# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Den Rassismus austreiben
       
       > Unter dem Motto „De-heimatize it!“ versammelt der 4. Berliner Herbstsalon
       > bildende Kunst, die gegen nationalistische Fantasien Position bezieht.
       
 (IMG) Bild: Lea Draeger Die Heiliginnen, Courtesy Ebensperger Rhomberg Berlin/Salzburg, 2019
       
       Vielleicht muss man dem ganzen scheiß Rassismus mit einem unendlichen Maß
       an sinnlichem Überschuss begegnen. Vielleicht muss man dazu die guten
       Geister der Verstorbenen zum Kampf durch (die) Messiness einladen, so wie
       Delaine Le Bas das in ihrer Installation „Tutis A Rinkeni Moola, Abri
       (You're A Beautiful Ghost and Free)“ und mit ihrem „Shrine (For Damien)“
       tut, zu sehen im Palais am Festungsgraben, dem Hauptausstellungsort des 4.
       Berliner Herbstsalon [1][De-heimatize It!]. 
       
       Vielleicht muss man eine Armee aus Le Bas’ Pferdemenschen versammeln, die
       für das „Re-Witching“ von Europa eintritt. Den Rassist_innen das Geschrei
       von Heimat im Halse ersticken lässt und die blutsrechtlichen-,
       abstammungsfixierten- und bevölkerungspolitischen Fantasien weißer
       Vorherrschaft austreibt. Die Kunst im Palais lässt sogar die Päpste zu
       diesem Projekt antreten. Lea Draegers „1000 Ökonomische Päpste“, exzessiv
       seriell gezeichnete Miniatur-Päpste, sind plötzlich ganz menschlich.
       Politische Verbündete vielleicht sogar, unter ihnen UFO-Päpste die
       anscheinend zu ganz anderen‚ höheren Wesen Kontakt haben. In ihrem
       Künstlerbuch zeigt Draeger dann, dass es so einfach doch nicht ist, die
       Einschreibungen der Zwangsheterosexualität auszuradieren, sich katholische
       Ikonografien aber erstaunlich gut zur visuellen Zerstörung der
       religiös-bürgerlichen Gewalt eignet. Sollen sie doch untergehen in der
       goldenen Überschüttung des Patriachats. Von wegen „Gebet den Armen“.
       
       Trotzdem haben die Mitglieder des Sexworker-Kollektivs SWEAT aus Kapstadt
       in Candice Breitz’Videoinstallation „TLDR“ keine Geduld für ‚Pity Porn‘, es
       geht um die Dekriminalisierung ihrer Profession – also tanzen sie gegen den
       Bullshit. Chiara Baldini und Rafale Kozdron erforschen in ihrem Video „The
       Politics of Ecstatsy“, wie dionysische Riten einst neue Gesellschaften
       hervorbrachten. Trance? Ich sage ja, denn wir brauchen endlich einen
       Exorzism of the Nazi Mind. nym
       
       15 Nov 2019
       
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 (DIR) [1] https://www.berliner-herbstsalon.de/vierter-berliner-herbstsalon
       
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 (DIR) Noemi Molitor
       
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