# taz.de -- Berliner Schulnotlage: Brennpunktzulage auch für Erzieher
       
       > Die Gewerkschaft verhandelt über Bonus für Erzieher*innen an
       > Brennpunktschulen. Indes kursiert ein Brandbrief von 22 Neuköllner
       > Schulen.
       
 (IMG) Bild: Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD)
       
       Erst ging es nur um die Lehrerinnen. Doch nun ist auch für die
       ErzieherInnen in den Schulhorten eine „Brennpunktzulage“ im Gespräch.
       
       Man sei derzeit in „intensiven Verhandlungen“ mit den
       BildungspolitikerInnen der rot-rot-grünen Koalition und der zuständigen
       Senatsverwaltung, bestätigte der Berliner Landeschef der Lehrer- und
       Erziehergewerkschaft GEW, Tom Erdmann, auf taz-Anfrage. Es sei „politisch
       eigentlich nicht zu erklären“, wenn nur LehrerInnen von einer solchen
       Zulage profitieren sollten.
       
       Jeweils 8,6 Millionen Euro pro Jahr stehen im laufenden Doppelhaushalt für
       den Bonus bereit. Die BildungspolitikerInnen der rot-rot-grünen Koalition
       hatten die Zulage im Dezember bei den Nachverhandlungen zum Haushalt
       durchgesetzt.
       
       Die Intention hinter der Zulage: Gerade Schulen in schwierigen Stadtteilen
       haben auf dem leergefegten Lehrerkräftemarkt Probleme, voll ausgebildete
       Fachkräfte zu bekommen. Stattdessen müssen sie häufiger auf
       QuereinsteigerInnen zurückgreifen. Eine Zulage soll die studierten
       Fachkräfte in die Brennpunkte locken.
       
       ## Weniger Stunden statt mehr Geld
       
       Allerdings ist das erste Haushaltsjahr nun bereits zur Hälfte rum – und die
       Details, wer von der Zulage am Ende profitieren wird und wie hoch sie
       ausfällt, sind offensichtlich noch immer völlig unklar. Zunächst hatte es
       geheißen: Alle Schulen, an denen mehr als 70 Prozent der Kinder aus
       Sozialhilfeempfängerhaushalten kommt, sollen die Zulage erhalten. Dann
       hätten rund 3.000 Lehrkräfte rund 250 Euro mehr im Monat bekommen.
       
       Die Gewerkschaft GEW hatte dann aber darauf gedrängt, die LehrerInnen in
       Brennpunkten lieber mit weniger Stunden statt mit mehr Geld zu entlasten.
       
       Das aber war offensichtlich angesichts des Fachkräftemangels nicht zu
       machen, wie auch die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja
       Lasić, am Dienstag noch einmal betonte. Man hätte die Stundenentlastung mit
       noch mehr QuereinsteigerInnen kompensieren müssen. Nun ist man also wieder
       zurück bei der Frage: Wie groß zieht man den Adressatenkreis für den Bonus?
       
       Lasić bestätigte am Dienstag gegenüber der taz nur, dass es seitens der
       rot-rot-grünen Koalition ein „grundsätzliches Bekenntnis“ dazu gebe, auch
       die ErzieherInnen bei der Neuregelung mitzunehmen. Über Details werde noch
       verhandelt.
       
       ## Es fehlen Zahlen
       
       So fehlten Zahlen aus der Bildungsverwaltung, wie viele LehrerInnen und
       ErzieherInnen Anspruch hätten, wenn man die Grenze etwa bei 80 Prozent
       Kindern aus Hartz-IV-Familien ziehe. Auch auf taz-Anfrage äußerte sich die
       Bildungsverwaltung am Dienstag dazu nicht.
       
       Die neue Wendung bei der Diskussion fällt mit einem Brandbrief von
       ErzieherInnen aus 22 Neuköllner Grund- und Gemeinschaftsschulen zusammen,
       der am Dienstag öffentlich wurde. In dem Brief an Bildungssenatorin Sandra
       Scheeres (SPD) klagen sie über eine gestiegene Arbeitsbelastung, die es
       schwer mache, der wachsenden Zahl von Inklusionskindern gerecht zu werden,
       und fordern unter anderem mehr Gehalt und mehr Personal.
       
       Berlin sei stolz auf die Ganztagsschule, doch der falle gerade „komplett
       hinten runter“, sagt Erdmann. Aus der Bildungsverwaltung hieß es zu dem
       Brief, man nehme „die darin geschilderten Probleme sehr ernst“.
       
       5 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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