# taz.de -- Die Wahrheit: Weihnachten mit den Royal Muppets
       
       > Die Weihnachtsansprachen der Queen sind so gähnig wie die ganze Familie
       > der Windsors. Wenigstens passiert drumherum manche Merkwürdigkeit.
       
 (IMG) Bild: „It's a baby boy“: BT Tower zeigt Botschaft zur Geburt des Kindes von Harry und Meghan
       
       Alle Jahre wieder. Morgen wird Queen Elizabeth ihre 60. Weihnachtsansprache
       im Fernsehen halten. Zum ersten Mal fand das Ereignis, das heutzutage nur
       noch gut die Hälfte der Nation vor den Bildschirm lockt, im Jahr 1957
       statt. Einmal, 1969, fiel die Ansprache aus, weil die Queen meinte, sie sei
       in jenem Jahr oft genug im Fernsehen gewesen.
       
       Ihre zweite Ansprache wäre vor 60 Jahren ebenfalls beinahe ausgefallen, da
       dem für die Sendung verantwortlichen BBC-Produzenten Antony Craxton das
       Manuskript der Rede abhanden gekommen war. Er hatte die Nacht in einem
       Hotel verbracht. Als er am nächsten Tag losfuhr, ließ er seinen Aktenkoffer
       neben dem Auto stehen – offenbar eine englische Krankheit, denn ähnliches
       Missgeschick ist Politikern später reihenweise widerfahren, sehr zur
       Schadenfreude der Öffentlichkeit, die dadurch Einblick in Geheimdokumente
       bekam.
       
       Craxton bemerkte den Verlust zwar bereits nach 200 Metern, doch als er zum
       Hotelparkplatz zurückfuhr, war der Aktenkoffer weg. Sam, ein Pudel, hatte
       ihn gefunden, als er mit Herrchen John Harvey, dem 20-jährigen Sohn des
       Wirts vom Poolpack Pub, seine Runde gedreht hatte. Harvey öffnete den
       Koffer und vermutete, dass der Inhalt wichtig sein könnte. Er brachte Sams
       Fund zur Polizei. Die schickte den Koffer nach kurzer Inspektion in einem
       Streifenwagen zur BBC, fünf Stunden vor Beginn der Liveübertragung.
       
       Zum zehnten Jahrestag erschien ein Zeitungsbericht über die Heldentat des
       Hundes. Er war mit einem Foto der königlichen Familie illustriert. Im
       Hintergrund sieht man die Queen auf der Couch, neben ihr Prinzessin Anne,
       deren Kopf gerade noch hinter Prinz Charles hervorlugt, der im Vordergrund
       so tut, als ob er Zeitung lese. Daneben steht Prinz Andrew mit Pfeil und
       Bogen und überlegt offenbar, auf welches der fünf Familienmitglieder er
       zielen soll.
       
       Links im Sessel böte sich Queen-Gemahl Prinz Philip an, der gemeinsam mit
       dem kurzbehosten Edward in eine Zeitschrift schaut. Die garstigen Kacheln
       auf dem Fußboden sind zum Teil mit einem typisch englisch gemusterten
       Teppich bedeckt, dessen furchterregende Geschmacklosigkeit nur deshalb
       nicht voll zur Geltung kommt, weil das Foto schwarz-weiß ist. Es könnte aus
       der „Muppet Show“ stammen.
       
       Inspirierend sind die weihnachtlichen Reden der Queen selten. Meist findet
       sie warme Worte für ihren Gatten, der mit seinen 97 Jahren dem Tod schon
       mehrmals von der Schippe gesprungen ist. Voriges Jahr würdigte sie seinen
       „einzigartigen Sinn für Humor“. Die von seinen rassistischen Sprüchen
       Betroffenen sehen das vermutlich etwas anders.
       
       Außerdem brach sie im Jahr 2017 mit einer Tradition, als sie Enkel Harrys
       Braut Meghan Markle zur Weihnachtsfeier einlud. Bisher war das immer erst
       nach der Hochzeit geschehen. Aber vermutlich befürchtete die Königin in
       Anbetracht ihrer scheidungsfreudigen Familie, dass es dieses Jahr schon zu
       spät sein könnte. Frohes Fest!
       
       24 Dec 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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