# taz.de -- Digitales Leak von Promi-Infos: Seehofer stolpert ins Datenleck
       
       > Wer hinter dem Datenklau-Skandal steckt, ist unklar. Nun muss das
       > Bundesinnenministerium für Aufklärung sorgen – bis Mitte der Woche.
       
 (IMG) Bild: Kann Innenminister Seehofer das Datenleck aufklären und neue Skandale verhindern?
       
       BERLIN taz | Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gerät im
       Datenklau-Skandal zunehmend unter Druck. Auf Kritik stößt nicht nur die
       maue Informationspolitik seines Ministeriums, sondern auch seine Strategie,
       um die Privatsphäre der Bürger*innen digital zu schützen. „Das Ministerium
       ist dafür zuständig, die gesamte IT-Sicherheit im Land zu erhöhen und für
       einen guten Standard zu sorgen. Das passiert jedoch nicht“, sagte die
       netzpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, [1][Anke
       Domscheit-Berg], der taz.
       
       Sie forderte eine Meldepflicht für Sicherheitslücken und verpflichtende
       Mindestsicherheitsstandards für Hersteller von IT-Produkten. „Damit würde
       es für Hacker schwieriger, Lücken in den Systemen zu finden und Daten zu
       stehlen.“ Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass persönliche Daten
       und Dokumente von Politiker*innen, Künstler*innen und Journalist*innen
       [2][über Twitter verbreitet worden waren].
       
       Systeme des Bundestags oder der Bundesregierung sind offiziellen Angaben
       nach aber nicht betroffen. Auch das [3][Bundesamt für Sicherheit in der
       Informationstechnik] muss sich rechtfertigen: Dessen Chef Arne Schönbohm
       hatte in einem Interview behauptet, sein Haus habe bereits Anfang Dezember
       von dem Leck gewusst. Später musste er seine Aussage relativieren. Seehofer
       will die Öffentlichkeit bis Mitte der Woche umfänglich über den Fall
       informieren.
       
       Domscheit-Berg warnte davor, den Fall mit einem der großen Hackerangriffe
       der Vergangenheit gleichzusetzen. „Der mit Abstand größte Anteil der
       veröffentlichten Informationen sind leicht zu recherchierende Daten“, sagte
       sie. Es handele sich um E-Mail-Adressen oder Handynummern. Nur von wenigen
       Personen seien Chatverläufe oder Fotos in Umlauf gebracht worden.
       
       ## Wer steckt hinter dem Datenklau?
       
       Domscheit-Berg wirft Twitter vor, die Informationen zu spät entfernt zu
       haben: „Solche Entscheidungen werden offenbar von schlecht trainierten
       Künstlichen Intelligenzen oder ungenügend qualifizierten Mitarbeiter*innen
       getroffen.“ Wer hinter dem Datenklau steckt, ist nach wie vor unklar. Es
       kursiert die Vermutung, dass es sich um einen Einzeltäter handelt und nicht
       um eine im Ausland vernetzte Hackergruppe.
       
       Die Bundesregierung hat zur Aufklärung den amerikanischen Geheimdienst NSA
       um Hilfe gebeten – für Domscheit-Berg ein unsägliches Vorgehen. „Das zeigt,
       dass die NSA alles überwacht und dieses Vorgehen toleriert wird.“ Die
       Veröffentlichung digitaler persönlicher Daten wird auch als Doxxing
       bezeichnet.
       
       Dabei werden Informationen über Menschen aus Datenbanken,
       Telefonverzeichnissen, sozialen Netzwerken oder auch passwortgeschützten
       Konten gesammelt und im Netz preisgegeben. Dahinter kann Selbstjustiz
       stecken, der Antrieb, Missstände aufzudecken, oder die Verunglimpfung von
       Einzelpersonen.
       
       Gegen Hackerangriffe und Datenleaks vorzugehen ist schwierig, aber nicht
       unmöglich. „Betroffen sind dabei nicht nur Politiker und Prominente,
       sondern jeder, der online kommuniziert und Daten verbreitet“, teilte der
       Vorsitzende des Ausschusses Digitale Agenda im Bundestag, [4][Jimmy Schulz]
       (FDP), mit. Die FDP-Fraktion hat im November 2018 einen Antrag auf ein
       „Recht auf Verschlüsselung“ in den Bundestag eingebracht.
       
       ## Starke Passwörter helfen gegen Datendiebstahl
       
       Damit sollen Telekommunikations- und Telemedienstanbieter künftig per
       Gesetz dazu verpflichtet werden, ihre Dienste standardmäßig
       Ende-zu-Ende-verschlüsselt anzubieten. Doch auch ohne Gesetz kann jeder
       Einzelne sich besser gegen unerwünschte digitale Eindringlinge wehren. Zum
       Beispiel mit einem guten Passwortmanager und dem Einsatz unterschiedlicher
       Passwörter für Messenger, soziale Netzwerke oder E-Mail-Konten.
       
       6 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://mdb.anke.domscheit-berg.de/
 (DIR) [2] /Datenleak-in-Kunst-und-Politik/!5562902
 (DIR) [3] https://www.bsi.bund.de/DE/Home/home_node.html
 (DIR) [4] http://jimmy-schulz.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tanja Tricarico
       
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