# taz.de -- Neue Ticketautomaten für die Tram: Die BVG schafft das Geld ab
       
       > Die Berliner Verkehrsbetriebe testen neue Ticketautomaten auf den Linien
       > M5 und M10. Der Clou: künftig geht Bezahlen nur noch bargeldlos.
       
 (IMG) Bild: Besser ohne Bares? Die neuen Automaten kann man auch am Kundencenter Alexanderplatz testen
       
       Öffentliche Unternehmen stehen ja bei vielen im Ruf, altmodisch zu sein:
       Relikte einer Vergangenheit, in der sich noch nicht alles ums Geld drehte,
       aber auch niemand Begriffe wie Kundenzufriedenheit kannte. Die BVG kämpft
       schon lange gegen das Image des verschlafenen Staatsmonopolisten: mit der
       witzig-ironischen Kampagne „Weil wir dich lieben“, einer
       zeitgeistig-praktischen App, Plänen für neue Linien und, und, und. Wenn da
       nur nicht diese vorsintflutlichen Fahrkartenautomaten in den Tram-Bahnen
       wären...
       
       „Die können nicht mal 4-Fahrten-Karten ausgeben und nehmen nur Münzgeld“,
       kommentiert ein Schlaumeier in der taz am Dienstagvormittag den anstehenden
       Termin. Fast wortgleich begründet kurz darauf Martell Beck vom
       BVG-Marketing bei einer Probefahrt vom Betriebshof Lichtenberg Richtung
       Alex, weshalb die Verkehrsbetriebe jetzt ein Jahr lang neue Ticketautomaten
       testen. 36 Stück werden in Wagen der Linien M5 und M10 verbaut, je 18 in
       der „Optik wie die BVG-App“, so Beck; weitere 18, die eher wie die alten
       Automaten aussehen. Die Kund*innen sollen sie testen und der BVG bei
       Befragungen vor Ort oder [1][online Feedback geben].
       
       Der Clou der neuen Automaten laut Beck: „Sie bieten das volle Angebot aller
       unserer Fahrkarten und alle Zahlungsmöglichkeiten, inklusive Apple Pay und
       Google Pay.“ Nur eins kann man bei ihnen nicht: mit Geld zahlen. Das geht
       nur an den alten Automaten, die in den Test-Trams weiterhin installiert
       bleiben. Mit diesem Parallelbetrieb, erklärt Beck, wolle man herausfinden,
       ob und wie viel Bedarf am Barbezahlen noch besteht. Danach wird
       entschieden, welches Angebot es künftig für diese offenbar aussterbende
       Spezies geben wird.
       
       Eigentlich, gibt Beck offen zu, würde er das Bargeld in Automaten am
       liebsten „loswerden“. Es sei teuer fürs Unternehmen, „die Automaten werden
       auch öfter aufgebrochen“. Weil die totale Revolution aber vielleicht auch
       nicht überall gut ankommen würde, fügt er hinzu: „Wir sind ein öffentliches
       Unternehmen der Daseinsvorsorge“, und es gebe nun mal Menschen, für die
       bargeldloses Bezahlen nicht in Frage kommt: „Weil sie kein Konto haben oder
       nicht wollen, dass Mastercard weiß, was sie kaufen.“
       
       Für diese Gruppe werde man eine Lösung suchen, verspricht der Marketingchef
       – zum Beispiel eine aufladbare BVG-Geldkarte. „Vielleicht sind wir heute
       noch nicht so weit, das Bargeld abzuschaffen“, sagt Beck. Aber die
       Botschaft ist klar: Beim nächsten Schritt in die Zukunft ist die BVG vorne
       dabei.
       
       Beim Fahrgastverband Igeb ist man uneins, wie man das findet. „Ich finde
       bargeldlos okay. Andere im Verein sehen das anders“, sagt der
       stellvertretende Vorsitzende Jens Wieseke. Ihn stört etwas anderes: „Ich
       möchte am Automaten nicht nur zum Cottbusser Platz, sondern auch nach
       Cottbus lösen können.“
       
       18 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://go.bvg.de/neue-ticketautomaten
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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