# taz.de -- Fridays-for-Future-Demonstration: Anführer oder Mitläufer?
       
       > Niedersachsens Umweltminister Lies und Landesbischof Meister wollen an
       > der FFF-Demo teilnehmen. Meister ist eingeladen – Lies nicht.
       
 (IMG) Bild: „Olaf schmilzt!“: Das gilt für den Disney-Olaf – der von der SPD taut eher auf
       
       HAMBURG taz | Die Fridays-for-Future-Bewegung kann sich vor Unterstützern
       kaum retten. „Umweltminister und Landesbischof führen Klima-Protestzug an“
       tickerte der Evangelische Pressedienst (epd), mit Blick auf die heutige
       KIimastreik-Demonstration in Hannover. Das ist nicht ohne einen gewissen
       Beigeschmack, denn Olaf Lies (SPD) und Ralf Meister (evangelische Kirche)
       waren in der Vergangenheit klimapolitisch nicht immer ohne Sünde.
       
       Und ganz so wie in der euphorisch zugespitzten epd-Überschrift werden
       Minister und Bischof nicht auftreten. „Herr Lies und Herr Meister gehen am
       selben Startpunkt los“, sagt Benjamin Simon-Hinkelmann, Pressesprecher der
       Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Es sei aber keine
       gemeinsame Aktion.
       
       Im Gegensatz zum Minister ist der Bischof von den Fridays for Future (FFF)
       Hannover jedoch eingeladen worden, an einem der Startpunkte des
       Sternmarschs zu sprechen. Die Kirche habe sich nicht an die Bewegung
       anbiedern wollen, sagt Simon-Hinkelmann. Nach dem Aufruf der Fridays for
       Future an die gesellschaftlichen Organisationen, mitzumachen, habe die
       Kirchenführung an die Gemeinden appelliert, sich zu beteiligen.
       
       In gewissem Sinne könnte man von einer Zurück-Einladung sprechen, denn im
       Mai hatte Meister die Fridays for Future eingeladen. Erstmals in seiner
       Amtszeit waren bei der Landessynode zwei Gastrednerinnen ans Pult getreten:
       Die Fridays-for-Future-Aktivistinnen forderten die Landeskirche auf, sich
       mehr für den Klimaschutz zu engagieren. Zwar hatte die Kirche unter
       Meisters Führung ein Klimaschutzkonzept beschlossen. „Doch wir setzen es
       nicht mit der Ernsthaftigkeit um, die wir angesichts der drängenden
       Notwendigkeit bräuchten“, räumte der Bischof ein.
       
       „Unser Motto ist: Alle fürs Klima“, rechtfertigt FFF-Sprecherin Lou Töllner
       die Einladung Meisters. Solange sich die Kirche den Klimaschutz-Forderungen
       anschließe, könne das nur positiv sein.
       
       Dabei hatte der Bischof lange einen gewissen Nachholbedarf. 2011 machte er
       von sich reden, weil er in einem Vergleich der Deutschen Umwelthilfe unter
       den Bischöfen das klimaschädlichste Auto fuhr, einen VW-Phaeton. Über die
       Jahre hat er sich zwar stark verbessert, doch im vergangenen Jahr war er
       immer noch unter den größten Sündern: Platz 37 von 45. Mittlerweile habe er
       ein besseres Auto, versicherte sein Sprecher.
       
       Olaf Lies machte mit seinem Amtswechsel einen gewaltigen Sprung in puncto
       klimafreundlich fahren. 2017 war der Dienstwagen des damaligen
       Wirtschaftsministers der elftschlechteste unter den 300 Dienstwagen aller
       Landesminister und Ministerpräsidenten. 2018 hatte der Wagen des jetzigen
       Umweltministers den geringsten CO2-Ausstoß.
       
       Lies scheint tatsächlich eine Entwicklung durchgemacht zu haben. [1][Vor
       einem Jahr] hat er noch ein Papier mehrerer Bundesländer unterzeichnet, das
       sich gegen den schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung richtete. „Die
       Forderung, morgen alle Kohlekraftwerke abzuschalten, ist doch absurd“,
       sagte er damals im Landtag.
       
       [2][Ein Jahr später] forderte Lies die Bundesregierung auf, einen
       nationalen Generalplan für den Klimaschutz zu entwickeln. Auch einen
       Kohleausstieg vor dem bisher geplanten Ende 2038 befürwortete er. „Unser
       ehrgeiziges Ziel muss 2030 sein“, sagte der Umweltminister. Besonders
       wichtig sei dabei der Schutz der CO2 speichernden Wälder und Moore.
       
       Er werde an der heutigen Demonstration zum Weltklimatag teilnehmen, weil
       dieser nicht mehr nur für Fridays for Future sei, sondern zeige, dass der
       Klimaschutz in allen gesellschaftlichen Gruppen angekommen sei, sagte Lies
       der taz. Der Klimaschutz habe eine elementare Bedeutung und sei einer der
       ganz großen Herausforderungen. „Wir sind die Generation, die das lösen
       muss.“
       
       20 Sep 2019
       
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