# taz.de -- Klimagipfel, Greta und Großbritannien: Genau so, nur andersrum!
       
       > Von der Leyen hat sowas wie einen Klimaplan, Madrid bloß Klimahäppchen
       > und die Bahn nicht mal Sitze. Das Klima zum Wochenbeginn.
       
 (IMG) Bild: Ursula von der Leyens Plan ist wenigstens ein Hauch von einer Idee
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Deutsche Bahn ist sauer, dass [1][Greta Thunberg]
       ein „ich habe keinen Sitzplatz mehr bekommen“-Foto von sich postet. Obwohl
       sie erster Klasse gereist sei.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Lufthansa postet: „Bei uns nur Sitzplätze“.
       
       Großbritannien hat gewählt, und Labour verloren: Welche Lehren kann man in
       Deutschland aus dem Ergebnis ziehen? 
       
       Eine Opposition verbessert ihre Chancen, wenn sie eine Opposition ist.
       Johnson hat die ehedem auch pro-europäischen Tories mit Zucht und ohne
       Ordnung auf eine Aussage stranguliert: „Get Brexit done“. Labour dagegen
       bot ein Sammelsurium ebenso vernünftiger wie widersprechender Bastelbögen,
       „May be Brexit, may be not, let’s talk a while and perhaps have some more
       referendums, or would you like to have some cones with the tea?“
       
       Kurz und umgekehrt: [2][Corbyn] hätte sich den Wuschelwahlkampf von Schulz’
       SPD angucken und davon lernen können. Wenigstens Rücktritt, etwa. Mit einem
       klaren „Stay“ hätte Labour kaum schlechter abschneiden können, wäre jetzt
       aber moralisch integer.
       
       Ein EU-Mitglied Schottland – bekommen wir das nun? Und wollen wir das? 
       
       Leider nein, gerne ja. Gelänge es den Schotten, aus dem United Kingdom aus-
       und in die EU wieder einzusteigen – wäre Spanien sogleich Katalonien los.
       Die EU müsste Schottland vom Nicht-EU-Mitglied Großbritannien weglocken –
       und zugleich Katalonien zum Verbleib beim EU-Partner Spanien verdonnern.
       Absurde Position. Davor sei Boris Johnson – der Mann verdankt seine jähe
       Karriere einem Referendum und wird deshalb den Schotten erklären, warum sie
       auf gar keinen Fall eins bekommen.
       
       Im Juni dieses Jahres hatte die Bundesbank für 2020 ein Wirtschaftswachstum
       von 1,2 Prozent vorausgesagt. Diese Prognose hat sie nun nach unten
       korrigiert, 2021 soll es wieder aufwärts gehen. Haben solche Experten mehr
       drauf als ökonomische Bauernregeln? 
       
       Für 2019 hatte die Bundesbank 1,6 Prozent Wachstum angekündigt, dies auf
       0,6 gesenkt und schließlich wieder sacht erhöht. Was dem Begriff „Prognose“
       einen dezenten Retro-Charme verleiht. Volkswirte – das sind diese Leute,
       die uns null vor Finanzkrise und Bankencrash gewarnt haben, am nächsten
       Morgen jedoch präzise wusste, was der Staat jetzt ganz dringend tun müsse.
       Äh … Bevölkerungswirte, eigentlich.
       
       Eine Mehrheit in Deutschland spricht sich für die Wiedereinführung einer
       Vermögensteuer aus. Warum kommt sie trotzdem nicht? 
       
       Rot-Grün hatte dunnemals den „Spitzensteuersatz“ auf 42 Prozent gesenkt –
       mehr zahlten auch Milliardäre nicht. Dies wurde 2007 mit der
       „Reichensteuer“ ergänzt, längs derer 0,22 Prozent der Steuerpflichtigen
       immerhin 45 Prozent zahlen. Das wird noch mal komplizierter durch die
       Fortführung des Soli für vermögendere Mitbürger. Ohne sich derer zu sehr zu
       barmen – auch sie hätten ein Recht, grob verstehen zu können, was mit ihrer
       Kohle passiert. Das Steuersystem stakt mit seinen Gipfeln im Nebel.
       
       Im Kampf gegen die Erderwärmung haben sich die EU-Staaten auf das Ziel
       eines klimaneutralen Europas bis 2050 geeinigt. [3][Der am vergangenen
       Mittwoch von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen vorgestellte „Green
       Deal“] soll als Fahrplan dienen. Kommt die EU damit pünktlich an? 
       
       Urselchens Mondfahrt ist immerhin ein Bild, eine Idee eines Aufbruchs.
       Jetzt müssen sie einfach alles anders machen als beim Weltklimagipfel in
       Madrid, dann wird’s.
       
       Die Unesco hat die Tradition des Alpinismus in die Liste des immateriellen
       Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Ist das nicht etwas zu hoch
       gegriffen? 
       
       In der parallelen Liste des „materiellen Kulturerbes“ sind die Alpen mit 17
       besonders geschützten Stätten verzeichnet. Nun sollte die Unesco mit der
       Unesco klären, ob künftig Weltkulturerben auf Weltkulturerbe herumkraxeln
       dürfen oder man den Alpinsport auch aus Sicherheitsgründen etwa in die
       Lüneburger Heide verlegt. Die scheiterte 2013 beim Versuch, kanonisiert zu
       werden. Bergsteiger dürfen sich jetzt ein Bapperl auf den GoreTex nähen,
       das Logo der „immateriellen“ sieht aus wie das der „materiellen“ nach einem
       schweren Verkehrsunfall. Letzterer wurde überraschend nicht als besonders
       schützenswerte deutsche Kulturleistung aufgenommen bisher. Alternativ
       erwäge ich, mir die blauweiße Raute des Denkmalschutzes auf den Oberarm
       tätowieren zu lassen, cooles tribal und „im Falle eines Nuklearkrieges zu
       verschonen“.
       
       Am Dienstag stellt die Internationale Astronomische Union neue Namen für
       sogenannte [4][Exoplaneten] vor – auch aus Deutschland kamen Vorschläge.
       Wie würden Sie gerne einen Planeten nennen? 
       
       HD32518b. Muss sich erstens keiner umgewöhnen, der Bursche hieß bisher auch
       schon so. Und zweitens vergesse ich ständig Passwörter.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Die Presse lobt Trainer Favres Systemumstellung. So weit erkennbar, geht es
       so, dass man schwachen Gegnern wie Düsseldorf oder Mainz neun Buden
       reinhaut. Funktioniert bisher.
       
       Fragen: waam
       
       15 Dec 2019
       
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