# taz.de -- Aktivistin über EU-Agrarministertreffen: „Wir sind unschuldig am Höfesterben“ > Am Sonntag wollen Umweltschützer beim Treffen der > EU-Landwirtschaftsminister demonstrieren. Ihnen geht es um eine > Agrarwende, sagt die Organisatorin Saskia Richartz. (IMG) Bild: Ernte auf einem Biobauernhof bei Berlin taz: Frau Richartz, Ihr [1][„Wir haben es satt“]-Bündnis demonstriert am Sonntag anlässlich der EU-Agrarministerkonferenz in Koblenz. Warum? Saskia Richartz: Wir demonstrieren für eine nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft, weil die Minister sich treffen, um die [2][EU-Agrarreform] zu diskutieren. Wir fordern eine Umverteilung dieser künftig jährlich 55 Milliarden Euro Subventionen. Worin soll das Geld fließen? Wir müssen weg von Flächensubventionen, die per Gießkannensystem einfach auf die Hektare verteilt werden. Stattdessen sollte die EU in den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sowie durchaus auch in gute Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und den Erhalt von Bauernhöfen investieren. Auch Covid 19 hat gezeigt, dass wir für unsere Ernährungssouveränität gerade diese bäuerliche Landwirtschaft brauchen, die vielfältige Produkte regional erzeugt. In Koblenz wird auch die Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) protestieren. Sie macht Leute wie Sie, die strengere Umwelt- und Tierschutzauflagen fordern, für das Höfesterben verantwortlich. Zu recht? Nein. Ich kann verstehen, dass es nicht leicht ist, diesen Anforderungen auf den Höfen gerecht zu werden. Aber das liegt an der Politik, die die Höfe nicht dabei unterstützt, zu investieren, um diese Anforderungen zu erfüllen. Stattdessen haben die Spitzen des Bauernverbands, Agrarministerin Julia Klöckner und ihre Amtsvorgänger von der Union dieses schrecklich „Wachse oder weiche“-Dogma gefördert: Also, wenn du bei der Billigproduktion nicht mithältst und nicht mehr Land besitzt, dann musst du halt vom Acker. Daran sind nicht wir oder der Umwelt- und Naturschutz schuld. Werden Sie in Koblenz mit Land schafft Verbindung reden? Wir haben LsV ein Gespräch angeboten, aber noch keine Antwort erhalten. Wir fordern aber auch, dass sich jede Initiative, die sich mit uns an einen Tisch setzt, klar gegen Rechts abgrenzt. Da muss LsV als relativ junge Bewegung noch nachjustieren. Warum? Weil sie sehr wohl Mitläufer aus dem rechtsextremen Bereich hat. Es kann natürlich immer passieren, dass bei Demos solche Leute dabei sind. Aber dann muss man sich davon ganz klar distanzieren. Auch innerhalb der Bewegung ist ja die Position nicht immer ganz klar. Manche LsV-Anhänger haben zum Beispiel das Symbol der Landvolk-Bewegung genutzt, die in den 1920er Jahren Anschläge verübte und von der die NSDAP profitierte. 29 Aug 2020 ## LINKS (DIR) [1] /Wir-haben-es-satt-Demo-in-Berlin/!5657619 (DIR) [2] /Landwirtschaft-in-Europa/!5654787 ## AUTOREN (DIR) Jost Maurin ## TAGS (DIR) Demonstration (DIR) Agrarpolitik (DIR) Julia Klöckner (DIR) Umweltschutz (DIR) Landwirtschaft (DIR) Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft (DIR) Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft (DIR) Landwirtschaft ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Neuer Agrar-Rat nimmt Arbeit auf: Ein Plan für die Landwirtschaft Ein neuer Expertenrat der Bundesregierung erarbeitet Empfehlungen für die Landwirtschaft. Es geht um mehr Umweltschutz und weniger Höfesterben. (DIR) Nach Kritik an Coronamythen im Fenster: Rechter Bioladen löscht Demeterlogo Auf Druck des Anbauverbands verschwindet dessen Marke aus dem Schaufenster des Bamberger Geschäfts. Die Zettel mit Corona-Verschwörungsmythen bleiben. (DIR) Landwirtschaft in Europa: EU-Agrarkommissar will nur bio Ökolandbau könne zum Green Deal der EU beitragen, sagt Janusz Wojciechowski. Doch ein Großteil der Bauern will sogar weniger Umweltschutz. (DIR) „Wir haben es satt“-Demo in Berlin: Kostümiert gegen Klöckner 25.000 Menschen demonstrierten am Samstag für eine umweltfreundlichere Agrarpolitik. TeilnehmerInnen richteten klare Worte an die Umweltministerin.