# taz.de -- Großer Basketball-Zirkus: Maßlose Erwartungen
       
       > Bronny James, der 15-jährige Sohn des großen LeBron James, löst einen
       > bizarren Hype aus. Alle wollen den Nachwuchsbasketballer spielen sehen.
       
 (IMG) Bild: Ein 15-Jähriger im Fokus: Bronny James
       
       Ein bisschen ist es schon noch wie in der B-Jugend auf dem Dorf. Ein paar
       der Spieler kennen sich schon aus dem Kindergarten, am Spielfeldrand sitzen
       fachsimpelnde Väter und nach dem Abpfiff werden wacklige, aus dem Publikum
       aufgenommene Handy-Filmchen in den sozialen Netzwerken hochgeladen. Es gibt
       aber auch Unterschiede. Der größte: 12.000 Menschen wollten dabei sein, als
       die Basketball-Mannschaft der Sierra Canyon Highschool am Wochenende bei
       der Duncanville Highschool antrat. Der Grund ist 15 Jahre alt und heißt
       LeBron James Jr.
       
       Wo auch immer der älteste Sohn des großen LeBron antritt, tauchen auch die
       TV-Kameras und die Reporter auf, die Talent-Scouts und die Massen. [1][Der
       Hype], der um Bronny, wie er genannt wird, ausgebrochen ist, nimmt bizarre
       Züge an. Das Spiel gegen Duncanville wurde wegen der großen Nachfrage von
       der Sporthalle auf dem Schulcampus am Rande von Dallas ins American
       Airlines Center verlegt, in dem sonst die Dallas Mavericks spielen. Die
       Tickets kosteten bis zu 200 Dollar.
       
       Dort, wo einst Dirk Nowitzki die Massen begeisterte und heute Luka Doncic
       regelmäßig groß aufspielt, hatte der kleine LeBron nicht seinen besten Tag.
       Zwei Punkte, zwei Rebounds und einen Assist sammelte der 1,88 große
       Aufbauspieler, leistete sich zudem ein paar Ballverluste.
       
       Es war zu sehen, dass Junior, der für Sierra Canyon vorerst nur von der
       Bank kommt, Talent besitzt, vor allem ein elegantes Dribbling und einen
       federleichten Sprungwurf, aber auch ein ganz anderer Spielertyp ist als
       sein berühmter, eher bullig gebauter Papa. Es war aber auch zu sehen: So
       ganz kann Bronny noch nicht mithalten. Das ist kein Wunder: tritt er doch
       an gegen Spieler, die zum Teil drei Jahre älter sind. Es ist sein erstes
       Jahr in der Highschool, manche seiner Mitspieler werden im kommenden Jahr
       für berühmte Universitäten regelmäßig vor mehr als zehntausend Zuschauern
       spielen.
       
       Denn Sierra Canyon ist keine gewöhnliche Highschool-Mannschaft. Die
       Privatschule in Los Angeles ist Anlaufstätte für Talente, die sich
       Hoffnungen auf zumindest ein College-Stipendium machen, vielleicht sogar
       auf eine Profi-Karriere. Das Team hat zuletzt die kalifornische
       Meisterschaft gewonnen und reist wie ein Wanderzirkus quer durchs Land,
       damit sich die Talente angemessen präsentieren können. In den nächsten
       Monaten stehen Ausflüge nach Las Vegas an, in den hohen Norden nach
       Minnesota und die Ostküste zu einem Turnier in New Jersey. 15 Spiele von
       Sierra Canyon werden vom Sportsender ESPN live übertragen.
       
       ## Väter auf der Tribüne
       
       Ein anderes der vielen Talente im Kader neben LeBron Junior heißt Zaire
       Wade und hat ebenfalls einen berühmten Vater. Dwyane Wade gewann einst in
       Miami an der Seite von LeBron Senior zwei NBA-Meisterschaften, die Söhne
       spielten zusammen in den Katakomben der Arena, die Väter sind eng
       befreundet. In Dallas saß Dwyane Wade, der zusammen mit Nowitzki im
       vergangenen April aus der NBA verabschiedet wurde, direkt am Spielfeldrand
       und feuerte den Nachwuchs an. Auch LeBron James taucht, wenn er sich von
       seinem Brotberuf als Star der Los Angeles Lakers freimachen kann, bei den
       Sierra-Canyon-Spielen auf.
       
       Dort kann er dann beobachten, dass der Hype um seinen Sohn sogar noch den
       übertrifft, den er selbst im gleichen Alter ausgelöst hat. LeBron war schon
       als 15-Jähriger deutlich besser als Bronny, aber wurde erst mit 17 zur
       USA-weiten Berühmtheit und landete schließlich auf dem Cover von Sports
       Illustrated mit der Überschrift: „Der Auserwählte“.
       
       Seinen Sohn dagegen verfolgen schon seit Kindertagen überzogene
       Erwartungen. Bronny war neun Jahre alt, als der Trainer eines großen
       Colleges witzelte, er müsse sich wohl beeilen, ihm ein Sportstipendium
       anzubieten. Ein Jahr später gingen dann tatsächlich die ersten Angebote von
       namhaften Universitäten ein. In diesen Tagen spekulieren Fernsehexperten
       bereits, ob Bronny in einigen Jahren die Nachfolge seines Vaters [2][als
       Gesicht der NBA] treten kann.
       
       Sein Sohn orientiert sich allerdings nicht so sehr an Daddy. Bronny ist Fan
       von Russell Westbrook und läuft ihm zu Ehren beim Basketball mit dessen
       Trikotnummer 0 auf.
       
       3 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.espn.com/high-school/story/_/id/28150070/watch-bronny-james-highlights-weekend-games
 (DIR) [2] /Kolumne-American-Pie/!5089363
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Winkler
       
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