# taz.de -- Vogelgrippe im Landkreis Aurich: Das auch noch
       
       > Während die Zahl der Corona-Infizierten steigt, ist jetzt in einem Stall
       > im Kreis Aurich die Geflügelpest aufgetreten: 10.000 Puten wurden
       > gekeult.
       
 (IMG) Bild: Das Veterinäramt hat einen Sperrbezirk im Radius von drei Kilometern um den Betrieb eingerichtet
       
       GÖTTINGEN taz | Im Landkreis Aurich gab es am Mittwoch 41 laborbestätigte
       Covid-19-Erkrankungen. Und nun ist der ostfriesische Kreis auch noch von
       der Vogelgrippe betroffen. Dieses Virus wird von Wildvögeln eingeschleppt.
       
       Bereits am vergangenen Freitag haben die Behörden in Niedersachsen bei
       einem Putenzucht-Betrieb in der Gemeinde Dornum einen Fall von
       hochpathogener Aviärer Influenza (HPAI), also Vogelgrippe, gemeldet. Stark
       krankmachende Influenzaviren sind zum Beispiel die Subtypen H5N1, H5N5 und
       H5N8. Sie werden auch als „Geflügelpest“ bezeichnet. Für Menschen sind
       diese Krankheitserreger ungefährlich.
       
       Die Diagnose aus Dornum wurde am Wochenende durch das nationale
       Referenzlabor des Friedrich-Löffler-Institutes auf der Insel Riems
       bestätigt. Die rund 10.000 Putenelterntiere des Betriebs im Alter von 50
       bis 60 Wochen mussten getötet werden. Mehrere Lastwagen waren vorgefahren,
       um die Kadaver der Tiere wegzubringen.
       
       Bisher ist es der einzige Fall: In zwei weiteren Betrieben in dem Bezirk
       wurden die Geflügelbestände negativ getestet. Das hätten Überprüfungen des
       niedersächsischen Landesamtes Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
       ergeben, teilte das Landwirtschaftsministerium in Hannover mit.
       
       Das Veterinäramt des Landkreises Aurich hat nach eigenen Angaben inzwischen
       einen Sperrbezirk im Radius von drei Kilometern und ein Beobachtungsgebiet
       im Radius von zehn Kilometern um den betroffenen Betrieb eingerichtet.
       Warnschilder weisen auf den Sperrbezirk hin. Ein Sicherheitsdienst
       überwacht die Absperrungen. In dem kleineren Radius gibt es nach Angaben
       des Veterinäramtes Jade-Weser und des Landkreises Aurich 65 Geflügelhalter
       mit 23.660 Tieren. Im größeren Beobachtungsgebiet sind es 710 Halter mit
       fast 250.000 Tieren.
       
       Seit Mittwoch gilt im Sperrbezirk eine Stallpflicht für Geflügel. Das
       heißt, die Halter müssten sämtliches Geflügel in geschlossene Ställe
       treiben und dort einsperren. Wer über keinen festen Stall verfügt, muss
       wenigstens eine Vorrichtung nachweisen, die nach oben und zu den Seiten mit
       Abdeckungen gesichert ist. Die Allgemeinverfügung der Behörde ist vorerst
       bis zum 31. Mai gültig. Es handele sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme,
       sagt ein Kreissprecher.
       
       Außerdem müssen die Halter im Sperrbezirk den Behörden die Anzahl der
       gehaltenen Vögel mitteilen. Und sie müssen dafür sorgen, dass alle Zugänge
       zu ihren Ställen dagegen gesichert sind, dass Unbefugte hinein kommen
       können. Menschen, die nicht zum Betrieb gehören, dürfen nur in
       Schutzkleidung auf die Höfe. Diese Kleidung muss nach Verlassen des Stalls
       gründlich desinfiziert oder fachgerecht entsorgt werden. Fahrzeuge und
       Gerätschaften, die in mehreren Ställen verwendet werden, sind vor einem
       Wechsel des Stalls ebenfalls zu reinigen und zu desinfizieren.
       
       Der Fall aus Osfriesland weckt Befürchtungen. Die bisher letzte
       Geflügelpest-Epidemie hatte im November 2016 begonnen und war im Frühjahr
       2017 abgeklungen. Das war die schlimmste Tierseuchenwelle dieser Art in
       Deutschland seit Jahrzehnten. Über 900.000 Hühner, Puten und Enten mussten
       damals bundesweit gekeult werden, 800.000 davon alleine in Niedersachsen.
       Hühnereier durften nicht mehr als Freilandeier verkauft werden, den Haltern
       entstanden Schäden in Millionenhöhe.
       
       Auch in diesem Jahr gab es in Deutschland und in angrenzenden Ländern
       bereits Fälle von Vogelgrippe. Mitte Januar war das Virus H5N8 zunächst bei
       einem Wildvogel in Brandenburg nachgewiesen worden. Ende desselben Monats
       traf es Legehennenbetriebe in Dänemark und Polen, rund 90.000 Tiere wurden
       dort insgesamt notgeschlachtet.
       
       In Baden-Württemberg gab es im Februar einen Vogelgrippe-Fall in einer
       Hobbyhaltung, 70 Tiere mussten getötet werden. Und Mitte März infizierte
       das Virus H5N8 in Sachsen einen Hof mit Hühnern und Enten. Der Betrieb
       wurde gesperrt und die Tötung des gesamtes Bestandes angeordnet.
       
       ## Aufruf zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen
       
       Vor diesem Hintergrund hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner
       (CDU) inzwischen alle geflügelhaltenden Betriebe sowie Privathalter
       aufgerufen, die Bio-Sicherheitsmaßnahmen in ihren Beständen zu verstärken.
       Dazu gehöre vor allem, einen möglichen Eintrag des Virus durch Kontakt zu
       Wildvögeln, aber auch über Fremdpersonen, zu vermeiden. Nur so könne eine
       Einschleppung verhindert werden.
       
       Bislang sind in Ostfriesland keine weiteren Fälle von Vogelgrippe bekannt
       geworden. Dass verseuchte Produkte in den Handel gelangt sein könnten,
       schließt der Landkreis Aurich aus. Bei dem gekeulten Geflügel habe es sich
       um Zuchttiere gehandelt, der Betrieb selbst sei auf die Eierproduktion
       spezialisiert.
       
       Der Auricher Landkreissprecher Rainer Müller-Gummels ist froh darüber, dass
       bisher keine weiteren landwirtschaftlichen Höfe betroffen sind: „Corona
       bringt derzeit alle an ihre Grenzen.“ Das Auftreten der Geflügelgrippe sei
       im Vergleich eher eine Randnotiz. Eigentlich hätten zwei Mitarbeiter des
       Veterinäramtes gerade die Kollegen des Gesundheitsamtes bei der Bekämpfung
       der Corona-Pandemie unterstützen sollen. Das sei wegen der Vogelgrippe erst
       einmal verschoben worden, sagt Müller-Gummels.
       
       26 Mar 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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