# taz.de -- Finanzierung fossiler Energien: Wenn Banken scheitern
       
       > Es tut sich etwas, aber immer noch zu wenig. Trotz Klimaschutzrichtlinien
       > investieren Banken weiterhin Milliarden in fossile Energien.
       
 (IMG) Bild: Auch die Deutsche Bank investiert weiter kräftig in fossile Energie
       
       BERLIN taz | Auf Klimagipfeln und -konferenzen geben sich die großen Banken
       gern als Umwelt- und Klimaschützer, die ihre Investments in
       Kohleinfrastruktur herunterfahren. Ihre Bilanzen zeigen laut einer neuen
       Studie allerdings, dass die Geldhäuser stattdessen immer mehr Geld in die
       fossilen Klimakiller investieren.
       
       Insgesamt 2,7 Billionen Dollar haben die größten 35 Privatbanken der Welt
       seit 2015 in Kohle, Öl und Gas investiert – eine stetig steigende Summe,
       seit die UN-Staaten im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 versprachen,
       die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 deutlich unter 2 Grad Celsius zu
       stoppen.
       
       Sieben Umweltorganisationen, darunter Oil Change International, Rainforest
       Action Network, Sierra Club, Reclaim Finance und Urgewald haben
       Investitionen und Kredite der Geldhäuser in der jährlichen Studie
       „[1][Banking on Climate Change 2020]“ ausgewertet. Das Resultat: Zwar
       gingen die Gelder für die besonders umweltschädliche Kohle leicht zurück,
       aber das Kapital floss umso stärker in Öl und Gas.
       
       Waren es noch 2016 insgesamt 640 Milliarden US-Dollar für die 2.100 Firmen,
       die nach fossilem Öl und Gas bohren, Pipelines und Häfen bauen oder
       Kraftwerke anlegen, so stieg die Summe 2019 auf 736 Milliarden. „Unsere
       Studie zeigt, wie stark uns die Finanzinstitute in Richtung Klimakrise
       treiben“, sagte Alison Kirsch vom [2][Rainforest Action Network]. „Die
       Banken scheitern kläglich daran, auf die Dringlichkeit der Klimakrise zu
       reagieren.“
       
       ## Studie: Öffentlicher Druck hilft
       
       Größter Finanzier war demnach die US-Bank JPMorganChase, die 269 Milliarden
       Dollar in die Fossilen steckte, gefolgt von Wells Fargo, Citibank und Bank
       of America. Die Deutsche Bank liegt mit insgesamt 69 Milliarden Dollar über
       die vier Jahre auf Rang 19, hat aber ihre jährlichen Investitionen in die
       Klimakiller auf etwa 12 Milliarden Dollar fast halbiert. Die Commerzbank,
       zweites deutsches Geldhaus in der Bewertung, steht ganz am Ende der
       dreckigen Liste – hat aber ihr umstrittenes Engagement zwischen 2016 und
       2019 von 1,1 auf 3,8 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht.
       
       Die Studie hebt hervor: Erst öffentlicher Druck habe die Banken dazu
       gebracht, ihre Geschäftspolitiken zumindest zum Teil zu ändern. So hätten
       26 der 35 Banken ihre Investments in die Kohleindustrie reduziert und
       immerhin 16 ihre Portfolios bei Gas und Öl verringert. Es gebe einen
       „klaren Trend, Klimaschutzrichtlinien zu verschärfen“, heißt es in der
       Studie. Das beginne mit Kohle und greife auf Öl und Gas über.
       
       23 Mar 2020
       
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