# taz.de -- Waldbrände in Australien: Canberra droht Megafeuer
       
       > Eine neue Hitzewelle verschärft die Feuersituation. Zwei Waldbrände
       > könnten sich zu einer Feuersbrunst vereinigen.
       
 (IMG) Bild: Feuerwehreinsatz in Tomerong
       
       CANBERRA taz | Jetzt muss sogar die australische Hauptstadt Canberra das
       [1][Feuer] fürchten: Im Gebiet der Snowy Mountains im Südosten des
       Kontinents könnten sich binnen weniger Stunden zwei Großfeuer zu einem
       6.000 Quadratkilometer großen Megafeuer vereinen – das entspricht etwa dem
       Siebenfachen der Fläche von Berlin. Davor warnten die Behörden am Freitag.
       
       Nur noch wenige Kilometer trennten die beiden Brände voneinander. Das
       südliche Feuer frisst sich vom Bundesstaat Victoria in Richtung New South
       Wales. Zehntausende von Bewohnern und Touristen wurden aufgefordert, die
       Gegend zu verlassen. Normalerweise sind Orte wie Thredbo um diese
       Jahreszeit Ziel tausender Wanderer. Am Freitag glichen die Urlaubsorte
       Geisterstädten.
       
       Sollte es zur befürchteten Vereinigung der Feuer kommen, könnten sich die
       Flammen bei entsprechenden Windverhältnissen in den nächsten Tagen und
       Wochen bis ins Australian Capital Territory (ACT) vorfressen, dem
       Landesteil, in dem die Hauptstadt Canberra liegt. Die Feuerwehr bereitet
       sich schon seit Tagen auf die Möglichkeit eines Flammenangriffs auf die
       Metropole vor.
       
       Am späten Freitagnachmittag (Ortszeit) kämpften im bevölkerungsreichen
       Bundesstaat New South Wales mehr als 2.500 Feuerwehrleute gegen fast 150
       Feuer. Sie erhalten laufend Verstärkung aus anderen Ländern. Auch ein Team
       der amerikanischen Feuerwehr, das auf die Brandbekämpfung in isolierten
       Naturgebieten spezialisiert ist, ist in Sydney eingetroffen.
       
       ## Über 40 Grad und starke Winde
       
       Die Feuerwehr hatte schon zu Wochenbeginn vor katastrophalen
       Wetterbedingungen für Freitag gewarnt. Temperaturen von über 40 Grad und
       starke Winde erschwerten die Arbeit der Einsatzkräfte. Das wird auch
       Samstag größtenteils so bleiben, trotz einer leichten Abkühlung in einigen
       Gegenden.
       
       „In den nächsten Stunden werden wir eine Zunahme der Feueraktivität
       erleben“, so ein Sprecher der ländlichen Feuerwehr am Freitagnachmittag.
       Aber nicht nur in New South Wales waren die Feuerwehren im Dauereinsatz.
       Bewohner flohen vor Feuerfronten, die durch Teile von Ost-Victoria zogen.
       
       In diesem Bundesstaat wurden 240.000 Menschen per Mobiltelefon
       aufgefordert, die betroffenen Gebiete zu verlassen. Die Textnachrichten
       informieren die Empfänger, welche Orte gefährdet sind. Auch auf Kangaroo
       Island vor Südaustralien waren Besatzungen mit rasenden Winden,
       knochentrockener Vegetation und hohen Temperaturen konfrontiert.
       
       ## Medien streiten über die Ursache
       
       Während Feuerwehrleute im Kampf gegen die Flammen ihr Leben riskieren, tobt
       in den australischen Medien ein Kampf über die [2][Ursache der Feuer]. Seit
       Wochen wird den Zeitungen des von Rupert Murdoch kontrollierten
       Unternehmens News Corp vorgeworfen, den Ernst der Situation zu verharmlosen
       und Unwahrheiten über die Ursachen der Feuer zu verbreiten.
       
       Am Freitag [3][veröffentlichten australische Medien] die Kopie einer E-Mail
       der ehemaligen News-Corps-Finanzmanagerin Emily Townsend an den
       Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Miller. Darin schreibt sie, Angst und
       Enttäuschung über die Berichterstattung zu den Feuern habe ihre
       Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt, „insbesondere wegen der
       Fehlinformationskampagne, die versucht hat, die Aufmerksamkeit von dem
       wirklichen Thema, nämlich dem Klimawandel, wegzuleiten, um sich eher auf
       Brandstiftung zu konzentrieren (einschließlich der falschen Darstellung von
       Fakten)“.
       
       Sie fände es „skrupellos, weiterhin für dieses Unternehmen zu arbeiten, in
       dem Wissen, dass ich zur Verbreitung von Leugnung und zu Lügen über den
       Klimawandel beitrage. Die Berichterstattung, die ich in The Australian, The
       Daily Telegraph und Herald Sun miterlebt habe, ist nicht nur
       unverantwortlich, sondern auch gefährlich und schädlich für unsere
       Gemeinden und unseren schönen Planeten, der es mehr denn je braucht, dass
       wir die von uns verursachte Zerstörung anerkennen und etwas dagegen
       unternehmen“, schreibt Townsend weiter.
       
       In einer Reaktion meinte Michael Miller, er stehe zur Berichterstattung
       seiner Zeitungen über die Buschfeuer. „Frau Townsend trat im Dezember
       zurück und sollte die News Corp in Kürze verlassen“, so Miller am Freitag.
       Kritiker, unter ihnen führende Klimaexperten, werfen den Murdoch-Medien
       vor, seit Jahren eine Kampagne gegen Klimawissenschaften und erneuerbare
       Energien zu führen.
       
       10 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Klimaexpertin-zu-Feuern-in-Australien/!5651270
 (DIR) [2] /Carmichael-Kohlemine-in-Australien/!5654891
 (DIR) [3] https://www.smh.com.au/environment/climate-change/dangerous-misinformation-news-corp-employee-s-fire-coverage-email-20200110-p53qel.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Urs Wälterlin
       
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