# taz.de -- Nordkonferenz der CDU/CSU-Werteunion: Hausverbot für Journalisten
       
       > Die CDU/CSU-Werteunion erteilt der Redaktion des Buxtehuder Tageblatts
       > Hausverbot. Begründung: Eine Journalistin soll eine Gegendemo ermöglicht
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Neues Aushängeschild der Werte Union: Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen
       
       BREMEN taz | Eigentlich wollte das Buxtehuder Tageblatt über das
       Nordtreffen der konservativen Werteunion in der Hansestadt berichten – doch
       seiner Redakteurin Anping Richter wurde kurzfristig die bereits
       ausgestellte Akkreditierung entzogen. Sie habe den geheim gehaltenen
       Veranstaltungsort ausgeplaudert und so eine Gegendemonstration der
       satirischen Kleinpartei „Die Partei“ ermöglicht, so der Vorwurf. Die
       komplette Tageblatt-Redaktion bekam von Werteunion-Pressesprecher Ralf
       Höcker zudem ein Hausverbot erteilt. Das [1][berichtete die Zeitung] am
       Wochenende.
       
       Am Samstag traf sich die ultrakonservative Werteunion, eine von Mitgliedern
       der Unionsparteien gegründete Vereinigung, in Buxtehude zur Nordkonferenz.
       Auch der umstrittene Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, seit
       Februar Mitglied der Werteunion, trat dort auf.
       
       Tageblatt-Chefredakteur Wolfgang Stephan erklärt der taz, dass die
       Werteunion angekündigt hatte, den Veranstaltungsort aus Sicherheitsgründen
       erst am Donnerstag vor dem Treffen preiszugeben. „Den Ort kannte aber
       jeder. Es gibt hier keinen anderen, um mit 150 Leuten zu tagen“, sagt
       Stephan. Er meint die Veranstaltungsräume im „Deck 1“, in denen die
       Konferenz stattfand. Seine Kollegin Richter habe zwar versucht, das vorher
       offiziell vom Veranstalter zu erfahren, musste letztlich aber auch bis zum
       besagten Stichtag warten. Intern herrschte Einigkeit darüber, dass man sich
       an die Bitte der Werteunion halten würde. „Das Treffen war ohnehin nur für
       geladene Gäste.“
       
       Als am selben Donnerstag „Die Partei“ der Redaktion per Mail mitteilte,
       eine Kundgebung in der Fußgängerzone zu planen, habe Richter einen der
       Organisatoren der Nordkonferenz mit der Bitte um eine Stellungnahme zur
       Demo kontaktiert. Anschließend sei ihr die Akkreditierung entzogen worden,
       erklärt Stephan weiter. Rechtlich gesehen dürfe die Werteunion das, sagt
       Stefan Riccius aus der Fachgruppe Kultur der Stadt Buxtehude, die die
       Räumlichkeiten vermietet. Das Hausrecht gehe immer an den jeweiligen Mieter
       über.
       
       Der Vorwurf aber, dass die Journalistin Richter ein „Leck“ sei und
       verantwortlich dafür, dass eine Demonstration gegen die Nordkonferenz
       stattfand – so wird Ralf Höcker vom Tageblatt zitiert –, sei „hirnrissig“,
       sagt Stephan. „Wir haben mit der Partei nichts zu tun.“ Überhaupt spiele
       diese in Buxtehude politisch keine Rolle. Das Vorgehen von Richter, so der
       Vorwurf Höckers an die Zeitung weiter, „passt ins Bild Ihrer bisherigen
       journalistischen Tätigkeit“. Das Tageblatt habe den Ruf, kritisch zu sein,
       sagt Stephan, ansonsten gebe es keinen Anlass für eine solche Behauptung.
       
       Ralf Höcker, Jurist und seit Sommer Pressesprecher der Werteunion,
       reagierte bis Redaktionsschluss nicht auf Anfragen der taz.
       
       Clemens Ultsch, Mitglied im Ortsverband Buxtehude von „Die Partei“, hatte
       bereits am Wochenende zuvor erfahren, „welche Größen bei dieser von den
       Werten her ganz rechts außen orientierten Organisation auftreten“. Das habe
       er sich anhören wollen. Zugelassen wurde Ultsch nicht, aber so habe er von
       der Geheimhaltung des Ortes Wind bekommen: „Dieser Geheimbund-Charakter hat
       einen demokratisch bitteren Beigeschmack.“ „Die Partei“ plante daraufhin
       eine Demonstration.
       
       In einem Telefonat mit Richter hatte Ultsch zwar versucht zu erfahren, wo
       das Treffen stattfindet – „sie wollte damit aber nicht rausrücken“, sagte
       er. Aber auch er konnte sich den Ort selbst erschließen. Durch den Kontakt
       mit der Stadt wegen einer entsprechend beantragten Verlegung der Demo habe
       er erfahren, dass am „Deck 1“ eine Veranstaltung stattfindet. „Wir haben
       eins und eins zusammengezählt“, sagte Ultsch und demonstrierte am Samstag
       mit vier Mitstreiter*innen am gegenüberliegenden Hafen.
       
       Am Sonntag äußerte sich die CDU Buxtehude zu dem Vorfall. [2][Bei Facebook
       bekannte sie sich] zur Meinungs- und Pressefreiheit und erklärte, dass sie
       in keiner Form in die Veranstaltung der Werteunion eingebunden gewesen sei.
       „Die Ausladung des Tageblatts und ihrer Redakteure ist aus unserer Sicht
       nicht akzeptabel.“
       
       29 Oct 2019
       
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 (DIR) [1] https://www.tageblatt.de/lokales/buxtehude_artikel,-Werteunion-schliesst-das-TAGEBLATT-aus-_arid,1473827_pmcount,5.html
 (DIR) [2] https://www.facebook.com/cdubuxtehude/posts/2551408224917365
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Götz
       
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