# taz.de -- Schottlands Ex-Premierminister: Showmaster Salmond stolpert
       
       > Der ehemalige schottische Premier Alex Salmond wollte ein politisches
       > Comeback feiern. Doch nun werden ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
       
 (IMG) Bild: Hatte noch Großes vor: Alex Salmond
       
       DUBLIN taz | Sollte in Schottland ein neues Referendum über die
       Unabhängigkeit stattfinden, werde er in die Politik zurückkehren, hatte
       Alex Salmond neulich angekündigt. Daraus wird nichts. Weil dem ehemaligen
       schottischen Premierminister, der die Scottish National Party (SNP) mit
       seinem Charisma zur absoluten Mehrheit im schottischen Parlament geführt
       hatte, sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, ist er aus der SNP
       ausgetreten – nach 45 Jahren Mitgliedschaft, davon 20 als Parteichef.
       
       Eine Regierungsangestellte, die 2013 an einer Veranstaltung im Bute House,
       der Residenz des schottischen Premierministers in Edinburgh, teilgenommen
       hatte, beschuldigt den damaligen Hausherrn Salmond, er habe sie nach der
       Veranstaltung in sein Schlafzimmer eingeladen und ihr mehrmals Alkohol
       angeboten. Dann habe er sie aufgefordert, mit ihm ins Bett zu gehen. Er
       habe sich auf sie geworfen, sie geküsst und an den Brüsten berührt. Auch
       eine zweite Mitarbeiterin habe Beschwerde gegen Salmond eingereicht,
       erklärte eine Parlamentssprecherin.
       
       Der 63-Jährige bezeichnete die Anschuldigungen als „offenkundig
       lächerlich“. Er sagte: „Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht,
       politische und persönliche, aber ich habe niemals jemanden sexuell
       belästigt, und ich war ganz sicher nie an Verbrechen beteiligt.“ Salmond
       will die Untersuchung gegen sich gerichtlich prüfen lassen. Das Verfahren
       sei „absolut unfair“ und werde „zwangsläufig zu einem vorurteilsbehafteten
       Ergebnis“ führen, sagte er.
       
       Die Beschwerden wurden dem schottischen Parlament bereits im Januar
       vorgelegt, doch bekannt wurden sie erst jetzt, weil Salmond zunächst gegen
       die Veröffentlichung juristisch vorging, jetzt aber seine Klage
       zurückgezogen hat. Nicola Sturgeon, Salmonds Nachfolgerin als Parteichefin
       und Premierministerin, sagte, die Situation sei sehr schwierig für sie, da
       sie mit Salmond befreundet sei. Die Anschuldigungen können jedoch „nicht
       unter den Teppich gekehrt“ werden.
       
       Salmond, den Freund und Feind als „klug, schlitzohrig und strategisch
       brillant“ beschreiben, hat entscheidend zum Aufstieg der SNP beigetragen.
       Er hat aus der anfangs hoffnungslos erscheinenden Idee von Schottlands
       Unabhängigkeit eine breite Bewegung gemacht, auch wenn das Referendum 2014
       mit 45 gegen 55 Prozent verloren ging. Salmond trat danach als Parteichef
       und Premierminister zurück.
       
       Er ließ sich 2015 ins britische Unterhaus in London wählen, wo er schon
       zwischen 1987 und 2010 als Wahlkreisabgeordneter gesessen hatte. Aber bei
       den vorgezogenen Neuwahlen 2017 verlor er seinen Sitz an den Tory Colin
       Clark. Seit November 2017 moderiert er eine eigene Sendung beim russischen
       Staatssender Russia Today. Seine ehemaligen Parteifreunde werfen ihm vor,
       sich zum Helfer von Wladimir Putin zu machen, Sturgeon sagte: „Ich hätte
       ihm davon abgeraten.“
       
       30 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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