# taz.de -- Umstrittene Öl-Leitung in Kanada: Richter stoppen Pipeline-Ausbau
       
       > Der kanadische Premierminister Justin Trudeau wollte sie retten, nun
       > droht der Trans-Mountain-Röhre jedoch das Aus. Das Projekt ist höchst
       > umstritten.
       
 (IMG) Bild: Nach der Gerichtsentscheidung in Vancouver: Freude bei den Ureinwohnern der Region
       
       VANCOVER taz | In Kanada hat ein Berufungsgericht den geplanten Bau einer
       neuen Erdölpipeline gestoppt. Die Trans-Mountain-Pipeline soll nach dem
       Willen der Regierung von den Ölsandfeldern im Zentrum des Landes über 1.000
       Kilometer bis an die Pazifikküste nach Vancouver führen.
       
       In ihrer einstimmigen Entscheidung annullierten die Richter am Donnerstag
       die Genehmigung für die Pipeline, die parallel zu einer bestehenden Röhre
       gebaut werden soll. Die Regierung habe es versäumt, die Ureinwohner
       ausreichend zu konsultieren. Außerdem seien die Auswirkungen der Pipeline
       auf die Umwelt und die gefährdeten Orcas der Region nicht ausreichend
       geprüft worden, entschied das Gericht.
       
       Das Urteil ist eine Ohrfeige für die Regierung von Premierminister Justin
       Trudeau, die das Projekt [1][erst vor drei Monaten für 4,5 Milliarden
       Dollar vom texanischen Energiekonzern Kinder Morgan gekauft] hatte. Damit
       wollte sie sicherstellen, dass die Pipeline gegen den Willen vieler
       Ureinwohner, Naturschützer und der Regierung der Küstenprovinz British
       Columbia vollendet werden kann. Eigentlich wollte die Regierung im Herbst
       mit den Arbeiten beginnen lassen und mehr als 7,4 Milliarden Dollar
       investieren.
       
       Jetzt müssen wichtige Teile des Genehmigungsverfahrens neu aufgerollt
       werden. Alternativ kann die Regierung beim Obersten Gerichtshof in Ottawa
       Berufung einlegen. Beide Verfahren kosten Zeit und Geld, der Baubeginn ist
       erst mal vom Tisch.
       
       Laut Finanzminister Bill Morneau will die Regierung zwar versuchen, die
       Pipeline doch noch zu bauen. Allerdings konnte er am Donnerstag keine
       Lösung präsentieren. Die Regierungschefin Albertas, Rachel Notley,
       verkündete am Donnerstag, die Erdölprovinz steige aus dem nationalen
       Klimaschutzplan aus, bis der Bau der Pipeline unterschrieben sei. Ohne
       Alberta, sagte Notley, sei der Klimaschutzplan das Papier nicht wert, auf
       dem er geschrieben stehe.
       
       Für die Energieindustrie ist die Pipeline von großer strategischer
       Bedeutung. Kanada besitzt die drittgrößten Rohölreserven der Welt, hat
       derzeit aber Schwierigkeiten, Öl auf die Weltmärkte zu bringen, weil es an
       Transportkapazitäten fehlt.
       
       In den Küstengemeinden Kanadas ist die Pipeline dagegen umstritten. Sie
       soll laut Plan rund dreimal mehr Schweröl an den Pazifik leiten als
       bislang. Statt derzeit fünf würden dann mehr als 30 Tanker im Monat in den
       Gewässern rund um Vancouver kreuzen.
       
       Für Premierminister Trudeau ist die Lage schwierig. Er hatte geplant, die
       Pipeline so schnell wie möglich wieder an einen privaten Investor
       weiterzuverkaufen. Die meisten Experten glauben aber nicht daran, dass die
       Regierung das brachliegende Projekt angesichts der juristischen Hängepartie
       je wieder loswird. Nun könnte am Ende der Steuerzahler für ein Projekt
       haften, das nicht mehr zustande kommt. Unter vielen von Trudeaus Wählern
       ist die Pipeline unpopulär, der Premier hat hier an Glaubwürdigkeit
       verloren.
       
       31 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Pipeline-in-Kanada-soll-gebaut-werden/!5506768
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Michel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kanada
 (DIR) Ölpipeline
 (DIR) Justin Trudeau
 (DIR) Ureinwohner
 (DIR) Kanada
 (DIR) Kanada
 (DIR) Kanada
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Pipeline in Kanada soll gebaut werden: Trudeau auf Seite der Erdölindustrie
       
       Kanadas Regierung will eine Pipeline kaufen, um das umstrittene Projekt zu
       retten. Umweltschützer und Indigene protestieren.
       
 (DIR) Ölförderung in Kanada: Pipeline-Bau vor dem Aus
       
       Wegen großer Widerstände von Umweltschützern und Ureinwohnern baut der
       Konzern Kinder Morgan die Trans-Mountain-Röhre nicht weiter.
       
 (DIR) Grüne in Kanada: Rohstoffindustrie wird nervös
       
       Premiere in Nordamerika: In British Columbia hat die Ökopartei Einfluss auf
       die Regierungsbildung. Und damit auch auf Pipelines und Dämme.