       
       Im ersten Spiel der K.o.-Runde verloren die deutschen Juniorinnen gegen
       Japan. Auch in anderen Nachwuchsteams sieht es karg aus.
       
 (DIR) Soziologin Tiesler über Fußballerinnen: „Verträge für eine Saison“
       
       Nur wenige Länder unterhalten Profiligen für Frauen. Um vom Sport leben zu
       können, müssen die meisten Spielerinnen ihr Land verlassen.
       
 (DIR) Frankfurt nach dem DFB-Pokalsieg: Alle wollen ein Selfie
       
       Wie der Eintracht-Pokalsieg Frankfurt lahmlegte. Warum der Klub
       ausgerechnet diesen Erfolg so brauchte. Und: Wieso Trainer Kovac nun gehen
       darf.
       
 (DIR) Frankfurt gewinnt DFB-Pokalfinale: Kovac rehabilitiert sich
       
       Nach einer beinahe gekippten Saison feiert Frankfurt doch noch den Einzug
       in die Euro League. Mit viel Einsatz rangen die Frankfurter die Bayern
       nieder
       
 (DIR) „Schwarze Liste“ bei der Fußball-WM: Russland will ihn nicht
       
       Zuerst sollte ARD-Sportjournalist Hajo Seppelt kein Visum bekommen, nun
       darf er doch zur WM nach Russland fahren. Doch zu welchem Preis?
       
 (DIR) Fußball in der VW-Stadt: Was wird aus Wolfsburg?
       
       Die Männer vom VfL spielen in der Relegation gegen den Abstieg. Die Frauen
       hingegen könnten das Triple gewinnen. Was das bedeutet? Eine Erkundung.
       
 (DIR) Frauenfußball in Berlin: Mädels, ran an den Ball!
       
       Dem Frauen- und Mädchenfußball wurde ein großer Boom prophezeit. Aber die
       Entwicklung an der Basis stockt. Es fehlen die Vorbilder.
       
 (DIR) Trainersuche bei Frauennationalelf: Der Zauberer muss es richten
       
       Vor den WM-Qualifikationsspielen gegen Tschechien und Slowenien steht die
       Frage im Raum: Ist Horst Hrubesch nur eine Zwischenlösung?
       
 (DIR) Turbine Potsdam: Kampf gegen den Klassenunterschied
       
       Bis vor einigen Jahren war Turbine das Topteam im Frauenfußball. Doch der
       Verein hat den Anschluss an die Tabellenspitze verloren. Was nun?