# taz.de -- Kolumne Nach Geburt: Für die beste Mutti der Welt
       
       > Irgendwann demnächst ist Muttertag. Dieser höchste aller Feiertage wurde
       > meinen Geschwistern und mir immer vorenthalten.
       
 (IMG) Bild: Jaja, ich Dich auch
       
       Ich erfahre immer erst sehr spät, dass wieder Muttertag ansteht. Meistens
       aus der Werbung. Meistens von Ferrero. Diesmal aber von [1][Lidl] (Danke
       dafür). Den Muttertag gab es früher bei uns schlicht nicht.
       
       Als ich im Grundschulalter war, hab ich vom Muttertag Jahr für Jahr dadurch
       erfahren, dass bei Freunden immer selbstgemalte Bilder mit „Für die beste
       Mutti“-Sprüchen am Kühlschrank pappten. Wahrscheinlich von der
       Grundschullehrerin oder der Kindergärtnerin oder dem Papa initiiert. Und es
       wurde dann mal einen Tag lang die Hausarbeit nur vom Vater und den Kindern
       gemacht. Und die beste Mutti der Welt durfte sich einen Tag entspannen. Im
       Rahmen ihrer Möglichkeiten.
       
       War ich darauf eifersüchtig, dass es das alles bei anderen gab? Nahm ich
       das deswegen so sehr wahr?
       
       Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass es bei uns im Haus
       irgendein „Für die beste Mama/Papa/Oma/Opa“-Accessoire gab. Es gab aber
       andersherum auch keine für Gäste sichtbaren Liebesbekundungen meiner Eltern
       an uns Kinder. Hing überhaupt damals irgendwo im Haus ein Foto, auf dem wir
       alle sechs drauf waren? Ich glaube nicht. Vatertag fand bei uns auch nicht
       statt. Wir haben zu unseren Eltern auch nicht „Mutti“ und „Vati“ gesagt,
       noch nicht einmal „Mama“ oder „Papa“. Wir haben sie mit Vornamen
       angesprochen. Tja, war ne [2][harte Zeit damals].
       
       Und da man an schönen Familientraditionen festhalten soll, gibt es heute
       auch bei meiner Freundin und den Kindern und mir keinen Muttertag. Und den
       Ich-brauch-ne-Ausrede-zum-Saufen-Tag, genannt Vatertag, auch nicht. So viel
       Gerechtigkeit muss sein.
       
       ## Muttertag? Nur eine Ausrede
       
       Ich weiß noch, dass ich mal mit meiner Mutter darüber geredet habe, warum
       bei uns der Muttertag eigentlich nicht stattfindet. Ihre Antwort: Der
       Muttertag diene nur als Ausrede, damit sich der Vater und die Kinder die
       restlichen 364 Tage im Jahr aus der Hausarbeit raushalten könnten. „Und das
       sollen Mütter dann auch noch gut finden?“
       
       Ich (ungefähr zehn Jahre alt): „Ääh…nein?“
       
       Sie: „Bei uns dürft Ihr jeden Tag den Geschirrspüler ausräumen. Es ist
       jeden Tag Muttertag. Toll, oder?“
       
       Ich (immer noch ungefähr zehn Jahre alt): „Ääh…ja?“
       
       So, ich muss jetzt den Geschirrspüler ausräumen. Am Vatertag. Scheiß
       Traditionen.
       
       10 May 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bento.de/politik/muttertag-lidl-verkauft-zum-muttertag-kuechengeraete-was-soll-das-2340584/
 (DIR) [2] /!5280398/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürn Kruse
       
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