# taz.de -- Initiative „St. Pauli bleibt laut“: Trommeln für den Musikbunker
       
       > Weil sich die Stadt für mehr zentrale Proberäume einsetzen soll, zogen
       > Musiker*innen mit ihren Instrumenten in die Kulturbehörde.
       
 (IMG) Bild: Dicht an dicht: der Musikbunker in der Otzenstraße und die angrenzenden Wohnhäuser
       
       HAMBURG taz | Sie brachten Gitarren und Trommeln mit und spielten den
       Mitarbeiter*innen ein Ständchen: Mitglieder der Initiative „St. Pauli
       bleibt laut“ überreichten am Donnerstag in der Kulturbehörde eine Erklärung
       samt Unterschriftenliste. Die Musiker*innen wollen ihre Proberäume im
       Otzenbunker in St. Pauli zurückhaben und fordern von der Stadt mehr
       Engagement für bezahlbare, innenstadtnahe Proberäume. Staatsrätin Jana
       Schiedek (SPD) nahm die Erklärung entgegen und will sie Senator Carsten
       Brosda (SPD) übergeben, der nicht im Haus war.
       
       Ende November wurde der Musikbunker in der Otzenstraße [1][stillgelegt].
       Nach Angaben der betroffenen Musiker*innen stehen damit über 120 Bands ohne
       Proberaum da. Einige Künstler*innen hätten mit dem Nutzungsverbot sogar
       ihren Arbeitsplatz verloren.
       
       Schon seit zehn Jahren gilt für das Gebäude die Auflage, dass die
       Lüftungsanlage saniert werden muss. Das sagte eine Sprecherin des
       Bezirksamts Hamburg Mitte der taz. Das Problem ist der Lärmschutz: Immer
       wieder habe es Beschwerden von Anwohner*innen gegeben. Der Eigentümer, der
       das Gebäude Anfang des Jahres kaufte, will von der Auflage aber nichts
       gewusst haben und prüft nach Aussage des Verwalters nun erst mal alle
       rechtlichen Möglichkeiten, auch gegen den ehemaligen Eigentümer. Das
       Verwaltungsgericht hat das Nutzungsverbot aber bereits bestätigt.
       
       Die Initiative, die sich nach der Stilllegung des Bunkers gegründet hat,
       fordert nun, dass die Stadt die Sanierung gemeinsam mit dem Eigentümer
       plant und auch finanzielle Unterstützung bereitstellt. „Sollte der
       Eigentümer die Sanierung nicht vornehmen wollen, muss die Stadt den Bunker
       kaufen und wieder betriebsfähig machen“, heißt es in der Erklärung. Mehr
       als 140 Hamburger Kulturschaffende haben die Forderungen unterzeichnet,
       darunter bekannte Musiker*innen wie Deichkind und Fettes Brot.
       
       ## Knappes Gut in Szenevierteln
       
       „Hamburg rühmt sich gerne seiner Musikfestivals und einer Musikszene, die
       seit Jahren Top-Acts hervorbringt“, schreibt die Initiative. „Das ist nicht
       genug! Hamburg muss seine Musikszene endlich aktiv fördern!“ Dazu würden
       auch genug bezahlbare Proberäume gehören, vor allem in innenstadtnahen
       Szenevierteln wie St. Pauli. Deshalb solle die Stadt auch dafür sorgen,
       dass Kulturräume bei Neubauprojekten berücksichtigt werden.
       
       Dass Proberäume in szenenahen Lagen ein „knappes Gut“ sind, räumt der Senat
       in der Antwort auf eine aktuelle kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten
       Norbert Hackbusch ein. Die zuständige Kulturbehörde, heißt es dort, sei
       „laufend im Gespräch mit Akteuren aus allen Bereichen, um Vorschläge zu
       sammeln, Ideen zu entwickeln und das Angebot weiterer Probemöglichkeiten zu
       erhöhen“.
       
       Weiter antwortet der Senat: „Im Bereich des Allgemeinen Grundvermögens“
       gehörten der Stadt keine Gebäude, die als Proberäume genutzt werden.
       Vereinzelt würde die Mitnutzung einzelner Räume, beispielsweise in Schulen
       durch Schülerbands gestattet. Offen bleibt damit, wie viele potenzielle
       Proberäume in der Hand städtischer Unternehmen sind.
       
       Auch unklar ist, ob der Eigentümer die Sanierung des Otzenbunkers überhaupt
       in Betracht zieht. In einem Brief an die Mieter*innen schrieb er, dass die
       Kosten weit höher seien als angenommen und „in keinem Verhältnis zur
       Nutzung des Bunkers“ stünden.
       
       Derzeit führt die Kulturbehörde Gespräche mit dem Eigentümer, dem Bezirk
       und den Nutzer*innen. Dabei geht es auch um die Frage, ob und wie die
       Erfüllung der Bauauflagen unterstützt werden kann. „Die Initiative hat ein
       sehr berechtigtes Anliegen und wir versuchen zu helfen“, sagte ein Sprecher
       der Kulturbehörde der taz.
       
       20 Dec 2018
       
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