# taz.de -- Saudischer Einfluss im US-Sport: Der Schönwaschgang
       
       > Saudi-Arabien hat entdeckt, dass sich mit Sport das miserable Image
       > aufbessern lässt. Damit das gelingt, sucht das Land Rat bei den großen
       > US-Ligen.
       
 (IMG) Bild: Nimmt es nicht so genau mit dem Fairplay: Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman
       
       BERLIN taz | Mit seinem Schwerttanz zu Riad im Jahr 2017 hat Donald Trump
       unterstrichen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika eher
       freundschaftliche Beziehungen zu den Machthabern in Saudi-Arabien
       unterhalten. Das sunnitische Regime unter Führung des Familienclans der
       Saud ist für die USA in zweierlei Hinsicht wichtig: als Lieferant von Erdöl
       und als Widerpart zur schiitischen Machtzentrale in Teheran.
       
       Allerdings hat das saudische Königshaus ein Imageproblem, das noch größer
       ist als das von Trump. Schlagzeilen machten unter anderem der heimtückische
       Mord am Regimekritiker Jamal Kashoggi, die Auspeitschungen des kritischen
       Bloggers Raif Badawi sowie die Raubpiraterie, die die Saudis mit dem
       TV-Sender beoutQ zum Verdruss der Katarer (beInSPORTS) betreiben.
       
       Die Saudis mögen dem Nachbarn Katar schaden wollen, aber eines haben sie
       jetzt von ihm gelernt: dass man mit Sportevents einen Schleier über die
       moralischen Dreckecken des Landes legen und trotz der Durchschaubarkeit des
       Unterfangens für die gewünschte Volksbelustigung sorgen kann. Das
       sogenannte Sportswashing – in Anlehnung an das bekanntere Greenwashing –
       wird seit einiger Zeit im größeren Stil von den Saudis betrieben, und es
       überrascht nicht, dass sie zuvorderst ihre Fühler in die USA ausstreckten.
       
       Wie der Guardian berichtet, hat es nicht nur Gespräche mit hochrangigen
       Vertretern fast aller amerikanischen Profisportligen gegeben, sondern auch
       mit den Wrestlern von der MME und den Olympiamachern der Spiele von Los
       Angeles, die im Jahr 2028 stattfinden werden.
       
       Das sportstrategische Interesse der Saudis geht zurück ins Jahr 2016, als
       Kronprinz Mohammed bin Salman einen Sportentwicklungsfonds auflegen ließ im
       Rahmen der „Vision 2030“. Darin geht es um die Erschließung ökonomischer
       Potenziale jenseits des Erdöls. 40.000 neue Jobs sollen im Sportbusiness
       entstehen, Stadien gebaut und große Wettkämpfe in die Wüste geholt werden.
       
       ## Sportlich ist Saudi-Arabien ein Zwerg
       
       Im Vergleich zum sportiven Global Player Katar fand in Saudi-Arabien noch
       nichts Weltbewegendes statt, nur ein Turnier der „European Tour“ der
       Golfer, 2018 das Motorsportevent „Race of Champions“, ein paar
       Wrestling-Turniere, und im kommenden Dezember wird der Rückkampf zwischen
       den Boxschwergewichten Anthony Joshua und Andy Ruiz steigen. Sportlich ist
       Saudi-Arabien ein Zwerg, was auch die Medaillenausbeute des Landes bei
       Olympischen Spielen beweist. Erst drei Plaketten gewann das Land mit der
       grünen Flagge. Doch das soll sich künftig ändern.
       
       Wichtigste Person im Prozess des Umbruchs ist Prinzessin Reema bint Bandar
       al-Saud. Sie ist Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, und in
       der führenden Sportorganisation ihres Landes, der Saudi General Sports
       Authority, war sie unter anderem für Diversität und Inklusion zuständig.
       Die amerikanische Beratungsfirma Churchill Ripley Group hat al-Saud nun
       dabei geholfen, wichtige Vertreter des US-Sports zu treffen. In Interviews
       mit US-Medien versuchte die Prinzessin außerdem zu vermitteln, dass [1][ihr
       Heimatland in Sachen Gleichberechtigung und Menschenrechte gar nicht so
       schlecht sei.] Weniger gesprächig waren offensichtlich die US-Ligen, die
       über Inhalte der Talks mit den Saudis nichts verrieten.
       
       Vor Kurzem fand die Klub-WM der Handballer im saudi-arabischen Dammam
       statt. Unter den vier Teams war auch eines aus Deutschland: THW Kiel. Als
       der FC Bayern 2015 im Reich der Sauds Fußball spielte, da hagelte es Kritik
       („Die Moral bleibt dahoam“, Tagesspiegel), Vergleichbares war diesmal nicht
       zu hören. Liegt das nun an der sportiven Charmeoffensive der Saudis oder
       einer merkwürdigen Indifferenz, die lange Zeit auch beim Kampf gegen die
       TV-Piraterie zu beobachten war?
       
       Viel zu spät, Ende Juli, veröffentlichte der Fußballweltverband Fifa im
       Verbund mit allen wichtigen Fußballligen eine Erklärung, in der sie „den
       fortwährenden Diebstahl unseres geistigen Eigentums aufs Schärfste“
       verurteilen. Die Saudis blicken entspannt auf diese Drohgebärde. Für sie
       steht eh fest: Diese Europäer kämpfen mit stumpfem Schwert.
       
       4 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
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