# taz.de -- Wirecard-Skandal in der Europäischen Union: „Die Zukunft der Finanzen ist digital“
       
       > Der Wirecard-Skandal beschäftigt jetzt auch die Europäische Union. Ihr
       > Appetit auf digitales Bezahlen ist aber weiterhin groß.
       
 (IMG) Bild: Während Corona noch populärer geworden: bargeldloses Bezahlen mit Bankkarte
       
       BRÜSSEL taz | Der Skandal um den insolventen deutschen Finanzdienstleister
       Wirecard ruft nun auch die EU-Kommission auf den Plan. Der stellvertretende
       Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis kündigte eine verschärfte Aufsicht
       an. Auch eine zentrale Überwachung durch die EU sei möglich, sagte der
       Lette am Donnerstag in Brüssel.
       
       Der Skandal zeige, „dass es Raum für Verbesserungen bei den Regeln und
       ihrer Anwendung gibt“, sagte Dombrovskis. Die EU-Kommission will prüfen,
       wie gut oder schlecht die Aufsicht in den 27 Mitgliedstaaten funktioniert.
       Ende 2021 will die Behörde dann handeln. Eine mögliche Option sei, eine
       direkte Überwachung durch EU-Aufsichtsbehörden einzuführen.
       
       Die deutschen Behörden [1][hatten bei Wirecard versagt] und schieben sich
       nun gegenseitig die Verantwortung zu. Wegen mangelnder Kontrolle gingen
       fast 2 Milliarden Euro verloren. [2][Nun soll ein parlamentarischer
       Untersuchungsausschuss eingesetzt werden]; sogar Bundesfinanzminister Olaf
       Scholz könnte in Bedrängnis kommen.
       
       Der deutsche Skandal hat der EU jedoch nicht den Appetit auf den
       elektronischen Zahlungsverkehr und die sogenannte Fintech – also Firmen wie
       Wirecard – verdorben. „Die Zukunft der Finanzen ist digital“, erklärte
       Dombrovskis. Die EU-Kommission brachte ein umfangreiches Reformpaket auf
       den Weg, das Europa den Anschluss sichern soll.
       
       ## Einfach und sicher
       
       So will die Brüsseler Behörde das Angebot von bargeldlosen Bezahlsystemen
       vereinheitlichen. Damit würde es für Verbraucher künftig „einfacher, in
       Geschäften zu bezahlen und Onlinegeschäfte sicher und bequem abzuwickeln“.
       Die Kommission will sich auch für grenzüberschreitende Zahlungsdienste
       einsetzen.
       
       Mit Hilfe von Echtzeitüberweisungen könnten Zahlungen „innerhalb von
       Sekunden“ ausgeführt werden, heißt es in einem Strategiepapier der
       EU-Behörde. Allerdings sei der europäische Binnenmarkt in dieser Hinsicht
       noch sehr zersplittert. Dombrovskis will das ändern und auch die
       umstrittenen virtuellen Währungen fördern.
       
       Zugleich bemühte er sich, die vor allem in Deutschland verbreitete Angst
       vor einer Abschaffung des Bargelds zu zerstreuen. Bargeld solle „sowohl
       zugänglich als auch allgemein akzeptiert bleiben“, betont die Brüsseler
       Behörde. Allerdings setzen viele Zahlungsdienstleister und
       Kreditkarten-Anbieter auf eine Abschaffung von Cash.
       
       Auch die Coronakrise hat dazu beigetragen, Barzahlungen einzuschränken. Aus
       Angst vor möglichen Infektionen akzeptieren viele Supermärkte und
       Restaurants nur noch bargeldlose Bezahlung. Dass die EU nun digitale
       Zahlungen erleichtern und fördern will, könnte die Angst vor einem Ende des
       Bargelds weiter anheizen.
       
       „Bei aller Euphorie über die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs muss klar
       sein, dass das Bargeld nicht unter die Räder kommen darf“, warnt der
       CSU-Europaabgeordnete und Finanzexperte Markus Ferber. Es sei „mehr als
       erfreulich“, dass sich die EU-Kommission endlich zum Bargeld bekenne. Nun
       müssten aber auch Taten folgen.
       
       24 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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