# taz.de -- Anschlag auf Afghanistans Vizepräsidenten: Saleh entkommt Attentat
       
       > Sechs Menschen sterben bei einem versuchten Anschlag auf den
       > Vizepräsidenten. Zuvor hatte er die Taliban kritisiert, mit denen
       > Friedensgespräche bald starten sollen.
       
 (IMG) Bild: Nach dem versuchten Anschlag auf den Vizepräsidenten Amrullah Saleh in Kabul
       
       KABUL dpa | Afghanistans [1][Vizepräsident Amrullah Saleh] ist in der
       Hauptstadt Kabul nur knapp einem Mordanschlag entkommen. Mindestens sechs
       Menschen wurden bei dem Bombenattentat auf sein Auto getötet, wie ein
       Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch mitteilte. Saleh zeigte
       sich nach dem Anschlag, bei dem er seinen Sohn an der Seite hatte, in einem
       Video. Er berichtete: „Wir haben ein sehr leichtes Brennen am Gesicht und
       Kopf. Meine Hand ist ein wenig verletzt, weil es eine sehr starke
       Druckwelle gab. Das Autofenster ist geschmolzen.“
       
       Rund um den Anschlagsort im Herzen der Hauptstadt waren zerstörte Geschäfte
       und ein weites Trümmerfeld zu sehen. Nach Berichten von Augenzeugen soll
       die Autobombe explodiert sein, als der Vizepräsident in einem Konvoi auf
       dem Weg zur Arbeit war. Mehrere Leibwächter und viele Passanten wurden
       verletzt. Selbst aus mehreren Kilometern Entfernung war noch eine
       Rauchwolke zu erkennen. Die [2][militant-islamistischen Taliban]
       dementierten umgehend, hinter dem Bombenanschlag zu stehen.
       
       Saleh gilt als scharfer Kritiker der Taliban, mit denen [3][demnächst
       Friedensgespräche beginnen sollen]. Am Sonntag hatte er sie in einem
       Interview mit dem TV-Sender Tolonews als Terroristen bezeichnet, vor allem
       von Gewalt bestimmt. Afghanistans ehemaliger Geheimdienstchef hatte bereits
       im Juli 2019 ein Attentat überlebt. Bei dem damaligen Angriff auf sein Büro
       in Kabul töteten Angreifer 24 Menschen. Etwa 50 wurden verletzt.
       
       Der Anschlag erfolgte vor dem geplanten Beginn innerafghanischer
       Friedensgespräche, die in Katar am Persischen Golf abgehalten werden
       sollen. Noch immer gibt es für die Gespräche zwischen den Taliban und der
       Regierung kein konkretes Datum. Diplomaten sind bereits in der katarischen
       Hauptstadt Doha eingetroffen. Auch das Verhandlungsteam der Taliban ist
       schon in einem Hotel direkt am Meer. Streit gibt es um das [4][Schicksal
       einiger Talibankämpfer], deren Freilassung die Islamisten als Vorbedingung
       für Friedensgespräche fordern.
       
       Bereits in den vergangenen Monaten wurden in Afghanistan Politiker,
       Aktivisten und Religionsvertreter angegriffen oder getötet. Experten sehen
       dahinter den Versuch, die Lage vor den geplanten Friedensverhandlungen zu
       destabilisieren. Die Drahtzieher der Attentate bleiben in der Regel im
       Verborgenen.
       
       9 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Anschlag-auf-Politikerbuero-in-Kabul/!5613713
 (DIR) [2] /Aufstaendische-am-Hindukusch/!5670563
 (DIR) [3] /Vor-Friedensgespraechen-in-Afghanistan/!5702474
 (DIR) [4] /Frieden-in-Afghanistan/!5699731
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Taliban
 (DIR) Friedensgespräche
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gespräche über Zukunft von Afghanistan: Start in Doha
       
       Zum ersten Mal treffen Regierungsvertreter und Taliban-Repräsentanten
       direkt aufeinander. Gesucht wird ein Weg, den 19 Jahre währenden Krieg zu
       beenden.
       
 (DIR) Vor Friedensgesprächen in Afghanistan: Die Unbeugsame
       
       Fausia Kufi überlebt ein weiteres Attentat. Die bekannte Frauenrechtlerin
       gehört zur Regierungsdelegation für die Verhandlungen mit den Taliban.
       
 (DIR) Dokumentarserie zu Afghanistan: Erzählung voller Tragik
       
       Auf Arte schaut ein dokumentarischer Vierteiler mit spannenden
       Protagonist*innen zurück auf die Geschichte von „Afghanistan. Das
       verwundete Land“.
       
 (DIR) Aufständische am Hindukusch: Afghanistans Parallelregierung
       
       Die Taliban haben sich gemäßigt, weil sie an die Macht wollen. Vielen
       Afghanen ist egal, wer Schulen und Kliniken betreibt – solange sie
       funktionieren.