# taz.de -- FC Bayern München in der Bundesliga: Alles wird gut! Echt?
       
       > Die Münchner scheinen sich vor dem Spiel auf Schalke endlich sortiert zu
       > haben. Auch für Renato Sanches hat man einen Abnehmer gefunden.
       
 (IMG) Bild: Renato Sanches (l.) beim Training am Tegernsee Anfang August. Nun ist er weg
       
       MÜNCHEN taz | Ausgerechnet beim Fleisch-Gipfel [1][Hoeneß]/[2][Tönnies]
       geht es nicht um die Wurst. Wenn der FC Bayern am Samstag bei S04 antritt,
       steht das Ergebnis schon vorab fest: Alles wird gut. Aus Bayern-Sicht.
       Denn: Kurz vor Ende des Sommerschlussverkaufs hat der Rekordmeister doch
       noch seine Transferlethargie abgelegt und ein paar Schnäppchen aus dem
       Markt gezogen.
       
       Unerklärliche Wochen und Monate zog sich dieses ominöse Nichtverpflichten
       hin. Fragen über Fragen: Kriegen wir den Sané? Will der überhaupt zu uns?
       Macht der Müller-Wohlfahrt sein kaputtes Knie wieder heil? Und gibt der Uli
       überhaupt so viel Geld her? Ist jetzt alles erst mal egal. Mit Perisic,
       Coutinho und Cuisance hat man der schon an Spieltag 1 darbenden Offensive
       neues Blut zugeführt, jetzt könnte es allmählich losgehen mit der
       Saisonvorbereitung. Dumm nur, dass die anderen da schon weiter sind. Aber
       mei, aber dafür sann mia halt mia: der FC Bayern.
       
       Es sind fast schon wieder lustige Zeiten beim FC Bayern, egal wo man
       hinschaut. [3][Frank Ribéry isst seine Trüffelpizza] künftig in Florenz
       statt bei „H’ugo’s“, dafür öfter mal wieder mit Luca Toni – die Älteren
       erinnern sich. Arjen Robben geht nächstes Wochenende baden: Er will bei
       der Swim Challenge daheim in Groningen acht Kilometer weit kraulen, für den
       guten Zweck. Unnötig zu erwähnen, dass er dafür trainiert, als würde mal
       wieder ein Comeback anstehen.
       
       Renato Sanches hat sich am ersten Spieltag beschwert, dass er nur kurz
       mitspielen durfte: Ja wo samma denn? 10.000 Euro Geldstrafe.
       Strafversetzung zum OSC Lille ist fix. Jérôme Boateng – nein, keine
       weiteren Scherze mehr. Hoeneß hat ihn doch vor Wochen schon verabschiedet.
       Ach ja, der Präsident. Wird ausgerechnet zu Saisonbeginn ziemliche Wellen
       schlagen, sollte er nächste Woche tatsächlich seinen Rückzug bekannt geben.
       Als ob das irgendwas ändern würde. Der Mann hätte auch als Greenkeeper in
       allen relevanten Vereinsgremien noch eine Stimme, mindestens.
       
       ## Dünnes Eis für ein Team, das drei Titel anpeilt
       
       Längst wird überlegt, die Mitgliederversammlung vom Audi Dome in die
       Olympiahalle zu verlegen, damit noch mehr Menschen die sicherlich
       tränenreiche Das-war’s-dann-doch-schon-Show verfolgen können. Boss-Antipode
       Rummenigge verspürt neuerlich sichtlich Aufwind: Er ist wahrscheinlich
       nicht todunglücklich, wenn es demnächst weniger Uli und mehr Kalle gibt.
       Womit wir bei Brazzo sind, dem „Bürschchen“.
       
       Sagenhaft, mit welcher Regelmäßigkeit und Selbstverständlichkeit
       Rummenigge Reporterfragen an Salihamidzic selbst beantwortet, während sein
       Sportdirektor noch Luft holt. Eigentlich erstaunlich, dass sie den Lehrling
       zuweilen sogar allein vor die Kamera lassen. Aber wenn er mal dran ist,
       dann haut er auch einen raus, der Brazzo. Die Idee mit dem verschlankten
       Kader erklärte er unlängst so: Niemand solle sich als Nummer 25 im Team
       fühlen. Mit Thomas Müller möchte man spätestens nach der Verpflichtung der
       Spielmacher Coutinho und Cuisance wirklich nicht tauschen.
       
       Jemanden vergessen? Ach ja, den Trainer. Niko Kovac darf nach dem
       enttäuschenden Nur-Double-Gewinn also doch noch mal ran. Hoeneß hält da
       noch die Hand drüber, da kann der Rummenigge über seinen Chefcoach
       ablästern so viel und so krass er will.
       
       Egal wie diese Bayern-Sache für Kovac ausgehen wird: Das Fell, das er sich
       hier zulegen musste, wird ihn bis an sein Lebensende wohlig wärmen, so
       dick, wie das jetzt schon sein muss. Schwer zu sagen, was für eine Art von
       Humor das ist, wenn er nach all den Turbulenzen und Misstrauensvoten
       inklusive Maulkorberlass des Vorstandsvorsitzenden über die Transfererei
       sagt: „Kompliment an die Chefs! Das haben sie sehr gut gemacht.“
       
       21 Feldspieler umfasst der Kader derzeit. Wenn Boateng einen Abnehmer
       findet, sind es demnächst nur noch 19 – ziemlich dünnes Eis für ein Team,
       das Titel in allen drei Wettbewerben anpeilt. Da müsste Einkäufer
       Salihamidzic bis zum 2. September doch noch mal aktiv werden. Erst im
       nächsten Jahr sind dann wohl die großen Summen fällig – für Sané, Havertz &
       Co. Nur gut, dass Timo Werner dann ablösefrei ist.
       
       Aktuell hängt viel davon ab, wie Coutinho funktioniert, ob Kovac sich
       traut, das System auf den Schönspieler zuzuschneiden. Dessen unbestrittenes
       Potenzial konnte bei seinen bislang vier Stationen in Europa (Inter
       Mailand, Espanyol Barcelona, Liverpool, Barcelona) nur der Spielerversteher
       Jürgen Klopp rauskitzeln, allerdings auch nur für recht kurze Zeit.
       
       24 Aug 2019
       
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