# taz.de -- Nach Protesten im Irak: Mahdi kündigt Rücktritt an > Seit fast zwei Monaten demonstrieren die Menschen im Irak für einen > Systemwechsel. Nun will Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi sein Amt > niederlegen. (IMG) Bild: Gegen das alte System: Protestierende treten ein Plakat, das Premierminister Adel Abdel Mahdi zeigt BAGDAD dpa/afp | Nach den wochenlangen Protesten gegen die Regierung im Irak will Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi seinen Rücktritt einreichen. Damit wolle er verhindern, dass das Land in weitere Gewalt und Chaos abgleite, teilte Abdel Mahdi am Freitag mit. [1][Zuvor waren die Proteste weiter eskaliert.] In der Stadt Nassirija erschossen Sicherheitskräfte am Donnerstag mindestens 25 Demonstranten, die zwei Brücken blockiert hatten. Mehr als 200 weitere Demonstranten wurden verletzt, wie Rettungskräfte und Polizeivertreter mitteilten. Ministerpräsident Mahdi setzte daraufhin den örtlichen Militärkommandeur Dschamil al-Schummari ab. In Nadschaf wurden zehn Menschen getötet, in der Hauptstadt Bagdad starben zwei Demonstranten. Die Eskalation der Gewalt in Nassirija erfolgte wenige Stunden, nachdem wütende Demonstranten in der Pilgerstadt Nadschaf das iranische Konsulat gestürmt und in Brand gesetzt hatten. Daraufhin hatten die Justizbehörden des Landes eine Untersuchung angekündigt. Die Regierung verschärfte am Freitag die Sicherheitsmaßnahmen. In der Hauptstadt Bagdad und den Provinzen im Süden des Landes waren seit den Morgenstunden zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz, wie Augenzeugen berichteten. ## Protestwelle mit 300 Toten Die Demonstrationen gegen die politische Elite des Landes und die weit verbreitete Korruption waren Anfang Oktober ausgebrochen. Es handelt sich um die größte Protestwelle seit dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein im Jahr 2003. Dabei kamen bisher mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Regierung und ein neues politisches System. [2][Der höchste schiitische Geistliche des Landes, Großajathollah Ali al-Sistani], rief das Parlament in seiner Freitagspredigt auf, die Wahl der Regierung zu überdenken. Am Donnerstag hatte bereits der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr den Rücktritt der von ihm mitgewählten Regierung gefordert. Sein Block hatte bei der Wahl des Parlaments im Mai 2018 die meisten Sitze gewonnen. 29 Nov 2019 ## LINKS (DIR) [1] /Unruhen-im-Irak/!5645107 (DIR) [2] /Proteste-im-Irak/!5631254 ## TAGS (DIR) Adel Abdel Mahdi (DIR) Irak (DIR) Protest (DIR) Irak (DIR) Bagdad (DIR) Schwerpunkt Pressefreiheit (DIR) Iran (DIR) Iran (DIR) Irak ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Irakische Politikerin über die Aufstände: „Fast alle machen mit“ 500 Menschen sind bei Protesten im Irak getötet worden. Und die Lage könnte weiter eskalieren, sagt die Politikerin Haifa al-Amin. (DIR) Protest im Irak: Revolte auf drei Rädern Sie holen die Verletzten und die Toten von der Frontlinie der Proteste: Die Fahrer von Motorrikschas, in Bagdad Tuk-Tuks genannt, leben gefährlich. (DIR) Protestmagazin „Tuk-Tuk“ im Irak: Gefährt der Revolte Seit Anfang Oktober erlebt der Irak die größte Protestbewegung seit dem Ende der Hussein-Ära. Jetzt hat sie sogar ihre eigene Zeitung. (DIR) Unruhen im Irak: Etliche Tote auf den Euphratbrücken Im Irak eskalieren die antiiranischen Proteste. Mindestens 15 Menschen werden am Donnerstag getötet. In Nadschaf brennt ein Konsulat. (DIR) Iranische Dominanz auf dem Prüfstand: Gemeint sind alle von ihnen Seit Wochen kommt es im Irak und im Libanon zu Massendemos. Der überkonfessionelle Protest wird auch dem Regime im Iran gefährlich. (DIR) Proteste im Irak: Al-Sistani stützt den Aufstand Iraks einflussreicher Kleriker prangert Korruption an und stellt sich hinter die Protestbewegung. Unterdessen steigt die Zahl der Toten auf über 40.