# taz.de -- Fox News expandiert: Projekt Europa
       
       > Der US-Sender baut sein Angebot aus und will auch Publikum in Deutschland
       > erreichen. Ein Streamingangebot soll ab September starten.
       
 (IMG) Bild: Der Fuchs geht um – bald nicht mehr nur in den USA
       
       Ein Nachrichtenkanal aus den USA [1][expandiert international] und beehrt
       ab Mitte September neben Spanien und Großbritannien auch Deutschland mit
       seinem Programm. Weil die klassischen Verbreitungswege über richtige Sender
       heute nicht mehr nötig sind, findet das ganze per Livestream und App statt.
       Modern sind sie also auch noch. Kann also eigentlich niemand was dagegen
       haben. Muss man aber. Denn es handelt sich um Fox News.
       
       Man sei „begeistert, unserem treuen internationalen Publikum künftig einen
       direkten Zugang zu Nachrichten und tiefgehender Analyse, der sie trauen,
       bieten zu können“, applaudiert sich per Pressemitteilung Fox-News-Chefin
       Suzanne Scott. „Devoted audience“, steht da im amerikanischen Original. Und
       genau hier liegt das Problem. Von unabhängigem, fairem Journalismus kann
       bei Fox News schon lange keine Rede mehr sein. Von Anhänger*innen, die
       geradezu gläubig sind und sich wie von einer schlechten Predigt verblenden
       lassen, schon eher.
       
       Fox News hat eine beachtliche Entwicklung hinter sich. Von Anfang an war
       der 1995 gestartete Sender treuer Steigbügelhalter der Republikaner, vor
       allem der erzkonservativen Fraktion in der Partei. Schließlich heißt der
       Besitzer des Ladens bis heute Rupert Murdoch. Doch wie viele in dieser
       Partei hat auch Fox News irgendwann die Lust an der Vernunft verloren und
       nicht nur brav den Umschwung hin zu den Wirrköpfen der neuen Rechten und
       den Verschwörungstheoretikern mitvollzogen, sondern dem Affen stets weiter
       Zucker gegeben. Donald Trump als Präsident wäre ohne Fox News nicht
       denkbar.
       
       In seinem Buch „Der Raum, in dem alles geschah“ beschreibt Trumps
       ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton, dass der Präsident selten vor
       elf Uhr Vormittags auf der politischen Bildfläche erscheine, sondern lieber
       vorher einige Stunden Fox News schaue. Was er dort mitnehme, habe mehr
       Einfluss als die Expert*innen seiner eigenen Regierung. Die verharmlosende
       Berichterstattung über die Coronapandemie und die Gefährdungslage für die
       USA auf Fox News sind da nur ein Negativbeispiel von vielen.
       
       ## Luft wird dünner
       
       Allerdings sagt sich „Potus“ (President Of the United States) mittlerweile
       immer häufiger [2][von seinen ehemaligen Buddies im Unternehmen los], weil
       dort doch dann und wann weiter journalistisches Resthirn zuckt. Noch ist
       Fox News der erfolgreichste Nachrichtenkanal im amerikanischen Fernsehen.
       Doch nun macht sich Konkurrenz breit.
       
       Die Sinclair Broadcast Group ist mit knapp 200 Lokal- und Regionalsendern
       in den USA ein international bislang kaum bekannter Riese. Schon 2016
       probte deren Vorstandschef die ultimative Anbiederung an Trump: „We are
       here to deliver your message“, frei übersetzt „Wir stehen bereit, Ihre
       Botschaften unters Volk zu bringen“, hatte der dem
       Präsidentschaftskandidaten öffentlich gemeldet. Trumps neue Liebe aber
       heißt OAN – One America News. Der Präsident retweetet aktuell gern mal
       begeistert Meldungen des Kanals, dessen „Journalist*innen“ auch die
       aberwitzigen Hirngespinste der QAnon-Bewegung als seriöse Quelle zitieren.
       
       In den USA wird die Luft für Fox News also dünner. Was zu der Denke im
       Konzern geführt haben mag, dann eben im populistisch unterversorgten
       Ausland Boden wiedergutzumachen. In Europa mühen sich zwar Putins Kanal RT,
       hierzulande sogar mit dem deutschsprachigen Ableger RT Deutsch. Doch der
       Erfolg bleibt bislang aus. Fox News könnte hier mit seinem pseudoseriösen
       Anstrich besser funktionieren. Der Preis von 6,99 Dollar (knapp 6 Euro) im
       Monat dürfte nicht allzu abschreckend wirken und Englisch ist heute auch
       kein Problem mehr.
       
       ## Desinformationen verhindern
       
       Da das geplante Streamingangebot von Fox News klar TV-Programm ist, müsste
       der Kanal im Prinzip eine entsprechende Fernsehlizenz bei den
       Landesmedienanstalten (ALM) beantragen. Doch dort ist bislang kein
       entsprechender Antrag auf Zulassung eingegangen, heißt es auf taz-Anfrage.
       
       Denn „sofern Fox News im EU-Ausland über eine entsprechende Lizenzierung
       verfügt, könnten sie damit das Programm EU-weit per Livestreaming
       verbreiten“, so ALM-Sprecherin Anja Bundschuh, und bräuchte keine eigene
       Zulassung für Deutschland. Fox News ist bereits in Spanien lizensiert und
       erfüllt daher wohl diese Voraussetzungen. Das bedeutet aber auch, dass es
       die deutsche Medienaufsicht schwer haben wird, gegen künftige krude
       Programme und mögliche Desinformationen im Fox-News-Angebot für Deutschland
       einzuschreiten. Denn sie ist dann formell gar nicht zuständig.
       
       14 Aug 2020
       
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