# taz.de -- Was zählt überhaupt die Freiheit der Kunst in Zürich?
       
       > Harald Naegeli hat wieder eine Strafanzeige erhalten
       
 (IMG) Bild: Harald Naegeli
       
       Von Eberhard Geisler
       
       Harald Naegeli, der berühmte, mittlerweile 80-jährige Sprayer von Zürich,
       den Willy Brandt einst vor juristischer Verfolgung bewahrt und nach
       Deutschland geholt hatte und der mit Joseph Beuys eng befreundet gewesen
       ist, hat derzeit wieder einmal Probleme. Genauer gesagt: die Stiftung
       Zürcher Kunsthaus hat Probleme, und zwar mit ihrem Verständnis von Kunst.
       Naegeli, der unlängst aus Düsseldorf in seine Heimatstadt zurückgekehrt
       war, hat jetzt von dieser Stiftung eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung
       erhalten, weil er es gewagt hatte, gewissermaßen als Krönung seiner
       langjährigen Arbeit, die zuletzt auch viele Totentänze an den Häuserwänden
       der Stadt hervorgebracht hat, das ehrwürdige Gebäude Zürcher Bürgerstolzes
       mit einem Graffito zu verzieren. Dieses – wahrscheinlich eines seiner
       markanten schwarzen Strichmännchen, die seit einiger Zeit an die Bedrohung
       der Zivilisation durch Kriege und manches andere Unheil erinnern – wurde
       von besagter Institution mittlerweile wieder entfernt. Es war dies aber
       wohl, und das haben diese Hüter der Kunst nicht verstehen wollen, eine
       Aktion aus dem Herzen der Kunst selbst, die, wenn sie authentisch ist,
       nicht die Wohnzimmer schmücken, sondern immer wieder das Bestehende in
       Frage stellen und einen Gestus der Öffnung und Verlebendigung suchen will.
       Unterstützt ihn jetzt alle in seinem Strafverfahren! Er ist eine Figur von
       internationalem Rang.
       
       17 Jun 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eberhard Geisler
       
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