# taz.de -- Lügde-Untersuchungsausschuss: Schweigen macht mitschuldig
       
       > Jugendamtsmitarbeiter ignorierten wohl Hinweise auf eine
       > Kindeswohlgefährdung. Jetzt verweigern sie die Aussage.
       
 (IMG) Bild: Warnsignale auf Kindesmissbrauch wurden ignoriert, übersehen, sie waren egal
       
       Wer den [1][Lügde-Prozess wegen massenhaften sexuellen Kindesmissbrauchs]
       auf einem Campingplatz in Nordrhein-Westfalen verfolgt, mit Anwält*innen
       gesprochen und die Aussagen von Polizist*innen im Gerichtssaal vernommen
       hat, der fragte sich am Ende immer wieder: Wie konnte das passieren? Wie
       konnten zwei Männer so lange und unter den Augen der Öffentlichkeit so
       viele Kinder in ihre Gewalt bringen und ihnen sexuelle, körperliche und
       psychische Gewalt antun?
       
       Zwar besitzen viele Täter die Gabe, ihre Taten gut zu verschleiern und zu
       verstecken. Insbesondere Menschen, die Gewalt an Kindern verüben,
       präsentieren sich im Alltag nicht selten als verständnisvoll, empathisch,
       vertrauenerweckend. Doch irgendwann verrät sich jedeR einmal. Das hat auch
       Andreas V., einer der beiden Lügde-Haupttäter, getan. Sogar mehrfach. Nur
       haben die Behörden nicht ernsthaft reagiert. Wären sie schon vor 20 Jahren
       dem nachgegangen, was ihnen Eltern erzählt haben, wäre es nicht zu den
       weiteren Tagen gekommen.
       
       Auch Mitarbeiter*innen des Jugendamts Hameln-Pyrmont nahmen Warnungen
       bezüglich einer Kindeswohlgefährdung wohl nicht ernst – Kolleg*innen des
       Jugendamts Lippe hatten zuvor nach einem „Hausbesuch“ von Andreas V. als
       Pflegevater dringend abgeraten. Das Behördenversagen füllt dicke Ordner:
       [2][Akten wurden manipuliert, Beweismaterial ist verschwunden, Aussagen
       wurden nicht weitergegeben].
       
       All das muss dringend aufgeklärt werden, die „Causa Lügde“ ist mit der
       Verurteilung der Täter noch lange nicht beendet. Ein Untersuchungsausschuss
       im Düsseldorfer Landtag versucht nun, politisch zu klären, wie das „System
       Lügde“ funktionieren konnte. Doch Zeuginnen des Jugendamts Hameln-Pyrmont
       wollen da nicht mitmachen und ihre Aussage vor dem Ausschuss verweigern –
       vermutlich, um sich selbst und andere zu schützen. Juristisch ist das ihr
       gutes Recht, moralisch hingegen höchst problematisch. Denn Schweigen
       bedeutet in Fällen wie Lügde ein System zu schützen, das Missbrauch
       fördert, zumindest aber zulässt.
       
       25 May 2020
       
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 (DIR) Simone Schmollack
       
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