# taz.de -- Jung und europäisch
       
       > Die Aktivistin Katja Sinko hat nach dem Brexit begonnen, für „ihr“ Europa
       > zu kämpfen. Warum junge Menschen aktiv werden müssen, erklärt sie hier
       > und auf dem taz lab.
       
 (IMG) Bild: Foto: Mirko Lux
       
       Interview Vincent Bruckmann
       
       taz am Wochenende: Der Brexit steht kurz bevor, der Nationalismus wächst:
       Schlechte Zeiten für Menschen, die für Europa kämpfen. Warum sind Sie
       dennoch zuversichtlich? 
       
       Katja Sinko: Erst das Brexit-Votum und dann die Wahl Donald Trumps zum
       US-Präsidenten. Dazu kommt ein Rechtsruck in Europa, der insbesondere viele
       junge Menschen wachgerüttelt hat. Es ist die Zeit gekommen, in der wir uns
       als junge Generation für die Errungenschaften einsetzen müssen, die unsere
       Großeltern- und Eltern-Generationen erkämpft haben.
       
       Was muss sich ändern? 
       
       Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die EU sich reformiert und zu einer
       Union der Bürger*innen, einer Europäischen Republik, einem Europa der
       Regionen wird. Wichtig ist, dass es nicht weitergeht wie bisher. Wir
       brauchen ein Europa der Demokratie, der Nachhaltigkeit und der Solidarität.
       Die EU darf nicht primär ein Wirtschaftsprojekt sein, sondern braucht eine
       soziale Säule. Sicherlich ist die Europäische Republik für viele eine
       Utopie. Aber auch der Mauerfall war für viele Menschen kurz vorher noch
       undenkbar.
       
       75 Prozent der britischen Wähler*innen zwischen 18 und 24 haben gegen den
       Brexit gestimmt. Wie können junge Menschen ihre Interessen gegen die Alten
       durchsetzen? 
       
       Gerade wir jungen Menschen müssen uns einbringen, es geht immerhin um
       unsere Zukunft. Ich weiß, dass Politik nicht immer einfach und die EU alles
       andere als unkompliziert ist. Dank Erasmus, Austauschprogrammen, Interrail
       oder ja, auch Billigfliegern, ist Europa für uns selbstverständlich
       geworden.
       
       Profitieren davon wirklich alle? Oder nur die, die es sich leisten können? 
       
       Ich glaube, es gibt einige Globa-lisierungsgewinner*innen, wie ich es bin.
       Ich bin sicherlich privilegiert. Ich habe Erasmus in Manchester gemacht, in
       verschiedenen Ländern gelebt. Das ist bei Weitem nicht die Realität für
       alle Menschen. Es ist wichtig, dass man Angebote wie Erasmus, das typische
       Studierendenprogramm, ausweitet. Das gibt es auch für Auszubildende, das
       wissen aber nur die wenigsten. So etwas müsste man noch viel mehr pushen.
       
       Warum haben Sie angefangen, sich für Europa zu engagieren? 
       
       Wir müssen etwas unternehmen, um nicht, wie viele junge Brit*innen, in
       einem Europa aufzuwachen, das zum Albtraum geworden ist. Ich habe daher mit
       anderen die Kampagne „The European Moment“ initiiert. Wir bündeln
       proeuropäische Kräfte, um Druck auf politische Entscheidungsträger*innen
       auszuüben: mit Kampagnen, Petitionen und Demonstrationen. Zu unserer ersten
       Demo kamen 6.000 Menschen. Wir hatten nie eine Kampagne geleitet oder
       gelernt, wie man Politik beeinflusst. Das hat uns Mut gemacht.
       
       Was würden Sie 14-jährigen Schüler*innen empfehlen, die diesen Artikel
       lesen. Wie können sie Europa retten? 
       
       Probiert aus! Habt keine Angst vor dem Scheitern. Wichtig ist, sich
       Gleichgesinnte zu suchen. Seid kritisch und leidenschaftlich zugleich!
       Allein von Veränderung zu reden ändert noch nichts. Ich habe selbst nie
       gedacht, dass ich eine Kampagne leite oder vor 6.000 Menschen spreche. Mit
       Leidenschaft kann man vielleicht keine Berge versetzen, aber zumindest
       einen kleinen Unterschied machen.
       
       9 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Vincent Bruckmann
       
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