# taz.de -- Macron zu Lockdown-Ende in Frankreich: Von Krieg ist nicht mehr die Rede
       
       > Kein Ende der Ausgangsbeschränkungen vor Mai. Cafés und Museen bleiben
       > bis Sommer geschlossen. Der Präsident bittet die Franzosen um einen
       > langen Atem.
       
 (IMG) Bild: Mit Spannung erwartet: Ein Paar in Saint Pee sur Nivelle am Montagabend während der Macron-Rede
       
       PARIS taz | In seiner vierten Fernsehansprache seit Beginn der
       [1][Corona-Epidemie] hat der französische Präsident Emmanuel Macron am
       Montagabend einen neuen Ton angeschlagen. Es war nicht mehr wie Mitte März
       von einem [2][„Krieg“ gegen Corona] die Rede. Der pathetisch klingende,
       patriotische Appell an die nationale Einheit hat dem Mitgefühl Platz
       gemacht.
       
       Er sei sich bewusst, dass dies für seine Landsleute „schwierige Tage“
       seien, sagte Macron in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Vor allem für
       die Eltern der Schulkinder auf engem Wohnraum müsse das ermüdend sein. In
       gewissen Fällen steige auch das Risiko von familiärer Gewalt.
       
       Der Präsident versicherte den Französinnen und Franzosen aber, dass dank
       der gemeinsamen Anstrengungen und eines Gesundheitssystems, das dem Ansturm
       Stand gehalten habe, Fortschritte erzielt worden seien. Dies gebe jetzt
       Anlass zur Hoffnung.
       
       Von ihrem Staatspräsidenten wollten die Französinnen und Franzosen am
       Montag hören, ab wann sie mit dem Ende der Ausgangsbeschränkungen und
       anderen Restriktionen im Kampf gegen das Coronavirus rechnen können. Ein
       Datum hat Macron ihnen nun genannt: Am 11. Mai sollen die Schulen aller
       Stufen und auch die Krippen wieder öffnen, nicht aber die Universitäten und
       Fachhochschulen.
       
       Auch soll die größtmögliche Zahl der Erwerbstätigen wieder arbeiten. Die
       Bedingung dafür sei aber, dass die Regeln bis dahin strikt befolgt werden.
       Im Gegenzug sollen bis zu dem genannten Datum die nötigen Corona-Tests zur
       Verfügung stehen.
       
       ## Spezifischer Plan für besonders betroffene Sektoren
       
       Das Ende des Lockdowns soll schrittweise umgesetzt werden. So sollen die
       gesundheitlich geschwächten und älteren MitbürgerInnen auch weiterhin so
       weit wie möglich daheim bleiben. Die Cafés, Restaurants, Museen und
       Konzertsäle bleiben voraussichtlich bis Mitte Juli geschlossen, kulturelle
       Anlässe wie das Filmfestival von Cannes oder das jährliche Theatertreffen
       in Avignon werden abgesagt oder verschoben.
       
       Mit diesen Ankündigungen soll Frankreich in der Frage nach einem Ende des
       Lockdowns einen ähnlichen Weg einschlagen wie andere europäische Länder –
       wenn auch im Vergleich zu Deutschland voraussichtlich mit einiger
       Verzögerung, was auch die Wirtschaft hart treffen dürfte. Zusätzlich zu
       bereits angekündigten Unterstützungsmaßnahmen für die Unternehmen sprach
       Macron am Montag von einem spezifischen Plan für den Tourismus und andere
       besonders betroffene Sektoren.
       
       ## Arbeitgeberplan ist für Gewerkschafter eine „Frechheit“
       
       Mit keinem Wort ging Macron auf die seit Sonntag laufende Polemik ein, die
       der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Medef ausgelöst hat. Geoffroy Roux
       de Bésieux erwartet von den Arbeitnehmern, dass sie mehr arbeiten und auf
       ihren Urlaub verzichten, um nach dem Ende der Epidemie die
       Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken und so ihre Arbeitsplätze
       zu retten. Gewerkschaftssprecher bezeichneten dieses Ansinnen zum gegebenen
       Zeitpunkt als pure Frechheit.
       
       Ungewohnt für den Staatschef war eine gewisse Selbstkritik, was die
       [3][Prävention einer solchen Epidemie] angeht und die weiterhin fehlenden
       Schutzmasken, Beatmungsgeräte und Corona-Tests. „Waren wir genügend
       vorbereitet?“, fragte Macron. „Ganz offensichtlich nicht. Es hat Mängel
       gegeben.“ Jetzt aber seien die Bestellungen gemacht, die französische
       Industrie habe die Produktion von Masken verfünffacht und 10.000
       zusätzliche Apparate zur Beatmung von Covid-Patienten seien beschafft
       worden.
       
       Wird das reichen, um das Vertrauen wiederherzustellen? Zu Beginn der
       Coronakrise hatten laut Umfrage 57 Prozent der Französinnen und Franzosen
       Vertrauen in die Fähigkeit der Staatsführung, diese Krise und ihre Folgen
       zu bewältigen. Ihr Anteil ist bis Ostern auf 38 Prozent gesunken.
       
       14 Apr 2020
       
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