# taz.de -- Verwirrung um HSV-Profi: Wer ist Bakery Jatta?
       
       > Dem HSV-Spieler wird vorgeworfen, mit falscher Identität zu spielen.
       > Außerdem soll er über frühere Erfahrungen gelogen haben. Stimmt das?
       
 (IMG) Bild: Hat Jatta nur gemeint, er habe noch bei einem so professionellen Verein gespielt?
       
       BERLIN taz | In das große Rätselraten um den Fußballprofi [1][Bakery Jatta]
       kommen langsam die ersten Antwörtchen. Nach der taz vorliegenden Dokumenten
       hat der Mann, der hier verdächtigt wird, eigentlich Bakary Daffeh zu heißen
       und drei Jahre älter zu sein, unter dem Namen Bakery Jatta in der ersten
       Liga Gambias gespielt. Von 2014, da war er nach seinen eigenen Angaben 16
       Jahre alt, bis 2016 hatte er einen Spielerpass des Fußballklubs Brikama
       United.
       
       Als der Hamburger SV im Jahr 2016 den jungen Mann, der im Sommer 2015 über
       die Sahara und das Mittelmeer nach Deutschland geflüchtet war, unter
       Vertrag nehmen wollte, hatte er ganz offiziell eine Eingabe auf der
       Fifa-Plattform „Transfer Matching System“ (TMS), auf der internationale
       Spielerwechsel abgewickelt werden, erstellt. Der gambische Verband, der ein
       Spieler Bakery Jatta bekannt war, erteilte die Internationale Freigabe
       (ITC) mit Player Passport (Spielerpass).
       
       Das haben sowohl die Deutsche Fußballliga (DFL) als auch die Gambia
       Football Federation (GFF) der taz bestätigt. Wenn sich diese Informationen
       als richtig erweisen, wäre die im Raum stehende Behauptung, Jatta habe sich
       unter Angabe einer falschen Identität eine deutsche Aufenthaltsgenehmigung
       erschlichen falsch.
       
       Zugleich falsch wäre aber die im Raum stehende Behauptung, Jatta habe in
       Gambia nie in einem Verein Fußball gespielt. diese Behauptung, die aus
       Jatta eine Art Wunderkind machte – der geflüchtete Jugendliche, der es
       beinah ohne Umweg in die Bundesliga schafft -, basierte auf
       Interviewsätzen, die seitens des HSV und der Bild-Zeitung kolportiert
       wurden.
       
       Im Juni 2016 wurde Jatta auf der HSV-Website zitiert: „Ich habe in Afrika
       in keinem Verein gespielt, das gab es dort nicht, höchstens mal am
       Wochenende konnte man ein betreutes Training machen.“ Auf der Straße habe
       er gekickt und sich alles selbst beigebracht, sagte er da. „Deshalb ist es
       für mich ein großes Glück, dass ich nun so professionell trainieren und
       lernen darf.“ Und Bild hatte ihn im Mai 2017 – da war er schon zwei Jahre
       in Deutschland – in einem Porträt so zitiert: „Vor wenigen Monaten habe ich
       noch mit meinen Freunden in Afrika gekickt. Meist barfuß und auf Beton.“
       
       ## „Das sind verschiedene Personen“
       
       Da der HSV die Freigabe beantragt hat, weiß er auch, dass sein Profi Jatta
       seit 1. Februar 2014 bei Brikama United unter Vertrag war. Zur Klärung der
       Frage, wie es zu der Veröffentlichung eines Interviews auf der HSV-Website
       kommen konnte, wo es anders dargestellt wird, konnte die taz bis
       Redaktionsschluss vom HSV keine Stellungnahme erhalten. Daher bleiben nur
       Spekulationen: Hat Jatta nur gemeint, er habe noch nie bei einem so
       professionellen Verein gespielt? Oder wie sieht es mit eventuell fälligen
       Ablösesesummen aus, die der HSV nach Gambia überweisen müsste?
       
       Dass Jatta – die Schreibweise das Vornamens variiert immer zwischen Bakary
       und Bakery – nicht identisch mit einem Spieler namens Daffeh ist, behauptet
       auch Modou Njia, ein Onkel von ihm, der in Bremen lebt. „Ich kannte ihn in
       Gambia als Kind, und ich habe immer noch Kontakt zu ihm“, sagt er. „Daffeh
       und Jatta, das sind verschiedene Personen.“ Er sagt auch, Jatta sei sicher
       1998 geboren und habe in Gambia nie in einem Verein Fußball gespielt. Nija
       erklärt sich den Umstand, dass Sport-Bild zwei Trainer präsentiert, die die
       These von der falschen Identität behaupten, sie seien wohl bestochen worden
       oder ihnen sei eine Belohnung in Aussicht gestellt worden. Seit der Skandal
       losgebrochen sei, also nach der Veröffentlichung in der Sport-Bild, habe er
       jedoch keinen Kontakt mehr zu seinem Verwandten.
       
       Beim gambischen Fußballverband ist man überrascht von der ganzen Sache.
       Ebou Faye, Vizepräsident, der aber Wert darauf legt, nicht als Funktionär
       zu sprechen, sagt: „Ich persönlich wusste über Jatta Bescheid, nicht über
       Daffeh.“ Jatta habe nie in der ersten Liga Gambias gespielt. Bei Brikama
       United aber sehr wohl.
       
       9 Aug 2019
       
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