# taz.de -- Corona, Olympia und Britney Spears: Lasst die Spiele beginnen
       
       > Auch beim Thema Corona agiert Donald Trump rassistisch, Adidas prellt die
       > Miete und Olympia wurde verschoben. Zum Glück gibts noch Genossin Spears.
       
 (IMG) Bild: Ein Insta-Post reicht aus, um zur „Queen des Proletriats“ zu werden
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Wer ist bitte auf die Idee gekommen, uns alle auf
       den 20. April als Tag der Erlösung zu justieren?
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       AfD kann 20. 4. nicht allein feiern.
       
       [1][Boris Johnson hat sich mit dem Coronavirus infiziert.] Ein Anlass zu
       klammheimlicher Freude? 
       
       Harvey Weinstein! Friedrich Merz! Doch schon bei Prinz Charles oder Placido
       Domingo kommt die These, #MeToo habe das Designervirus in chinesischen
       Labors bestellt, wieder ins Wackeln. Männer über 60, anfassen verboten. Hm.
       
       Die [2][IOC verschiebt Olympia auf 2021]. Aber können Großveranstaltungen
       nächstes Jahr stattfinden? 
       
       Adidas wird es sich finanziell erlauben können. [3][Die Mietpreller]
       bestehen auf ihrer „Tradition als olympische Marke“, wie sich die
       Schuhkette Deichmann traditionell beweihräuchert, weil „die Bibel den
       Schuhgroßhändler leitet“. Eine Reihe dieser Handelsketten will nun ihre
       Ladenmieten nicht mehr bezahlen. Noch nicht recherchiert ist, wie diese
       Konzerne das bei ihren eigenen Immobilieninvestments halten werden. Die
       Verschiebung der Olympischen Spiele dagegen macht Sinn und wirft nur die
       Frage auf, ob das anhängende Turnlumpenproletariat weiter tüchtig
       Sportförderung bekommt. Im Kontext der globalen wirtschaftlichen
       Erschütterung ist Olympia jedoch nur Folklore. Der Kern: Wann überwältigen
       wirtschaftliche Interessen die der Menschlichkeit und Gesundheit? Lasst die
       Spiele beginnen.
       
       Noch vor einem Monat sagte Trump, man habe das Virus unter Kontrolle. Jetzt
       sind die [4][USA das Land mit den meisten bestätigten Infizierten.] Kann
       man eine Katastrophe noch abwenden? 
       
       Welche? Kann Corona Trump noch abwenden? Manche raunen dem Virus die Kraft
       bei, den starken Mann als hilflos rudernden Hampel vorzuführen. Husten, wir
       haben ein Problem. „Chinesisches Virus“ zieht Trump das rassistische
       Register, bald wird er mit anderen ehrlichen, armen Amerikanern gegen ein
       Establishment hetzen, das Beatmungsgeräte bezahlen kann. Nicht der
       glühendste Verfechter von „Obamacare“ wird sich dieses Beweisszenario
       gewünscht haben. Es könnte aber überzeugen. Am Ende werden Länder mit
       öffentlichem Gesundheitssystem weniger Menschen verloren haben.
       
       Bei Instagram ruft Britney Spears zur Umverteilung des Wohlstands und zu
       Streiks auf. [5][Britney eine Sozialistin?] Viele sind überrascht, aber war
       das nicht schon lange klar? 
       
       Nicht soooo lange, zu Anfang ihrer Karriere war sie eingeschriebenes
       Mitglied der Republikaner und unterstützte Georg W. Bush. Unterwegs sang
       sie Texte gegen „Warenfetischismus“ („Work bitch“) und unterstützte Obamas
       Gesetz für die „Dreamers“. Die Sozialistische Partei der USA begrüßte
       Spears nun als „Genossin Britney“ und, mal sehen, am Montag soll ein
       Generalstreik folgen. Kann man ranschmeißerisch finden, aber – wollen wir,
       dass Sahra Wagenknecht singt?
       
       80 Tonträger mit rechtsradikaler Musik sind im vergangenen Jahr auf dem
       Index gelandet, wie eine Anfrage der FDP im Bundestag ergab. Neben dem
       altbekannten Rechtsrock scheint Rechtsrap das neue Ding zu sein. Können
       Nazis überhaupt rappen? 
       
       „Rap“ in seiner Urform stammt aus den Sprechgesängen afro-amerikanischer
       Feldarbeiter. In die Popkultur gelang er über Schwarze Kirchen. Kurz – da
       ist alles versammelt, was ein Nazi töten möchte. Schreiben die das
       eigentlich „Repp“?
       
       Die Kultusministerien der Länder haben sich geeinigt: Sie Abiprüfungen
       finden statt. Muss das sein oder ist das einfach nur leichtsinnig? 
       
       Bin ich Arzt? Empörend jedenfalls, dass diese Generation um die Chaos-Woche
       vor dem Abi betrogen ist.
       
       Die Steakhouse-Kette Maredo ist pleitegegangen. Wie essen Sie eigentlich
       Ihr Steak? Blutig oder doch lieber aus Fleischersatz? 
       
       Maredo ist die Harley-Davidson unter den Tretrollern, die müssten den
       vegetarischen Trend 30 Jahre überwintern, um dann als gastronomie de la
       resistance aufzuscheinen. Vapiano, TUI, viele Reiseketten und
       Schnellverkaufsbuden wackeln jetzt. „Zombie-Firmen“, die von Kredit zu
       Kredit durchmodern und nüchtern bilanziert schon vor Corona letal waren.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Nehmen das Training wieder auf, in Zweiergrüppchen, ohne einander zu nahe
       zu kommen. Wegen sowas haben wir Ginther verkauft und Schmelzer kann das
       auch gut. Favre-Style. Fragen: Matej Snethlage, Patrick Wagner
       
       29 Mar 2020
       
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