# taz.de -- Fußballmillionäre in der Coronakrise: Der schmale Grat der Wohltäter
       
       > Die Zeiten scheinen für vermögende Profis günstig, um sich sozial und
       > moralisch zu profilieren. Doch dieser Eindruck trügt.
       
 (IMG) Bild: Liegt das Geld auf dem Rasen? Fußballprofis wollen derzeit gern zeigen, wie gut sie sind
       
       Imagepflege kostet. Das Teure daran sind nicht zuletzt die PR-Strategen,
       die bezahlt werden müssen, damit die Welt von guten wie edlen Taten
       erfährt. Insofern profitieren Sportler mit entsprechenden Rücklagen gerade
       ganz gut von der Corona-Zeit. Fast jeder Scheck für Coronakrisenopfer oder
       -helfer findet wie von selbst seine mediale Verbreitung. Die
       Nachrichtenticker müssen in der ereignislosen Phase schließlich weiter mit
       Sport- vorzugsweise Fußballmeldungen gefüttert werden.
       
       An diesem Wochenende wurde etwa getickert, der beim FC Liverpool
       angestellte ägyptische Nationalspieler Mohamed Salah habe eine
       [1][„gigantische Spende“] seinem Heimatdorf zukommen lassen. Tonnenweise
       Lebensmittel. Es soll sich dabei nicht nur um Mehl und Zucker gehandelt
       haben.
       
       Die Spendenaktivitäten jedes einzelnen Spielers des FC Bayern lassen sich
       so schnell und einfach nachrecherchieren wie ansonsten deren
       Zweikampfwerte. Es muss gar nicht viel sein. Berichtenswert sind schon die
       [2][50.000 Euro], die der ehemalige FC-Bayern-Profi Franck Ribery zwei
       Krankenhäusern in Florenz zukommen ließ. So viel muss man beim FC Bayern
       allein Strafe zahlen, wenn man mit dem falschen Auto zum Training kommt.
       
       Misanthrop wäre es gewiss, hinter jeder einzelnen Spende eitle,
       selbstsüchtige Motive zu vermuten. Nur haben diese privaten Wohltaten der
       Fußballmillionäre, so sie auf dem Markt der öffentlichen Aufmerksamkeit
       gehandelt werden, ihre Tücken.
       
       Berichte der Selbstlosigkeit aus der mondänen Welt leiden schon immer an
       Vermittlungsproblemen. Wenn Triathlet Jan Frodeno in seiner Wahlheimat im
       eigenen Pool mit Gegenstromanlage und beeindruckendem Panorama im
       Hintergrund für seine Spendenaktion krault, bildet das nicht nur
       Verbindendes ab.
       
       ## Unsolidarischer Raffzahn
       
       Die Millionäre bewegen sich auf einem schmalen Grat. Manuel Neuer wurde vor
       Kurzem noch als einer der Initiatoren der Corona-Spende der deutschen
       Nationalmannschaft gepriesen. Vermutliche Indiskretionen des FC Bayern über
       die Vertragsverhandlungen lassen den Torhüter plötzlich als unsolidarischen
       Raffzahn dastehen, der die Zeichen der Realität nicht erkannt hat. Dass das
       Manöver des FC Bayern billig ist, weil der Klub bei Vertragsverhandlungen
       welcher Art auch immer künftig ebenso auf seinen maximalen Vorteil schielt,
       geht dabei sowieso unter.
       
       Als ob der Profifußballs allein durch den Gehaltsverzicht von Spielern
       gerettet werden kann, damit Vereine wie der FC Bayern mit ihren vielen
       Gönnern aus Gesellschaft, Wirtschaft und Katar bald wieder so weiterwerkeln
       wie bisher.
       
       Für Fußballprofis gibt es derzeit nicht viel zu gewinnen. Zumindest nicht
       aus persönlicher Perspektive. Verständlich ist, dass der deutsche
       Nationalspieler Toni Kroos nicht für Real Madrid auf Geld verzichten
       möchte, sondern lieber nach bedürftigeren Empfängern Ausschau halten will.
       Weil das aber individuell kaum überzeugend zu lösen ist, musste sich Kroos
       für seine Eigensinnigkeit viel Kritik anhören. Fußballmillionäre sollten
       sich nicht zu wichtig nehmen mit ihren privaten Zuwendungen. Gemeinsam
       organisiertes und diskretes Handeln wäre ratsamer.
       
       20 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://egyptindependent.com/mohamed-salah-donates-thousands-of-tons-of-food-to-his-hometown/
 (DIR) [2] https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.hilfe-fuer-krankenhaeuser-coronavirus-bayern-legende-franck-ribery-mit-grosszuegiger-spende.4f8e8ee9-eaf4-49ee-9d6d-3bee152428b2.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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