# taz.de -- Schäden durch Unwetter in Ostafrika: Regenzeit ohne Ende
       
       > Durch Überschwemmungen nach Dauerregen werden in Uganda Menschen getötet.
       > Nun droht auch noch ein Zyklon in die Region zu ziehen.
       
 (IMG) Bild: In Kampala regnet es fast ununterbrochen (Aufnahme von 2016)
       
       KAMPALA taz | „Ich kann dich heute nicht besuchen kommen“, brüllt Mark
       Ntege in sein Telefon. Wie ein Trommelfeuer prasselt im Hintergrund der
       Tropenregen auf das Wellblechdach seines Hauses in einem Vorstadtbezirk von
       Ugandas Hauptstadt Kampala. „Die Straßen stehen unter Wasser“, erklärt er
       seiner Tante, die der Ugander am Donnerstag besuchen wollte. „Ich brauche
       ein Boot, um in die Stadt zu fahren“, brüllt er weiter ins Telefon. Dann
       bricht die Leitung zusammen, der Strom fällt aus – Kampalas marode
       Infrastruktur hält dem kräftigen Dauerregen derzeit nicht mehr stand.
       
       Am Freitag früh, der Regen lässt so langsam nach, hält Ugandas
       Staatsminister für Katastrophenschutz und Flüchtlingsangelegenheiten, Musa
       Ecweru, eine Pressekonferenz ab. Sie wird landesweit im Radio und Fernsehen
       übertragen. Er warnt: Die heftigen Regenfälle würden nach Angaben des
       nationalen Wetterdienstes noch bis Ende des Jahres anhalten.
       
       Dies ist selbst für das tropische Ost- und Zentralafrika ungewöhnlich.
       Normalerweise herrscht von November bis März in dieser Region um den
       Äquator eine längere Trockenzeit. Die soll nun ausfallen. Auch die kurze
       Trockenzeit, die gewöhnlich von Juni bis August stattfindet, ist in diesem
       Jahr ausgeblieben. Sprich: 2019 hat die Regenzeit faktisch nie aufgehört.
       
       Minister Ecweru warnt nun vor noch schlimmeren Wetterbedingungen. Wie sich
       bereits diese Woche zeigte, haben [1][„Hagelstürme und Winde] Äcker und
       Ernten landesweit vernichtet“, so Ecweru.
       
       ## Ackerland zerstört
       
       In der Elgon-Bergregion entlang der kenianischen Grenze habe es am Montag
       15 Stunden ununterbrochen geschüttet. Erdrutsche hätten allein in dieser
       Region neun Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Rund 10.000 seien aus
       ihren Häusern vertrieben worden, bis zu 85.000 Haushalte seien betroffen
       und 21.000 Hektar Ackerland zerstört.
       
       In der Seenregion Teso im Herzen des Landes sei der Wasserstand in den Seen
       so hoch gestiegen, dass 55.000 Menschen vertrieben und über 120.000 Hektar
       Ackerland zerstört wurden. Ugandas Landwirtschaft ist strategisch wichtig
       für Ostafrika, denn davon ernährt sich nicht nur ein Großteil der Ugander.
       
       Auch Südsudan ist von Ugandas Produkten abhängig genauso wie die über eine
       Million Flüchtlinge in Ugandas Lagern, die von internationalen NGOs und
       UN-Agenturen wie dem Welternährungsprogramm versorgt werden.
       
       Der Dauerregen stellt auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sowie
       zahlreiche NGOs vor enorme logistische Herausforderungen. Die für den
       Lastwagenverkehr wichtige Brücke über den Nil nahe der Kleinstadt Pakwach
       im Nordwesten des Landes ist seit Dienstag überflutet.
       
       ## Fähren außer Betrieb
       
       Die ganze Woche sind Tausende Reisende, darunter zahlreiche Kongolesen und
       Südsudanesen, auf beiden Seiten des gewaltigen Flusses gestrandet.
       Kilometerweit reihen sich die Fahrzeuge auf beiden Seiten des Stroms
       aneinander. Es ist die einzige Brücke in dieser Region über den Nil. Als
       Alternativen gibt es nur zwei Fähren, die im Bezirk Adjumani die
       Nilüberquerung möglich machen, aber wegen der kräftigen Strömung außer
       Betrieb sind.
       
       Sinkt der Wasserstand des Nils nicht bald ab, hat dies womöglich auch
       Auswirkungen auf die Versorgung der Flüchtlingslager im Nordwesten Ugandas.
       Dort ist ein Großteil der rund eine Million Flüchtlinge untergebracht.
       
       [2][Wetterexperten erwarten jedoch in ganz Ostafrika weitere kräftige
       Niederschläge]. Grund dafür ist die durch die Sommerhitze verursachte hohe
       Wassertemperatur im Indischen Ozean. Dies führe zu mehr Verdunstung an der
       Küste und zu steigenden Regenfällen im Inland.
       
       Inwiefern dies mit der globalen Klimaveränderung zusammenhängt, ist noch
       unklar. Das weltweite Wetter-Alarmsystem GDACS warnt zudem vor dem Zyklon
       Pawan, der über das Arabische Meer in den Indischen Ozean vordringt. Es
       bestehe die Gefahr von Fluten, sogar in der kargen Wüste Somalias.
       
       7 Dec 2019
       
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 (DIR) Simone Schlindwein
       
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