# taz.de -- Technischer Fortschritt: Die Jugend kennt das Fax nicht mehr
       
       > Früher galt das Faxgerät als futuristisch, heute steht es vergessen und
       > verstaubt im Keller. Ist das ein Problem oder ein Zeichen des
       > Fortschritts?
       
 (IMG) Bild: Einst als Zukunfstechnologie gehandelt, heute zunehmend vergessen: das Faxgerät
       
       Was soll noch gesagt werden über die Jugend von heute? Seit die Milchbärte
       anfingen, Schellackplatten als Frisbees zu benutzen, statt Charleston zu
       tanzen und Goethe zu lesen, ist doch sowieso alles verloren. Und jetzt auch
       noch das Fax. Der Branchenverband der Telekommunikationsunternehmen,
       [1][Bitkom, meldete Ende vergangener Woche], dass drei von zehn
       Jugendlichen noch nie von Faxgeräten gehört habe.
       
       Weitere technische Errungenschaften, die laut der veröffentlichten Umfrage
       eher unbekannt bei 6- bis 18-Jährigen sind: Wählscheibentelefon, Walkman
       und Disketten. Absoluter Spitzenreiter im Nebel juveniler Unkenntnis ist
       mit 88 Prozent übrigens der Pager. Wie gehen diese Kinder nur durchs Leben?
       Die können mit ihren Wissenslücken doch keine Arztserie verstehen.
       
       Aber zurück zum Fax, dass vor gut vierzig Jahren seinen
       trillernd-kreischenden Siegeszug durch die Büroetagen dieser Welt antrat.
       Die Fernkopierer waren stylisch (wenn auch nicht unbedingt im ästhetischen
       Sinne) und teuer. Wer daheim eine Faxmaschine hatte, war diffus wichtig und
       sehr wahrscheinh eine gute Partie. Der [2][Sciencefictionpate William
       Gibson] pflegte über Jahre Interviews wenn überhaupt dann nur per Fax zu
       geben. Inzwischen ist er auf Twitter. Hunter S. Thompson, Schriftsteller
       und Journalist, hatte eine sehr persönliche Beziehung zu seinen Faxgeräten,
       mehrere davon erschoss er. Thompson ist nicht auf Twitter, Thompson ist
       tot. Und an den erinnern sich nicht einmal drei von zehn faxenden
       Erwachsenen.
       
       Das Fax sollte eine Brückentechnologie sein auf dem Weg zum papierlosen
       Büro. Die Brücke steht noch, wenn auch etwas verschämt in den Ecken dunkler
       Kopierräume. Behörden- und Bürokommunikation scheint weiterhin vernarrt in
       Faxpapier und Sendeberichte („fehlgeschlagen“) zu sein. Wie auch in
       Stempelkissen und Umlaufmappen. Das erklärt aber, warum beunruhigende
       sieben von zehn Jugendlichen doch noch mit dieser eigentlich obsoleten
       Technologie bekannt sind.
       
       In jedem Falle ist es geradezu atemberaubend zu sehen, wie schnell gerade
       noch hochmoderne Technik erst Abfall, dann Museumsexponat wird. Also:
       Heben wir unsere Faxgeräte gut auf. Wenn sich irgendwann nur noch eine von
       zehn Personen erinnert, was das ist, wird sie vielleicht ein paar Kröten
       für gut gepflegte Sammlerstücke springen lassen.
       
       17 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/3-von-10-Jugendlichen-haben-noch-nie-von-Faxgeraeten-gehoert
 (DIR) [2] /Interview-zur-Transmediale/!5566843
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniél Kretschmar
       
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